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Interesse gegen Eigennützigkeit

Aus der November 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Interessiert sein heißt, für etwas oder für jemanden Anteilnahme beweisen. Um sich für beide als wahrhaft segensreich zu erweisen, für den, der das Interesse hegt, und für den Gegenstand, auf den es sich richtet, muß das Interesse seinen Beweggrund in etwas haben, das über der sterblichen Natur steht, — in geistiger Liebe. Brüderliche Liebe stellt einen solchen Beweggrund dar. Betrachtet man diesen Antrieb in seiner endgültigen geistigen Bedeutung — so wie er in der Christlichen Wissenschaft erkannt wird —, dann entstammt er der wissenschaftlichen Erkenntnis von der Brüderschaft der Ideen Gottes als der Kinder desselben göttlichen Prinzips oder Vaters. Dieses Verständnis zeigt sich in unserem aufrichtigen und bedachten Befolgen des Gebotes, das Christus Jesus erteilte (Matth. 7:12): „Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten.“

Wahres Interesse für unseren Nächsten ist niemals passiv oder bloß theoretisch; da es seinen Ursprung in der göttlichen Liebe hat, ist es wirksam und findet seine eigenen Gelegenheiten, den Gegenstand, auf den es sich richtet, zu segnen, und zwar in einer Weise, die letzten Endes auch den segnen muß, der ein solches Interesse hegt.

Wenn man jedoch andererseits zu sehr persönlichen Interessen nachhängt und nur darauf bedacht ist, diese Interessen zu verfolgen, dann bedeutet das, daß man sich taub stellt gegen die Stimme des Christus, die zwingende Universalität der Gabe der Liebe nicht beachtet und oft den Pfad bloßer Zweckmäßigkeit beschreitet um irgendeines materiellen Gewinns willen, nach dem der falsche sterbliche Begriff vom Selbst unaufhörlich trachtet. Es bedeutet, das Gesetz des Geistes mißzuverstehen, das vorsieht, daß man seinen eigenen wahren Interessen nicht dadurch dienen kann, daß man die rechtmäßigen Interessen anderer nicht berücksichtigt.

Gott, die göttliche Liebe, kann die Unwissenheit über Sein Gesetz nicht belohnen. Erst wenn die Stimme des Christus, der Impuls der göttlichen Liebe, das menschliche Bewußtsein aus seinem Alptraum von der materiellen Selbstheit mit ihren Begrenzungen und Befürchtungen und aus seinem Egoismus erweckt, beginnt die menschliche Liebe etwas von den göttlichen Färbungen der allumfassenden, ausströmenden Liebe anzunehmen, die die eisige Starrheit der Selbstsucht schmilzt, den engen Gedankenhorizont der Eigenliebe erweitert und das menschliche Herz öffnet, so daß es die Freude empfinden kann, die im Wirken für andere liegt. Erklärt nicht Paulus, als er das Wirken der wahren Liebe beschreibt, die die Christliche Wissenschaft ganz klar als die Widerspiegelung der göttlichen Intelligenz enthüllt, daß die Liebe nicht das Ihre sucht?

Unter der Randüberschrift „Beistand in Brüderschaft“ schreibt unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy aus ihrer wunderbaren, lebenslangen Erfahrung eines aktiven Interesses für die ganze Menschheit in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 518): „Die geistig Reichen helfen den Armen in einer großen Brüderschaft, und alle haben dasselbe Prinzip oder denselben Vater, und gesegnet ist der Mensch, der seines Bruders Not sieht und ihr abhilft und das eigne Gute in dem des andern sucht.“ Das Ablegen einer lieblosen, engherzigen Eigennützigkeit ist eine Vorbedingung für die Erkenntnis von der Substanz der Liebe, die alle umfaßt und die sich in echtem Glück und in der geistigen Freude, mit anderen zu teilen, offenbart.

Selbstloses Interesse für irgendeine Form des Guten, nicht um des Lohnes willen, sondern allein um des Guten willen, kann seinen höchsten Ausdruck nicht im Dienst für eine Person oder eine Sache finden, sondern nur in dem Dienst für eine Idee. Liebe zu einer Idee kann das spontane Ablegen gleichgültiger Einstellungen, persönlicher Wünsche und ehrgeiziger Bestrebungen bewirken und einen so befähigen, seinen Dienst mit Hingabe, mit Inspiration und mit tiefer Befriedigung zu versehen.

Eine hohe Kundwerdung des Guten, die ein tiefes Interesse und einen selbstvergessenden Dienst wachruft, ist die Christliche Wissenschaft, eine große und heilige Bewegung mit ihrer Kirche, die diese Bewegung weiterführt. Das Interesse für die Christliche Wissenschaft mag einfach dadurch geweckt werden — und das ist oft der Fall —, daß ein dringendes Bedürfnis nach einer köperlichen Heilung besteht. Der Wunsch, seine Gesundheit wiederzuerlangen oder irgendeine problematische Situation im menschlichen Leben auszuarbeiten, ist nicht selbstsüchtig, sondern stellt das Wirken der Intelligenz dar und ist natürlich und recht, denn dieses Streben hat weder mit Begehrlichkeit, unverkennbarem Egoismus oder Lieblosigkeit in irgendeiner Form etwas zu tun.

Doch das Interesse sollte hier nicht aufhören, und es hört selten an diesem Punkte auf. In dem Maße, wie der Neuling einen Lichtblick erhascht von den großen Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft, an sich selbst ihre heilende Wirkung spürt sowie auch ihre Macht, seinen gesamten Ausblick auf das Leben zu erheben, wird in ihm auch das Verlangen geboren, sein neugefundenes Verständnis zum Wohle anderer anzuwenden. Hier ist der Punkt, wo Selbstsucht der Selbstvergessenheit Raum gibt, wo Freude und Erleichterung über seine Heilung einem ausströmenden lebhaften Interesse an den größeren Möglichkeiten weichen — Möglichkeiten, die sich ihm auftun, die heilende Wissenschaft des Christus auch anderen zu bringen.

Solch ein selbstvergessendes, verständnisvolles Geben schließt unumgänglich seinen Lohn in sich; und dieser wird sich auf mancherlei Weise und in mancherlei Formen zeigen, die unser Leben verschönern und veredeln und unsere Nöte stillen.

Keine bessere Veranschaulichung für den reinen Beweggrund eines selbstlosen Interesses kann angeführt werden als das Leben unserer Führerin. Von dem Augenblick an, da ihr das den Heilungswerken Christi Jesu zugrunde liegende geistige Gesetz offenbart worden war, widmete sie während eines Zeitraumes von fast fünfzig Jahren ihr ganzes Denken und ihre ganze Energie der Entfaltung ihrer großen Entdeckung. Auf diese Weise war sie imstande, das Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ zu schreiben und später die Kirche, Christi, Wissenschafter zu gründen.

Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß sie während eines großen Teils dieser Zeit große persönliche Entbehrungen ertragen und beständige Angriffe hinnehmen mußte, die sich auf sie selbst und auf ihre Entdeckung richteten, dann können wir sofort einsehen, daß die Aufgabe von ihr den höchsten Grad an Selbstlosigkeit verlangte, sowie auch ein lebendiges, liebevolles Interesse an der menschlichen Familie. Dieses Interesse wurde inspiriert durch ihre klare Erkenntnis von der weittragenden Bedeutung, die ihre Entdeckung für die Menschheit hatte.

Wie sahen einige der Belohnungen aus, die ihr zuteil wurden, aufgrund ihrer Liebe zur Christus-Idee und ihres selbstvergessenden Wirkens im Dienste dieser Idee?

Bis zur Zeit ihrer großen Entdeckung, als sie etwa die Hälfte ihrer irdischen Erfahrung zurückgelegt hatte, war sie ein Mensch mit einer zarten Konstitution und einer recht anfälligen Gesundheit. Und doch versagten ihre Stärke und Ausdauer niemals während der langen Jahre ihres von selbstloser Liebe gekennzeichneten Wirkens, obwohl große Anforderungen an sie gestellt wurden. Ihr Charakter, der immer durch eine edle und geistige Gesinnung gekennzeichnet gewesen war, nahm die tiefere und bestimmtere Ausdrucksweise eines großen geistigen Pioniers an. Nur wenigen großen religiösen Führern im Laufe der menschlichen Geschichte ist es wie ihr in so wunderbarer Weise vergönnt gewesen, den erstaunlichen Erfolg ihrer Arbeit sich noch zu ihren Lebzeiten entfalten zu sehen.

Daß aufgrund ihres unermüdlichen Wirkens zum Wohle anderer ungezählte Tausende geheilt und gesegnet worden sind, ist heute eine historische Tatsache. Daß sie für ihr Leben epochemachender geistiger Errungenschaften, das ein inspirierendes Vorbild für ihre Nachfolger gab, in tiefer Dankbarkeit und Liebe von denen verehrt wird, die durch ihr Wirken gesegnet worden sind, wird allen denkenden Menschen natürlich und recht erscheinen.

Und was ist das Geheimnis eines Lebens, das so frei war von Selbstsucht, so reich an tiefem Interesse für die Menschheit und so vollständig in seinem Lohn? Sie gibt uns die Antwort in ihren eigenen Worten (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 247): „Das Wenige, das ich vollbracht habe, ist alles durch Liebe geschehen — durch selbstvergessende, geduldige, unbeirrbare Anteilnahme.“

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