Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“: „Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft, ist Liebe“ (S. 113). Es ist klar, daß die erste Überlegung eines Ordners in einer christlich-wissenschaftlichen Kirche darin bestehen muß sicherzustellen, daß er die Besucher mit der Liebe willkommen heißt, die von Gott, von der göttlichen Liebe, ausgeht.
Wenn der Ausdruck dieser Liebe sich nur auf ein Lächeln beschränkt, das so oft zu einer mechanischen Geste wird, dann hat es wenig zu tun mit der Liebe, die Mrs. Eddy mit Recht von uns fordert. Kein Ordner würde wünschen, das Empfinden haben zu müssen, daß Gottes Liebe für ihn oder für andere nicht größer sei und nicht tiefer gehe als ein bloßer Gesichtsausdruck.
In der Christlichen Wissenschaft ist es die Vergeistigung des Bewußtseins, die die Allgegenwart und Macht Gottes bestätigt. In dem Maße also, wie das Bewußtsein des Ordners mit allumfassender geistiger Liebe erfüllt ist, wird er imstande sein, den Besuchern jenen anheimelnden Willkommensgruß darzubieten, der einer christlich-wissenschaftlichen Kirche würdig ist.
Der Besucher wird einen solchen Willkomm sehr bald spüren. Es handelt sich dabei nicht um die überschwängliche Begrüßung eines Menschen. Der Willkomm wird mit Ruhe und Herzenswärme übermittelt. Er wird das Antlitz des Ordners erleuchten und wird in jenem Augenblick der Begrüßung nichts weniger als das Bewußtsein von der Allgegenwart Gottes und Seiner Liebe zu Seinen Kindern zum Ausdruck bringen.
Das sterbliche Gemüt möchte die Begrüßung unter Menschen zu einer Art von Spekulationsgeschäft machen. Zunächst wird dem anderen versuchsweise etwas Herzlichkeit entgegengebracht, während derjenige, der dies tut, darauf wartet, wie sein Gegenüber darauf reagieren wird. Wenn die Erwiderung des Grußes dem ursprünglichen Angebot gleichkommt, hat ein guter Austausch von Herzlichkeit stattgefunden. Entspricht die Erwiderung dem Angebot jedoch nicht, so ist man nur allzuleicht geneigt, sich unwillkürlich schnell zurückzuziehen.
Nun gibt es aber keinen Platz für einen Handel irgendwelcher Art in dem Tempel Gottes, und Liebe kann nicht eingehandelt werden, und man kann auch nicht mit ihr handeln. Wenn der Ordner sein Bewußtsein so vergeistigt hat, daß er die Besucher mit jener echten Liebe begrüßen kann, die er für sie empfindet, dann kann es unmöglich einen Handel irgendwelcher Art geben. Es wird dem Besucher eine so reine Liebe entgegenströmen, daß seine Unschlüssigkeit oder Schüchternheit überwunden wird.
Sollte der Ordner wirklich feststellen, daß sein Gruß nicht freundlich erwidert wird, und bei dem Besucher einen in sich gekehrten, düsteren oder zuweilen vielleicht sogar unschönen Gesischtsausdruck vorfinden, dann hat er ein ganz besonderes Vorrecht, ja sogar eine ganz besondere Verantwortung: er muß dafür sorgen, daß er als Gastgeber einen Willkommensgruß darbietet, der so herzlich und so von der göttlichen Liebe beseelt ist, daß die unfreundliche oder düstere Haltung ihm nicht standzuhalten vermag. Diese Art des Willkomms auf seiten des Ordners erfordert den Ausdruck christusähnlicher Barmherzigkeit, die, um mit der Bibel zu sprechen, wie die „große Güte“ Gottes ist (Klage. 3:32).
Christusgleiche Barmherzigkeit geht aus von einer überströmenden, verständnisvollen Liebe. Sie führt uns dazu, alles als unwahr zurückzuweisen, was nicht mit dem geistigen vollkommenen Menschen übereinstimmt. Der Christliche Wissenschafter, der ein Ordner ist, wird in seinem Bewußtsein freudig an der wahren Idee vom Menschen festhalten, auch dann, wenn er einem Besucher begegnen sollte, dem es an jenem Gefühl der Freude fehlen mag, das natürlich ist für jemanden, der einen Gottesdienst besucht.
Der Ordner, der die Öffentlichkeit in einer christlich-wissenschaftlichen Kirche willkommen heißt, begrüßt in der Tat freudige Pilger, die nach der Wahrheit verlangen. Bei dem gelegentlichen Besucher, der die erwartete Freudigkeit nicht zum Ausdruck bringt, handelt es sich nur um jemanden, der seinem wahren Stand als einem Kind Gottes vorübergehend fremd gegenübersteht.
Mrs. Eddy hat uns auf Seite 254 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ eine wunderbare Erklärung gegeben, die im Denken eines jeden Ordners in erleuchteten Buchstaben Ausdruck finden sollte, wenn er alle, die einen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst Gottesdienst besuchen, in der Kirche willkommen heißt und sie mit einem stillen Segen auf seinen Lippen verabschiedet. Diese Erklärung lautet: „Pilgrim auf Erden, deine Heimat ist der Himmel; Fremdling, du bist der Gast Gottes.“