Schon seit Jahrhunderten haben die Menschen versucht, Mittel und Wege zu finden, um der tyrannischen Herrschaft von Sünde, Krankheit und Tod entrinnen zu können. Bei diesem Bemühen haben sie sich vornehmlich auf materielle Erfindungen und den menschlichen Intellekt verlassen. Zu Zeiten schienen sie einen Ausweg gefunden zu haben und glaubten, der Sieg wäre gewonnen; doch dann fanden sie sich inmitten eines neuen Labyrinthes, und alles war wieder so ungewiß wie zuvor.
In unserem Zeitalter scheint es einige wichtige Siege über Übel verschiedener Art zu geben, aber diese Siege hinterlassen in einem den Eindruck der Unsicherheit; die Furcht vor größeren Gefahren lauert im Verborgenen im Kollektivbewußtsein und klopft an die Tür des individuellen Bewußtseins.
Die Verfasserin dieses Artikels, die nie viel von dem, was gesagt wurde, in sich aufgenommen hatte, wenn sie eine Erörterung über eine gewisse gefürchtete Krankheit hörte, fühlte sich jedesmal unangenehm berührt, wenn sie das Wort „Krebs“ hörte oder las. Eines Tages, als sie eine illustrierte Zeitschrift durchblätterte, las sie eine Erklärung, die von einem Arzt dahingehend abgegeben wurde, daß der Krebs von Natur aus gesetzlos ist. Sofort begannen sich ihrem Bewußtsein Ideen zu entfalten, die sie durch die Christliche Wissenschaft verstehen gelernt hatte.
Die Worte des Apostels Paulus, die in der Lektionspredigt aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft für jene Woche angeführt waren, kamen ihr in den Sinn: „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod.. .. Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist“ (Röm. 8:6, 7).
Da doch Gott der einzige Schöpfer ist, muß man nicht den Glauben, der Mensch sei chemisch und biologisch aufgebaut, als einen Fall von Gesetzlosigkeit betrachten? Und stellt nicht auch der Glaube, daß der Mensch sich in einer selbstgeschaffenen Lebensbahn bewege, einen Zustand von Gesetzlosigkeit dar?
Aber der Apostel Paulus läßt es nicht bei einer negativen Betrachtung der Frage bewenden; er zeigt uns den Weg, der zur Harmonie führt. Er sagt (Röm. 8:5, 6): „Die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt“, und: „Geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“
Mrs. Eddy, die mit solch einem Gehorsam und solch einer Hingabe den Dingen des Geistes nachging, war imstande, in einer umwälzenden und grundlegenden Weise auf die Frage zu antworten, die so oft gestellt worden, aber immer unbeantwortet geblieben war: Was ist der Mensch? Ihre Antwort enthält unter anderem die folgende Erklärung: „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und andern materiellen Elementen.“ Und sie fügt hinzu: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 475).
Sich von materiellen Annahmen und Hypothesen abzuwenden, die den Menschen als einen chemisch und biologisch aufgebauten Organismus definieren, und statt dessen die Dinge des Geistes im Auge zu behalten, die den Menschen enthüllen, wie Gott ihn schuf und sieht — als Seine zusammengesetzte Idee, die alle richtigen Ideen in sich schließt — heißt Leben und Harmonie finden. Die Eigenschaften des Geistes im täglichen Leben zum Ausdruck zu bringen, sie praktisch anzuwenden, das ist es, was uns von der Gesetzlosigkeit eines sogenannten, von Gott, dem Guten, getrennten Lebens erlöst; dies ist es auch, was die Ordnung wiederherstellt und den Frieden bringt.
In unserer heutigen Zeit haben die Menschen überall auf der Welt ein stärkeres Verlangen nach Freiheit und Unabhängigkeit. Dieses Verlangen nach Unabhängigkeit wird nicht immer von Weisheit unterstützt oder von ausgereiften Überlegungen begleitet und führt daher zu Gesetzlosigkeit und Unordnung statt zur Freiheit.
Ein Wörterbuch definiert das Wort „Anarchie“ wie folgt: „Der Zustand eines Volkes, das weder einen Führer noch eine Autorität besitzt, der Gehorsam geleistet wird, noch ein Gesetz, dem es untertan ist.“ Der Mensch, der glaubt, er sei ein chemisch und biologisch aufgebauter Organismus, kann nicht Gott und Seinen Gesetzen vollen Gehorsam leisten. Doch derjenige, der sich bereitwillig als eine Idee Gottes identifiziert, die zum Ebenbild Gottes erschaffen wurde, beweist die Existenz einer leitenden Macht. Diese Macht ist der Christus, der ihn den Weg der Ordnung, zur Harmonie und zum ewigen Leben, führt.
Wahre Freiheit ist nie in einem Leben voller Unordnung zu finden, das auf die Launen eines oft unberechenbaren und stets unbefriedigten menschlichen Willens reagiert. Wahre Freiheit zeigt sich in Verbindung mit Ordnung, Disziplin, Gehorsam, Liebe und gegenseitiger Achtung. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Kor. 3:17). Mittels der Ordnung entrinnen wir der Gesetzlosigkeit und finden Freiheit, die Freiheit, die die Ketten der Krankheit bricht.
Sich dessen bewußt zu werden, was den geistigen Menschen, den Sohn Gottes, ausmacht, hießt die Dinge des Geistes im Auge behalten und ist ein Schritt zur Freiheit. Doch zu glauben, der Mensch sei aus materiellen Elementen zusammengesetzt, die zerfallen können, hießt der Annahme zustimmen, daß der Tod unvermeidlich ist. Solch eine Einstellung ist gleichbedeutend mit jener fleischlichen Gesinnung, die „eine Feindschaft wider Gott“ ist, denn das sterbliche Gemüt ist „dem Gesetz Gottes nicht untertan“.
Derjenige, der demütig bereit ist, sich in der Wissenschaft als die zusammengesetzte Idee Gottes zu identifizieren, sammelt „die Frucht des Geistes“, die nach Paulus aus „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit“ besteht (Gal. 5:22, 23). Und Paulus kommt zu der Schlußfolgerung: „Wider solche ist das Gesetz nicht.“ Solch ein Mensch erlangt auch das Leben, weil die Dinge des Geistes Leben und Frieden verkörpern.
Dadurch daß die Menschen die Dinge des Geistes im Auge behalten, Gottes Gesetz verstehen lernen und es befolgen, entrinnen sie den Zufällen des Lebens; sie erheben sich über die Verwirrung materieller Annahmen, machen ihr göttliches Erbe der Freiheit geltend und passen sich ihrem wahren Lebensrhythmus an, worin jede Funktion des Körpers vom Gemüt regiert wird. Damit ist nicht gesagt, daß das Gemüt die Materie kennt; es kann dies ebensowenig wie das Gesetz der Mathematik Irrtümer kennen kann. Das Gesetz der Mathematik löscht die Irrtümer der Unwissenheit aus, und in derselben Weise löscht das Gemüt, das die Wahrheit ist, die Disharmonien des materiellen Körpers aus, die durch die Annahme von Leben in der Materie hervorgerufen werden.
Als die Verfasserin fühlte, daß die Ideen, die sie in Übereinstimmung mit den Dingen des Geistes aufgenommen hatte, in ihrem Denken wirklich fest verwurzelt waren, überkam sie eine große Freude, und sie wurde frei von der allgemeinen Furchtannahme, die sich als ihre Furcht bezeichnet haben würde. Sie war der Christlichen Wissenschaft, die wahrlich die Wissenschaft des Christus darstellt, dankbar für ihre Befreiung.
Sie erkannte, daß das Verneinen und Verwerfen der Dinge des Fleiches einem Herrschaft gab über die Gesetzlosigkeit materieller und sterblicher Gedanken, und sie erlangte ein besseres Verständnis von der Lehre der Christlichen Wissenschaft, die besagt, daß Sicherheit auf dem Pfad der Ordnung gefunden wird, dem Pfad, der uns zu den Dingen des Geistes hinführt. Auf diesem Pfad kommen wir zur Demonstration der Vollkommenheit des geistigen Menschen; es ist der Weg auf dem Christus Jesus wandelte, und er führt zum ewigen Leben.