„Hat Gott mich mit einer Botschaft an die Menschheit betraut? — dann kann ich nicht umhin, dem Ruf zu folgen.“ Das war die Einstellung Mary Baker Eddys hinsichtlich ihres Lebenswerkes, wie wir sie in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 (S. 31) dargelegt finden. Nichts könnte ein klareres Licht auf den Charakter der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft werfen.
Viele haben durch Erfahrung gelernt, daß, wenn sie eine innere Überzeugung von dem Wert der Botschaft Mrs. Eddys an die Menschheit erlangt haben, „müde Hände“ und „strauchelnde Kniee“ gestärkt wurden. Die Christliche Wissenschaft ist heutzutage die wichtigste Unternehmung in der Welt. Die Erkenntnis dieser Tatsache erhebt einen über das, was sonst als persönliche Begrenzungen erscheinen möchte. In welchem Maße sind wir bereit, rein persönliche Wünsche aufzugeben um der Gelegenheit willen, bei dem großen, von unserer Führerin begründeten Werk mitarbeiten zu können? Das ist die Frage, über die wir uns entscheiden müssen — und ein jeder muß diese Entscheidung selber treffen.
Die Neigung, Ausreden zu finden, um nicht in den verschiedenen Unternehmungen der Zweigkirchen mitzuwirken, ist ein Beispiel dieser mangelnden Bereitschaft, irgendwelche persönliche Opfer zu bringen. Und doch haben viele selber erlebt, daß selbstlose Arbeit im Dienste unserer Bewegung bereichernde Erfahrungen bringt. Ja, es ist immer bereichernd und niemals verarmend, eine Neigung zur Selbstsucht um der andern willen zu überwinden, besonders in einer Bewegung wie der unseren.
Mrs. Eddy gab alles, was sie hatte, im Dienste der von ihr gegründeten Bewegung — und sie erwartete ein Gleiches von ihren bereitwilligen Nachfolgern. Neue Stärke und Freiheit sind stets Begleiterscheinungen der Bereitwilligkeit, einen Teil der zu tragenden Lasten auf sich zu nehmen. Ja, die Lebensfähigkeit unserer Bewegung wird immerdar im Verhältnis zu den selbstlosen Dienstleistungen ihrer Mitglieder stehen. Man kann niemals im voraus wissen, wann und wieviel das, was wir beitragen, jemanden segnen mag, der gerade dessen bedarf, was die Christliche Wissenschaft ihm zu geben vermag. Und der nie versagende Antrieb für solche Dienstleistungen ist immer die Liebe zu Gott und dem Menschen — die Liebe, die die Christliche Wissenschaft betont. Jeden Schritt unter göttlicher Führung zu tun, bedeutet, die Zuversicht zu entfalten, die so notwendig ist, um unser Werk zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen.
Göttliche Führung zu suchen, bedeutet mehr, als nur darum zu beten, als ob wir um eine Gunst bäten. Es gibt keine Trennung zwischen Gott und dem Menschen, dem göttlichen Gemüt und seiner Idee. Was auch immer wir zu wissen brauchen, ist stets augenblicklich verfügbar — wegen der Allgegenwart des Gemüts. In dem Moment, wo wir anfangen, von unserer Arbeit richtig zu denken — nämlich, daß wir im Dienste der Menschheit Gott ehren — beginnt die Entfaltung der Ideen.
Die Christliche Wissenschaft richtet die Herrschaft des göttlichen Gemüts auf Erden auf. Intelligenz ist immer erleuchtend. Wir wenden uns an dieses Gemüt, um das Verständnis und die Führung zu finden, deren wir bedürfen, mit der Überzeugung, daß diese schon unser eigen sind — ebenso wie die Blume sich der Sonne zuwendet und in sich aufnimmt, was sie für ihre besondere Eigenart und ihre Aufgabe braucht. Die zwingende Kraft der Seele oder des Gemüts zu empfinden, bedeutet, bereit zu sein, das zu tun, was getan werden muß, und es klüglich und mit Freuden zu tun.
Die Entscheidungen, die wir heute treffen, sind wichtig; denn sie führen unvermeidlich zu wichtigeren Entfaltungen für morgen. Die Weigerung, eine sich bietende Gelegenheit zu benutzen, von der man eigentlich Gebrauch machen sollte, bedeutet, zu subtrahieren, wenn man addieren sollte, und dann zu erwarten, daß sich das richtige Resultat ergeben würde.
Die sich ansammelnde Wirkung von individuellen Bemühungen verschiedener Art und Begabung entscheidet den Erfolg eines Unternehmens. Und eine gerechte Würdigung derer, die schon in ähnlichen Unternehmungen mitgewirkt haben, erntet die notwendige Würdigung für das Werk, an dem wir arbeiten.
Die Entscheidungen, die Mrs. Eddy traf, und die wichtigen Verfahrensfragen, die durch ihre klare Einsicht und ihre mutige Überzeugung gelöst wurden, zeugen davon, daß sie ein sehr verständnisvolles Herz hatte. Ihre Entscheidungen mußten ja richtig sein, wenn ihr Lebenswerk mit Erfolg gekrönt werden sollte. Die ernsten Mitarbeiter jener Tage, die ihre Verantwortungen so bereitwillig auf sich nahmen, trugen viel zu dem Fortschritt ihrer Kirche bei und legten den Grund für die weit ausgebreitete Bewegung, durch welche die heutige Welt so reich gesegnet wird. Der weitere Fortschritt ihrer Kirche erheischt ein gleiches selbstloses Sichweihen von gegenwärtigen und zukünftigen Mitarbeitern.
Mrs. Eddy hatte natürlich das Vorbild des Meisters Christus Jesus, um sie zu leiten und zu ermutigen. Sie sah, wie wertvoll es für ihn gewesen war, sich stets an seinen göttlichen Urquell zu wenden, um da Inspiration und Kraft zu finden für alles, was er tat; und sie war stets dessen eingedenk, das er sagte (Joh. 5:19): „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“
Das Vorbild seiner Jünger ist heutzutage den Nachfolgern unserer lieben Führerin ebenso hilfreich. Denn die göttliche Liebe stellt die gleiche Forderung an diejenigen, die die Bedeutung von Mrs. Eddys Sendung an die Menschheit erkannt haben, wie diese gestellt wurde an diejenigen, die die Wichtigkeit von des Meisters Sendung erkannt hatten.
Gott, das göttliche Prinzip, stellt beständig die Forderung an uns alle, geistig höher zu steigen. In keiner anderen Weise können wir das Ausmaß der Wirksamkeit erlangen, das uns ermächtigt, uns über unsere äußere Umwelt zu erheben, und den Sieg über die falschen Annahmen davonzutragen, die zu überwinden wir berufen sind — falsche Annahmen über uns selbst wie auch über die andern, denen wir zu helfen suchen.
Bei unserm Streben, Gott zu dienen, gibt es nichts, das die Stelle des Gebets einnehmen könnte, das uns befähigt, „unter dem Schirm des Höchsten“ zu sitzen, und „unter dem Schatten des Allmächtigen“ zu bleiben (Ps. 91:1).
