Die Christlichen Wissenschafter erkennen Christus Jesus als ihren Meister an, der den Weg der Erlösung aus aller menschlichen Unsicherheit gewiesen hat. Sie folgen seinem Beispiel treulich in der Ausarbeitung ihrer täglichen Probleme, denn sie haben gelernt, daß die Wahrheit, die er lehrte und lebte, sie nicht nur vor falschen Schritten bewahrt, sondern ihren Bemühungen den Wert positiver, rechter Tätigkeit verleiht.
Der zögernde, zweifelnde Mensch mag einwenden, daß solch ein Lebensweg asketisch sein und einem Verzicht auf alle Lebensfreuden gleichkommen müsse, da Christus Jesus sagte (Matth. 10:37): „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert.“ Viele seiner Gleichnisse deuten an, daß es denen, die auf materiellen Reichtum vertrauen, schwer werden wird, in das Himmelreich zu kommen. Da mögen wohl die Fragen berechtigt erscheinen: sollte jemand, der die Christliche Wissenschaft [Christian Science] studiert, keine menschlichen Bindungen anerkennen, keine Stätte sein „Zuhause“ nennen dürfen, und muß er alles aufgeben, was er hat? Was muß er aufgeben, um ein Nachfolger des Meisters zu werden?
In ihrem liebevollen Verständnis für die Zweifel des ringenden menschlichen Gemüts beantwortet Mrs. Eddy diese Fragen. Sie schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 9): „Liebst du, Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte'? Dieses Gebot schließt viel in sich, ja, das Aufgeben aller rein materiellen Empfindung, Neigung und Anbetung. Dies ist das Eldorado des Christentums. Es umfaßt die Wissenschaft des Lebens und erkennt nur die göttliche Herrschaft des Geistes an, in welcher Seele unser Meister ist, und in welcher der materielle Sinn und der menschliche Wille keinen Raum haben.“
Die Christlichen Wissenschafter geben menschliche Begriffe und materielle Vorstellungen auf, so daß das Bewußtsein befreit wird und die geistige Wirklichkeit sowie die Regierung des einen Prinzips, der göttlichen Liebe, erfassen kann. Das Erwachen zum geistigen Verständnis befähigt uns zu erkennen, daß der materielle Weltbegriff mit seinen Voraussetzungen falsch ist und daß wir, wenn wir ihn aufgeben, nichts verlieren, was recht und wahr ist.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg rang die Verfasserin mit dem Entschluß, die bis dahin besuchte Universität zu verlassen und ihr Studium in einer anderen Stadt fortzusetzen, in der sie Vorträge über die Christliche Wissenschaft besuchen konnte. Dieser Universitätswechsel bedeutete das Aufgeben jeder menschlichen Versorgung, die durch Stipendien, Unterrichtstätigkeit und die Hilfe von Verwandten gesichert schien. Zudem bot der neue Wohnort keine Möglichkeit eines Nebenverdienstes. Doch das Verlangen nach geistiger Entfaltung war so groß, daß sie menschliche Befürchtungen außer acht ließ und die Universität wechselte.
Diese Entscheidung, menschliche Versorgung zugunsten des Verlangens nach geistigem Verständnis aufzugeben, ist noch heute eine Quelle steten Segens. Die Versorgung ist auf diesem Wege nie zu einem Problem geworden. Im Gegenteil, es taten sich Möglichkeiten auf, die ihr zuvor unwahrscheinlich und phantastisch erschienen wären. Diese Erfahrung bewies, daß das Aufgeben von menschlichen Begriffen uns befähigt, die geistigen Tatsachen zu erkennen — und zwar sofort! Gerade so wie mit dem Verschwinden der Wolken das Licht und die Wärme der Sonne erscheinen, so erleben wir mit dem Aufgeben falscher Annahmen das Einströmen von Segnungen.
Mrs. Eddy schreibt (ebd., S. 510): „Wahrheit und Liebe erleuchten das Verständnis, in dessen Licht wir, das Licht' sehen, und diese Erleuchtung wird von allen denen geistig widergespiegelt, die im Licht wandeln und sich von dem falschen materiellen Sinn abwenden.“
Ein Christlicher Wissenschafter und ein Nachfolger Christi Jesu zu sein bedeutet nicht, ein Asket und ein Verächter wahrer Lebensfreuden zu sein, sondern es führt vielmehr zu der Erfüllung der Verheißung Jesu (Joh. 10:10): „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“