Die moralischen und geistigen Verantwortlichkeiten desjenigen, der ein Amt in einer Kirche Christi, Wissenschafter, bekleidet, kommen in den Lehren der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] eindeutig zum Ausdruck. Diese Lehren schließen die Anbetung des einen Gottes ein — des einzigen Gemüts —, der Wahrheit, Liebe, Prinzip ist.
Um für ein Amt in der Kirche geistig befähigt zu sein, müssen wir uns der Aufgabe widmen, in all unseren Gedanken und Wegen wahrhaftig zu sein. Wir müssen selbstlos lieben, uns bemühen, nur die Liebe zum Ausdruck zu bringen, die die göttliche Liebe widerspiegelt. Und die Gedanken und Standpunkte und Pläne, die unser Bewußtsein bilden, müssen ihren Ursprung im göttlichen Prinzip haben. In dem Maße, wie wir dies tun, sind wir befähigt, „Kirche“ in ihrem geistigen Sinn zu repräsentieren, wie Mrs. Eddy sie im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit“, definiert (S. 583): „Der Bau der Wahrheit und Liebe, alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“
Die moralischen Forderungen, die an jemanden gestellt werden, der ein Amt in einer Kirche Christi, Wissenschafter, annimmt, sind gleicherweise eindeutig. Es gibt eine Norm für das menschliche Verhalten, die die Christliche Wissenschaft [Christian Science] identifiziert, und wenn die Identität der Wissenschaft als einer Religion aufrechterhalten werden soll, dann muß diese Norm von den Kirchenmitgliedern eingehalten werden. Das Verhalten der Kirchenbeamten, um diese Norm zu wahren, sollte vorbildlich sein. Zu dieser Norm gehört es, allein geistige Mittel zur Heilung zu verwenden, von falschen Begierden frei zu sein und ein moralisches Verantwortungsbewußtsein zu besitzen.
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] ist die Wissenschaft des geistigen Heilens. Nichts als tierischer Magnetismus — der Anspruch des Bösen — kann unsere menschlichen Überlegungen soweit irreführen, daß wir uns dem Glauben hingeben könnten, wir seien zu einem Amt in der Kirche dieser Konfession geeignet, während wir gleichzeitig als Heilmittel oder als Hilfsmittel zum christlich- wissenschaftlichen Heilen Arzneien befürworten oder sie selbst einnehmen oder unsere Zuflucht zu Chirurgie, Chiropraktik, Osteopathie, Psychiatrie, medizinischer Diagnose, Hygiene oder Diät nehmen. Wenn auch die Christlichen Wissenschafter diejenigen, die diese Mittel zur Heilung anwenden, nicht verdammen, so verdammt doch die Wahrheit selbst die Unehrlichkeit desjenigen, der vorgibt, diese Wissenschaft in genügendem Maße zu repräsentieren, um ein Kirchenamt einzunehmen, und dann diese Religion durch ein Verhalten bloßstellt, das ihre Wirksamkeit leugnet.
Unsere Führerin zählt einige der Pflichten der Lehrer dieser Wissenschaft auf, wenn sie schreibt (ebd., S. 445): „Lehre die großen Möglichkeiten des Menschen, der mit der göttlichen Wissenschaft ausgerüstet ist. Lehre die gefährliche Möglichkeit der Verkümmerung des geistigen Verständnisses und der Demonstration der Wahrheit durch die Sünde oder durch die Zuflucht zu materiellen Heilmitteln. Lehre die Sanftmut und Macht eines Lebens, das, verborgen mit Christo in Gott‘ ist, und es wird kein Verlangen nach anderen Heilmethoden mehr vorhanden sein.“
Wer ein Amt in einer Kirche Christi, Wissenschafter, annimmt, verpflichtet sich damit, nach besten Kräften die Eigenschaften eines Christlichen Wissenschafters vorbildlich an den Tag zu legen. Er macht nicht den Versuch, heute auf dem Wasser zu wandeln, aber er bringt getreulich jene Eigenschaften zum Ausdruck, die er zu bekuden gelernt hat. Und er glaubt nicht, daß irgendwelche Arbeit, die er zu tun imstande ist, ihm als einem Beamten der Kirche eine zu große geistige oder moralische Forderung auferlegt.
Mrs. Eddy fährt in ihrer Definition von „Kirche“, deren erster Teil zuvor in diesem Leitartikel zitiert wurde, mit folgenden Worten fort: „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“
Als ein Beamter solch einer Einrichtung hält der Christliche Wissenschafter voller Freude sein Freisein von falschen Gelüsten aufrecht. Er stellt fest, daß dieses Freisein seine Fähigkeit erhöht, die Pflichten seines Kirchenamtes wirksam zu erfüllen, und er stellt fest, daß das Beharren in diesem Freisein — das Sich-Loslösen von jeder scheinbaren Notwendigkeit, aus persönlichen, geschäftlichen oder gesellschaftlichen Gründen Anregungsmittel wie Alkohol oder Tabak zu genießen — seine gesamte menschliche Lebenserfahrung stärkt und verschönt. Es ist stets eine Freude, dem Rat des Paulus zu folgen (1. Thess. 5:21, 22): „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt.“
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] lehrt die Anwendung der göttlichen Wahrheit auf die menschliche Erfahrung. Sie zeigt, daß ein Gott — das unendliche Gemüt, das vollkommene Prinzip — von dem vollkommenen Menschen widergespiegelt wird. Wer diese geistige Wahrheit auf seine menschlichen Probleme anwendet, stellt fest, daß er in höherem Maße befähigt ist, die moralischen Verpflichtungen des menschlichen Lebens zu erfüllen. Ein sittliches Verhalten in Übereinstimmung mit Christi Jesu Bergpredigt ist unerläßlich, wenn wir die geistige Wahrheit verstehen wollen. In dieser Predigt warnt der Meister (Matth. 7:18): „Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.“
Wenn jemand das Amt eines Kirchenbeamten in einer Kirche Christi, Wissenschafter, angenommen hat, kann er in dem Maße, wie er ehrlichen Herzens bemüht ist, seinen moralischen Verpflichtungen nachzukommen, und der Versuchung widersteht, sie außer acht zu lassen, in der Gewißheit der Stärke „des Baues der Wahrheit und Liebe“ frohlocken. Versäumt der Kirchenbeamte, ein aufrechtes und sittliches Leben zu führen, in Frieden mit seinen Mitmenschen zu leben, ein untadeliges Verhalten an den Tag zu legen, ein treuer Ehemann oder eine treue Ehegattin zu sein, so sollte er von seinem Posten zurücktreten, nicht weil er zu verdammen ist — denn niemand kann einen anderen richten —, sondern weil er seine Kirche liebt. Unter solchen Umständen von seinem Posten zurückzutreten ist ein Akt der Liebe, eine sittliche Tat, die der erste Schritt zur Lösung seines persönlichen, menschlichen Problems sein mag. Es ist ein Akt des Gebens. Und jemand, der seine Kirche liebt, wird ihr geben, was zu geben er imstande ist.
Diejenigen, die für die Wahl oder die Ernennung von Kirchenbeamten einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, verantwortlich sind, haben die Pflicht, für die Ämter diejenigen auszuwählen, die die Norm der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] aufrechterhalten. Wenn die Kirchenbeamten ihre Kirche in der Weise repräsentieren, wie Mrs. Eddy sie repräsentiert wissen wollte, dann wird sich Fortschritt zeigen, und es werden sich Wege auftun, die Tag für Tag zu besseren Ergebnissen führen.
