Im zweiten Buch Mose (13:18) lesen wir: Gott führte „das Volk um auf die Straße durch die Wüste am Schilfmeer. Und die Kinder Israel zogen gerüstet aus Ägyptenland.“ Gott führte die Israeliten nicht nur durch die Wüste — durch die wie eine Wüste erscheinenden Lebenslagen —, sondern auch durch die Wüste ihrer eigenen angsterfüllten und zagen Gedanken.
Es heißt ferner in der Bibel: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe“ (2. Mose 20:2). Gott befreite die Israeliten von ihrer Bürde. Sie wurden nicht nur aus Ägypten geleitet, sondern sie fanden schließlich ihr eigenes, das verheißene Land, und konnten davon Besitz ergreifen.
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] zeigt uns, wie wir falsche Gedanken über uns selbst durch die geistigen Wahrheiten von Gott und dem Menschen ersetzen können. Eigenwille, Eigenliebe, Selbstbedauern, die uns gebunden halten, fallen von uns ab, und wir sehen, wie Freude und Zufriedenheit unser eigen werden, wenn wir den Weisungen Gottes lauschen und ihnen gehorsam folgen. Wir lernen, unbeirrbar weiterzugehen in dem Wissen, daß Gott unser Vater-Mutter Gott ist und daß wir in Wirklichkeit von Ihm nach Seinem Ebenbild geschaffen sind.
Als die Verfasserin kurz vor dem Zweiten Weltkrieg zum ersten Male einen Gottesdienst in einer Kirche Christi, Wissenschafter, besuchte, hörte sie folgende Worte aus 1. Johannes (3:1): „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen.“ Ihr war, als ob für sie plötzlich ein Tor aufgemacht worden wäre, um dem Strahlenglanz der Liebe Gottes Raum zu geben. Zum ersten Male in ihrem Leben wurde sie sich der Tatsache bewußt, daß Gott sie liebte, und ihr Herz füllte sich mit Dankbarkeit für diese göttliche Botschaft.
Als sie sich kurz nach diesem Erlebnis in das Studium des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs, „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy, vertiefte, beschäftigte sie sich vor allem mit dem ihr neuen Gedanken von Gott als Vater-Mutter. Sie begann zu verstehen, daß, da Gott Prinzip, Liebe, ist, die Annahme, Er richte und strafe den Menschen, nicht wahr sein kann. Zugleich mit dieser Erleuchtung kam die Erkenntnis, daß Familienbande wie die, ein Kind, eine Ehefrau oder sogar eine Mutter zu sein, sie nicht daran hindern könnten, ihre Hand in die Hand Gottes zu legen, um sich von Ihm leiten zu lassen.
Wohin sie auch gehen würde, das Beispiel der Kinder Israel würde sie ermutigen, das verheißene Land zu finden — ein Land, in dem sie furchtlos die sie bindenden, falschen Gedanken über sich selbst und ihr Schicksal ablegen und sie durch die „Waffen des Lichtes“ (Röm. 13:12) ersetzen könne. Sie lernte die Worte Christi Jesu verstehen (Luk. 17:21): „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“
In dem Maße, wie die Bibel und das Lehrbuch Quellen des Lichts für sie wurden, erkannte sie die erlösende und heilende Macht des Christus in seiner ganzen Tiefe. Je mehr sich ihr Gedankenkreis erweiterte und je mehr sie das Leben und die Werke von Mrs. Eddy studierte, desto stärker wurde ihre Bewunderung für die vielfältigen Wege, auf denen Mrs. Eddy der Menschheit den Christus näherbrachte.
Später veranlaßte ein Leben unter veränderten Bedingungen und in ungewohnter Umgebung die Verfasserin dieses Artikels, das Lehrbuch in jeder Notlage zu Rate zu ziehen. Wenn falscher Stolz oder Niedergeschlagenheit sie quälten oder die Schwere der Aufgabe unerträglich schien, halfen ihr Mrs. Eddys liebevolle Worte auf Seite 26: „Wenn wir auch Jesus verehren und unser Herz von Dankbarkeit überfließt für das, was er für die Sterblichen getan hat — indem er zu dem Thron der Herrlichkeit hinan seinen Pfad der Liebe einsam wanderte und in wortloser Qual für uns den Weg erforschte —, so erspart Jesus uns doch nicht eine einzige individuelle Erfahrung, wenn wir seinen Geboten getreulich folgen. Alle müssen den Kelch kummervollen Mühens im Verhältnis zu ihrer Demonstration seiner Liebe trinken, bis alle durch die göttliche Liebe erlöst sind.“
Der zum Ebenbilde Gottes geschaffene Mensch spiegelt alle Eigenschaften Gottes wider. Wenn wir diese Wahrheit verstehen, können wir sie in jeder menschlichen Tätigkeit, welcher Art sie auch sei, demonstrieren. So können zum Beispiel Pünktlichkeit, Sauberkeit und Ordnung als Bekundungen der göttlichen Eigenschaften Harmonie und Schönheit angesehen und als solche im täglichen Leben ausgedrückt werden.
Wenn wir unser Leben dem Helfen und Heilen widmen, tragen wir dazu bei, Mißtrauen, Unwillen oder Groll zu vertreiben und für Vertrauen, guten Willen und liebevolles Verständnis Raum zu schaffen. Nur durch das Überwinden eines falschen Sinnes vom eigenen Ich sind wir fähig, die Weisungen Gottes zu befolgen und einen höheren Begriff vom Dienen zu gewinnen. Im dem Maße, wie ein jeder von uns die geistige Bedeutung von wahrer Freiheit versteht, werden wir „aus dem Diensthause geführt“ werden.