„Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde“ (Offenb. 3:15, 16). Das ist die Botschaft, die Johannes von Christus Jesus für die Kirche in Laodizea empfing.
Gleichgültigkeit und Untätigkeit führen auch heute zu Mittelmäßigkeit und Stillstand, in unserer persönlichen Erfahrung wie auch in unserem Zusammenwirken mit anderen; überdies berauben sie uns des Fortschritts, der Freiheit und der Herrschaft. Wenn uns das sterbliche Gemüt einflüstert, wir könnten nichts zur Verbesserung unserer Lage oder der unserer Mitmenschen tun, wir hätten keine Zeit oder einfach keine Neigung, etwas dafür zu tun — dann versucht es, uns zu einer gleichgültigen Einstellung zu überreden.
Wie können wir diese negative Haltung überwinden die dazu angetan ist, unser Denken zu lähmen? Wie können wir diese Passivität ablegen, die unser Wirken hemmen möchte? Beim Studium der Christlichen Wissenschaft lernen wir schon bald verstehen, daß das Aufdecken eines Irrtums — zeige er sich nun in Form von Gleichgültigkeit oder Trägheit — diesem jegliche Gewalt nimmt, die er über uns auszuüben schien, denn wir erkennen, daß es neben Gott keine andere Macht gibt. Da Gott ebenfalls die einzige Ursache und der einzige Schöpfer ist, ist Seine Schöpfung die einzige Schöpfung, und der Mensch spiegelt göttliches Wirken, göttliche Regsamkeit und Freude wider. Das Verständnis dieser geistigen Tatsachen verleiht uns die Fähigkeit und Kraft, alles aufzugeben, was Gott unähnlich ist. Auf Seite 393 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.“ Diese Fähigkeit wird sich in unseren Erfahrungen in dem Maße bekunden, wie wir sie als unser eigen demonstrieren.
Die Verfasserin dieses Artikels hat festgestellt, daß sie jedesmal, wenn sie beim Studium der Christlichen Wissenschaft ein Gefühl der Langeweile empfand, dies schnell überwinden konnte, wenn sie mehr vom Geist des gelesenen Wortes in sich aufnahm. Mit anderen Worten, es kommt darauf an, wie wir studieren, nicht wieviel wir studieren. Mrs. Eddy sagt uns in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 260): „Der Geist und nicht der Buchstabe verrichtet die lebensvollen Tätigkeiten von Wahrheit und Liebe.“
Es ist nützlich, die wirkende Kraft in diesen wunderbaren Worten: „verrichtet die lebensvollen Tätigkeiten“ zu beachten. Geist, Gott, beseitigt alle Untätigkeit.
Wenn wir die Wahrheiten über Gott und über die Untrennbarkeit des Menschen von Gott lesen und uns darein vertiefen, so empfangen wir neue Inspiration und sind imstande, unsere Pflichten bereitwillig zu erfüllen. Unsere Liebe zu Gott und zum Menschen als dem Ebenbild Gottes nimmt dann zu. Da unsere Gedanken von Gott kommen, fühlen wir uns nicht länger unfähig, das zu tun, was zur Verbesserung unserer Lebensumstände vonnöten ist. Seine Weisheit bestimmt den Weg, den wir einschlagen sollen.
Wir glauben nicht länger, wir hätten keine Zeit für das, was von uns verlangt wird, denn für das Gute ist stets genug Zeit und Raum vorhanden, da Gott, das Gute, allgegenwärtig ist. Es mangelt uns nicht länger an dem Verlangen, in der rechten Richtung vorwärtszuschreiten, denn wenn wir wahrhaft lieben, können wir unserem geistigen Fortschritt gegenüber nicht gleichgültig sein. Wir verlangen nur danach, mehr von Gott zu erkennen.
Hier mag der Leser sagen: „Aber warum muß ich mich aufrütteln und emsiger arbeiten? Ich füge gewiß niemandem einen Schaden zu und mein Leben geht seinen ruhigen Gang.“ Die Christliche Wissenschaft unterrichtet uns darüber, daß Fortschritt von uns gefordert wird. Auf Seite 240 in „Wissenschaft und Gesundheit“ lesen wir: „Wenn uns Müßiggang gegenwärtig befriedigt, müssen wir uns im Müßiggang unbefriedigt fühlen lernen. Bedenke, daß die Menschheit früher oder später entweder durch Leiden oder durch die Wissenschaft von dem zu überwindenden Irrtum überzeugt werden muß.“
Es ist belanglos, auf welches Aufgabengebiet unser Weg uns führen mag — wir können nicht an einem Punkt stehen bleiben. Entweder gehen wir voran oder wir gehen zurück. Wenn wir erfolgreich sein möchten, bemühen wir uns, auf unserem besonderen Aufgabengebiet tüchtiger zu werden, sei es nun in der Geschäftswelt, im Beruf oder im Familienleben. Das Gleiche gilt für unseren geistigen Fortschritt. Wenn wir mit dem Leben zufrieden sind, wie wir es vorfinden, dann sollten wir uns ein wenig ins Verhör nehmen. Berauben wir uns nicht selbst der Freude, der Inspiration und der Resultate, die allein durch Fortschritt gezeitigt werden?
In all seinen Lehren legt Jesus besonderes Gewicht auf geistigen Fortschritt. Die Wachsamkeit, mit der er seine Pflichten gegen Gott und die Menschheit erfüllte, war wie ein Bollwerk, das ihn vor Gleichgültigkeit und Trägheit bewahrte. Wenn wir ihn als unseren Wegweiser anerkennen, dann sollten wir auch den Weg einschlagen, den er uns gewiesen hat — den Weg der Heiligkeit. Wenn wir ihn gehen, werden wir frei von dem Übel eines eintönigen, interesselosen Daseins. Wir finden frische Kraft, neue und bleibende Freudigkeit, und unser Weg im täglichen Leben führt aufwärts von einer Herrlichkeit zur anderen von einem Beweis der Liebe Gottes zum anderen. Wir erfüllen die Hoffnung des Petrus (1. Petr. 2:5) und werden „lebendige Steine“ beim Aufbau eines „geistlichen Hauses“.