Wie sehr auch immer menschliche Annahmen Anspruch darauf erheben mögen, einen Menschen zu entwickeln, Tatsache ist, daß Gott allein dem Menschen seine Merkmale aufprägt. Nichts vermag das Bewußtsein auszulöschen, das Gott Seinen Kindern verleiht. Die von dem himmlischen Vater gegebenen Merkmale bleiben bestehen, sind immerdar gegenwärtig, stets bereit, ans Licht gebracht zu werden. Dies wird durch die Christliche Wissenschaft vollbracht, denn eine der großen Funktionen des wissenschaftlichen Christentums ist es, wahres Bewußtsein zu demonstrieren, das nichts als die gegenwärtige Geistigkeit ausdrückt. Dieser Beweis von der wirklichen Selbstheit zerstört die Annahme von einer sterblichen Selbstheit oder einem sterblichen Bewußtsein, das sein Denken auf die Materie gründet und infolgedessen seinem Wesen nach materialistisch ist — körperlich, dem Eigennutz und der Tendenz zur Sünde und Krankheit ergeben.
Durch die Wissenschaft können wir uns von schlechten Charakterzügen und unangenehmen Erfahrungen befreien, die uns durch ein falsches Bewußtsein auferlegt worden sind. Wenn wir uns als das Bild oder die Idee des göttlichen Gemüts identifizieren, indem wir dem göttlichen Charakter Ausdruck geben und die Fähigkeiten des Gemüts anwenden, beschleunigen wir die volle Offenbarung des Menschen, der wir wirklich sind.
Mary Baker Eddy spricht auf Seite 76 des Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ über den Fortschritt der Menschheit, und sie zeigt, daß der Mensch, der über die Materie hinausgewachsen ist, nicht zu ihr zurückkehren kann. Sie sagt: „Auch wird der Mensch nicht körperlich zu sein scheinen, sondern er wird ein individuelles Bewußtsein sein, das von dem göttlichen Geist als Idee, nicht als Materie, gekennzeichnet ist.“
Geist ist göttliches Gemüt, und die Schöpfung des Gemüts muß sich notwendigerweise aus Ideen zusammensetzen. Um zu existieren, muß eine Idee bekannt sein, und eine Idee muß das Wesen des Gemüts zum Ausdruck bringen, das sie kennt. Menschliche Begriffe kommen und gehen. Sie verraten unsere innersten Schwächen oder zeigen unsere sich emporringenden Kräfte. Wir werden uns ihrer bewußt, und dann vergessen wir sie oft wieder. Doch das göttliche Gemüt vergißt niemals etwas, dessen es sich bewußt ist. Wir können nicht der ewigen Tatsache entrinnen, daß unser wirkliches Selbst die Idee der Gottheit ist und daß sich diese Kennzeichnung unseres Wesens niemals in einen sterblichen Mißbegriff wandeln kann. Gleichviel, welche Widersinnigkeit das fleischliche Gemüt in der Gestalt des Menschen darbieten mag, sie muß als eine nichtige, zeitliche Täuschung angesehen werden, nicht als die Wahrheit über irgend jemanden.
Der Mensch ist nur deshalb ein individuelles Bewußtsein, weil er eine bewußte Idee ist. Sein Bewußtsein ist nicht ein Gemüt, sondern es ist die Widerspiegelung seines Urquells, des göttlichen Gemüts; und es verkörpert das Wesen und die Fähigkeiten des Gemüts. Das wirkliche Bewußtsein kann sich nicht von dem Gemüt trennen, das es widerspiegelt, und in den schattenhaften Bereich des sterblichen Daseins wandern, in dem Sünde und Krankheit, Blindheit und Taubheit, Traurigkeit und Gefahr zu lauern beanspruchen. Eine göttliche Idee kann nicht verfallen, hinfällig werden oder der Sterblichkeit erliegen. Die Idee des Gemüts weilt immerdar in dem Licht der Wahrheit und ist sich nur der Reinheit und Vollkommenheit, der Kraft, Freude und Sicherheit bewußt.
Heilungen in der Christlichen Wissenschaft werden durch einen grundlegenden Wandel des Bewußtseins herbeigeführt. Der Patient gibt bis zu einem gewissen Grade das Bewußtsein von der Materie und ihren Leiden auf für das Bewußtsein von Gott und Seinen Harmonien. Dann tritt die Gesundheit in Erscheinung, weil sie eine Eigenschaft des wirklichen Bewußtseins ist.
Mrs. Eddy sagt über die Heilmethode Christi Jesu in ihrem Buch „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 11): „Er forderte einen Wandel des Bewußtseins und des Augenscheins und bewirkte diesen Wandel durch die höheren Gesetze Gottes.“ Wenn das materielle Bewußtsein als eine Falschheit verstanden und seine Existenz verneint wird, so vertreibt dies die Empfindungen, die unser materielles Problem ausmachen, und das individuelle Bewußtsein, das die Idee des Gemüts ist, wird offenbar.
Zu oft ist der Anhänger der Christlichen Wissenschaft darauf bedacht, sich von unangenehmen Empfindungen und Situationen freizumachen, ohne seine Probleme an der Wurzel anzufassen, indem er die absolute Unwirklichkeit des Bewußtseins beweist, das die Materie hervorbringt. Der zu einem größeren Verständnis herangereifte Wissenschafter identifiziert sich eindeutig als „ein individuelles Bewußtsein ..., das von dem göttlichen Geist als Idee, nicht als Materie, gekennzeichnet ist“, und in dem Maße, wie er aufrichtig danach verlangt, jene Idee zu sein, wird das falsche Bewußtsein unterworfen und ausgerottet. Diese letztere Methode des Vorgehens verlangt einen Idealismus, der über das hinausgeht, was wir in einem menschlichen Sinne sein oder haben möchten, und erhascht einen Lichtblick von einer Selbstheit, die unversehrt ist im Gemüt und ganz und gar von ihrem Schöpfer gekennzeichnet ist.
Jesus muß diesen Wandel des Bewußtseins vom Materiellen zum Geistigen im Sinn gehabt haben, als er den Christen mit folgendem Rat die Richtschnur gab (Matth. 5:48): „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Die Vollkommenheit tritt für das menschliche Denken nicht plötzlich in Erscheinung, aber sie bildet stets die Grundlage für die gebeterfüllten metaphysischen Bemühungen des Christlichen Wissenschafters. Wenn das wirkliche Bewußtsein nach und nach erscheint, erscheinen damit zugleich die Harmonie, Fülle und Sündlosigkeit, die es kennzeichnen, und die menschliche Vorstellung vom Leben wird umgewandelt.
Paulus erkannte dies, als er an seine Freunde in Korinth schrieb: „Unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören“ (1. Kor. 13:9, 10).
Eine göttliche Idee ist nicht etwas Abstraktes. Sie ist eine gegenwärtige, lebendige Wirklichkeit, pulsierend von Leben und Intelligenz, Reinheit und Herrschaft. Wir können und müssen die kraftspendenden Eigenschaften beanspruchen, die der Idee des Gemüts zu eigen sind, und sie als unser wahres Erbe beweisen. Dann werden wir uns als den Menschen erkennen, den der himmlische Vater als Seine Idee kennzeichnet, und diese Idee wird fortfahren, die Segnungen zu entfalten, die nur die Gottheit verleihen kann.
