Wenn die Früchte des Feldes uns eine reiche Ernte bescheren, sind wir geneigt, vom Segen des Himmels zu sprechen, ohne uns der Wahrheit dieser Worte voll bewußt zu sein. In der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] jedoch lernen wir, daß die Ernte des Guten das Ergebnis eines nach göttlichen Gesetzen ausgerichteten Lebens ist; sie ist der Beweis dafür, daß wir den Christus-Geist besitzen. In dieser Wissenschaft wird die geistige Schöpfung Gottes, des Geistes, verständlich. Das Universum und der Mensch werden in ihrer untrennbaren Beziehung zu dem unendlichen Prinzip, Gott, erblickt, als Seine Ideen, die von göttlichen Impulsen beseelt und liebevoll erhalten werden.
Ein gesegnetes Leben hat nichts gemein mit einem egozentrischen, spekulativen Unterfangen, das das rein Materielle zur Grundlage hat. In der Gegenüberstellung des wahren oder geistigen Gesetzes der Schöpfung mit dem Zerrbild eines ungewissen, selbstgerechten Materialismus benutzte Jesus das Gleichnis vom Weizen und dem Unkraut, die bis zur Ernte nebeneinander wachsen; dann werden sie voneinander getrennt, das Unkraut, um zerstört zu werden, und der Weizen, um in die Scheune gesammelt zu werden. Und Mrs. Eddy schreibt auf Seite 66 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“: „Geistige Entwicklung keimt nicht aus der Saat, die in den Boden materieller Hoffnungen gesät ist, sondern wenn diese vergehen, pflanzt Liebe die höheren Freuden des Geistes, an denen kein Makel der Erde haftet, von neuem fort.“
Die Christenheit hat aus der Saat der Wahrheit, gesät von dem, der dem Christentum seinen Namen gab und der den Menschen in seinem ursprünglichen Status als die Widerspiegelung Gottes enthüllte, nicht die volle Frucht hervorgebracht. Aber die mitfolgenden Zeichen, von denen Jesus sagte, sie würden das Ergebnis eines rechten Verständnisses seiner Lehren sein, sind wiederum auf der menschlichen Daseinsebene erschienen. Die Worte unseres Meisters: „Schon empfängt Lohn, der da schneidet, und sammelt Frucht zum ewigen Leben“ (Joh. 4:36), sind in unserer Zeit in der göttlichen Wissenschaft wirksam geworden, deren Früchte die Demonstrationen des Glaubens und des geistigen Verständnisses sind.
Jesus rief seine Jünger zu sich, lehrte sie und sandte sie aus in Felder, die schon weiß zur Ernte waren. Der Schüler der Wissenschaft, der von den grundlegenden Wahrheiten des Seins, die in dieser Wissenschaft offenbart werden, angezogen wird, empfängt den Lohn eines klaren Verständnisses, daß Gott, das Gute, Alles-in-allem ist und daß der Irrtum der Sinne, Furcht und Verfall genannt, vor dieser einen Wirklichkeit vergehen muß. Geistiges Streben trägt dazu bei, dieses geistige Verständnis zu erlangen, aus dem der Schüler die geistige Kraft erntet, um die Werke hervorzubringen, die unser Meister als die guten Früchte des guten Samens bezeichnete.
In seinem Streben nach Reinheit des Denkens und Handelns ist der Schüler nicht hilflos auf sich selbst gestellt. Wenn er auf dem neuen Wege vorwärtsschreitet und dann zurückschaut, wird er erkennen, daß als Ergebnis seines Verständnisses von der göttlichen Liebe eine Besserung in seinem Charakter eingetreten ist. Er stellt fest, daß dieser Segen umfassender ist, als er anfangs zu begreifen vermochte. In Ehrfurcht findet er die Erklärung hierfür in dem Gleichnis unseres Meisters, in dem er sagte: „Mein Vater [ist] der Weingärtner ... Eine jegliche [Rebe], die da Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe“ (Joh. 15:1, 2).
Des Schülers demutsvolle Haltung Gott gegenüber befähigt ihn, mehr Zeit in andachtsvollem Studium zu verbringen, in der er der stillen geistigen Ernte teilhaftig werden mag, die ihm seine Empfänglichkeit für geistige Wahrheiten eingetragen hat. Vom Geist zutiefst ergriffen, ist sein Denken erfüllt von dem neuen Ausblick auf seine unverletzbare geistige Kindschaft mit seinem Vater-Mutter Gott.
Während dieser Zeit der Entwicklung wird er den Wertbegriff, den er früher der Körperlichkeit beimaß, verlieren. Um zu verstehen, was in ihm vor sich geht, mag er sich einer Erklärung Mrs. Eddys erinnern, die sie auf Seite 74 ihres Buches „Rückblick und Einblick“ gibt, wo sie schreibt: „Meine eigene körperliche Persönlichkeit beschwert mich nicht merklich; denn mich verlangt nie danach, an sie zu denken, und sie kann gar nicht an mich denken.“
Der so gewonnene höhere Standpunkt wird dem Schüler den rechten Rückhalt für die bewußte Demonstration der geistigen Gesetze der Wahrheit geben. Die Freude einer völligen Empfänglichkeit veranlaßt den Schüler, diese vollkommene Gabe an andere weiterzugeben. Er erkennt, wie die motivierende Kraft des Geistes in ihm wirkt, und sammelt ohne Aufhören Früchte, indem er auf dem Erntefeld in der Weise dient, die Liebe für ihn vorgesehen hat. Welch eine Bedeutung unser Meister solch einer geistigen Arbeit beimaß, können wir seinen Worten an die Jünger entnehmen (Matth. 9:37, 38): „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.“
Wer immer es auf sich nimmt, in der Ernte des Herrn zu arbeiten, ist sich bewußt, daß er für Gott arbeitet. Diese Anerkennung bereitet den Weg für eine völlige Unterordnung unter das göttliche Gesetz. Nicht nur das Vollbringen, sondern auch das Wollen wird dadurch anerkannt, daß wir die göttliche Wahrheit und Liebe widerspiegeln. In der Gewißheit eines gottverordneten Erfolges antwortet der Schüler auf den Ruf derer, die sich in Not befinden, und zerstört die aggressiven Ansprüche der Materialität, ganz gleich in welcher Form sie auch auftreten mögen, als lediglich in dem irrigen, körperlichen Sinn existierend. Er bringt den Leidtragenden Stärke und Erleichterung, indem er seine eigene geistige Ernte mit ihnen teilt.
Die Saat der Wahrheit ist ausgesät; die Erntezeit ist da. Es ist die Zeit der Demonstration der Wahrheiten der Wissenschaft durch die Auflösung des falschen Sinnesbildes von Gefahr und Sterblichkeit, das die Menschen hegen. Mrs. Eddy weist auf den höchsten Weg hin, wenn sie erklärt: „Wenn Geist oder die Macht der göttlichen Liebe für die Wahrheit zeugt, dann ist dies das Ultimatum, der wissenschaftliche Weg, und die Heilung ist eine augenblickliche“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 411).
Die Frucht der geistigen Ernte zeugt für die Wirksamkeit von Gottes Gesetz, dem Gesetz der Wahrheit, des Lebens und der Liebe, das sich immerdar selbst mitteilt und immerdar die Ernte einsammelt. Wie es von dem Propheten vorausgesagt wurde (Jes. 25:9): „Siehe, das ist unser Gott ..., auf den wir harren, daß wir uns freuen und fröhlich seien in seinem Heil“.