Genauso eindringlich und wichtig wie die vertrauten Warnworte an amerikanischen Bahnübergängen „Halt! Sieh dich um! Lausche!“ sind Mrs. Eddys Worte „lauschen“, „folgen“, „sich freuen“ in ihrem Gedicht „, Weide meine Schafe' “. Sie schreibt (Rückblick und Einblick, S. 46):
Ich will lauschen Deinem Ruf,
Irr' ich im Geheg,
Will Dir folgen und mich freu'n
Auf dem rauhen Weg.
Auf Gottes Stimme, oder Sein Wort, wird in der Bibel oft als auf das Gesetz oder den Willen Gottes hingewiesen. „Höret des Herrn Wort“ ist ein Gebot, das die Propheten des Alten Testaments ergehen ließen und dem sie selbst gehorsam waren. Indem sie es befolgten, wurden sie beschützt und versorgt, wie es den Kindern Israel erging, als sie Gottes Gebot an Moses, vorwärts zu gehen, befolgten und durch das Rote Meer in die sichere Freiheit gelangten.
Moses lauschte auf Gottes Stimme und hörte sie aus dem brennenden Busch, und später lauschte er auf dem Berge Sinai auf Gottes Wort und empfing die Zehn Gebote. Elias hörte Gottes Stimme; ebenso Elisa, Salo- mo, Samuel und viele andere inspirierte Patriarchen, die sanftmütig und gehorsam waren. Ja, Jesaja verhieß, daß der gnädige Gott Sein Volk führen würde; er sagte (30:21): „Und deine Ohren werden hören hinter dir her das Wort sagen also: Dies ist der Weg; den gehet, sonst weder zur Rechten noch zur Linken!“
Die Verheißungen und der Lohn, die uns zuteil werden, wenn wir auf Gottes Weisungen lauschen, gehören nicht der alten Zeit an. Kürzlich wurde ein Mechaniker, ein Experte, einer neuen Maschine zugewiesen, die anderen, die diese Maschine bedienten, Schwierigkeiten gemacht hatte. Sein erster Gedanke war, daß er aufgrund seiner Geschicklickkeit die Maschine in Ordnung bringen könnte, aber sie bereitete ihm genauso- viel Verdruß wie den anderen. Dann akzeptierte er die Suggestion des sterblichen Gemüts, daß die Maschine ein Erzeugnis aus der Kriegszeit wäre und daher ohne Sorgfalt und mangelhaft gebaut wäre. Am Ende des zweiten Tages war er soweit, daß er aufgeben und den Handelsvertreter bitten wollte, die Maschine abzuholen.
Da er ein Christlicher Wissenschafter war, wollte er jedoch dem Vorgesetzten von seinem Mißerfolg erst berichten, nachdem er die Mittwochabend-Zeugnisversammlung besucht hatte. Danach rief er einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft an, der ihn daran erinnerte, daß er nicht nur auf Gottes Stimme lauschen, sondern ihr auch folgen und sich dann freuen müßte. Er wurde auf Mrs. Eddys Worte aus dem am Anfang dieses Artikels erwähnten Gedicht aufmerksam gemacht und auch auf ihre Erklärung in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 399): „Wenn Gemüt das einzig Handelnde ist, wie kann der Mechanismus da selbsttätig sein?“
Am nächsten Morgen ließ der Mechaniker sein Gefühl der Überlegenheit beiseite und stand demütig vor der Maschine; er dachte ernsthaft über die Macht des Gemüts nach und lauschte auf Führung. Als er die Maschine anlaufen ließ, fiel ein kleines Stück Metall herunter und vor seine Füße. „Schadhaft, dachte ich mir's doch“, sagte er sich, als er das Stück Metall fortstieß. Doch dann vernahm er das „stille, sanfte Sausen“, und als er lauschte, hörte er: „Sieh dir das Stück an.“ Er gehorchte und sah sofort, wo das Stück Metall hingehörte. Er brachte es an der richtigen Stelle an, zog den Bolzen fest, der sich durch die Erschütterungen gelockert hatte, und die Maschine arbeitete einwandfrei. Seine Freude war echt, nicht nur über die Reparatur der Maschine, sondern auch über die Lektion, die er gelernt hatte: zu lauschen und zu folgen.
Um zu lauschen, muß man das eigene Selbst aus dem Wege räumen — Eigenwillen, Selbstrechtfertigung, Selbsterhöhung, Selbstmitleid, Selbstverdammung, Selbstverherrlichung —, und man muß zulassen, daß Gottes Wort, Gottes Gesetz, über dem Getöse der Ansprüche des sterblichen Gemüts gehört wird. Einer der bezeichnendsten Ansprüche des sterblichen Gemüts, der unsere Aufmerksamkeit gefangennehmen möchte, ist der, daß man menschliche Schritte unternehmen müsse. Wenn wir auf diesen Anspruch hören, bevor wir Gottes Weisung gesucht haben, könnten wir vergessen, daß unsere Führerin das einzige Mal, wo sie den Ausdruck „menschliche Schritte“ benutzt, von den Schritten spricht, die zur Vollkommenheit führen. Der vollständige Satz lautet (Wissenschaft und Gesundheit, S. 253): „Die göttliche Forderung:, Darum sollt ihr vollkommen sein', ist wissenschaftlich, und die menschlichen Schritte, die zur Vollkommenheit führen, sind unerläßlich.“ In der Wahrheit kann der Mensch nicht anders als vollkommen sein, denn der Bibel entsprechend ist er zum Bilde und absoluten Gleichnis des vollkommenen Gottes, des Gemüts, der Liebe, geschaffen.
Wie angespannt das Lauschen auch sein mag, dies allein ist nicht genug. Es muß von Tätigkeit und Fortschritt begleitet sein. Jesus unternahm nichts, bevor er nicht gelauscht hatte, und er verlangte von seinen Jüngern oft Betätigung. Er forderte auch den Gichtbrüchigen auf, sein Bett aufzuheben und heimzugehen, den Mann mit der verdorrten Hand, sie auszustrecken, die Schwestern des Lazarus, dessen Grabtücher zu lösen und ihn gehen zu lassen, und so ging es während der ganzen Zeit seines Wirkens fort.
Mrs. Eddy verlangte ebenfalls Betätigung von ihren Nachfolgern. Zu dem hilflosen Kranken sagte sie: „Nun können Sie aufstehen und mir die Tür öffnen“, zu der lahmen Frau: „Nun können Sie wie andere Menschen die Treppen hinaufgehen“, und zu dem stummen Mädchen sagte sie mit Autorität: „Im Namen Gottes, sprich!“ Die Berichte über diese Heilungen sind auf den Seiten 54–56 in dem Buch „Twelve Years with Mary Baker Eddy“ (Zwölf Jahre bei Mary Baker Eddy) von Irving C. Tomlinson zu finden. Die Werke unserer Führerin sind voller Ermahnungen, aktiv zu sein, und in dem Verhältnis, wie wir dem von Jesus gewiesenen und in der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] offenbarten Weg folgen, werden wir die verheißene Befreiung von Schmerzen, Sorgen und Unstimmigkeiten, von Entmutigung, Krankheit und selbst vom Tod auf der menschlichen Ebene erleben. Das ist unzählige Male bewiesen worden.
Es ist keine schwierige Aufgabe, dem Beispiel, das uns Christus Jesus in seiner Bergpredigt gegeben hat, zu folgen, wenn wir das Selbst ablegen und unseren Mitmenschen tun, was wir wollen, daß sie uns tun sollen. Wenn wir in unserem täglichen Tun und Treiben freundlich, rücksichtsvoll, ehrlich, gütig, versöhnlich, verständnisvoll und liebevoll sind, treten wir in die Fußtapfen unseres Meisters.
Wenn aber manchmal der Weg rauh und lang erscheint, was dann? Was sollen wir tun, wenn ein Rotes Meer des Widerstandes unseren Marsch vorwärts zu blockieren scheint? Was, wenn der Lohn der Heilung nicht unmittelbar eintritt? Sollen wir aufhören zu folgen? Nein, gewiß nicht! Jesus sagte seinen Jüngern, daß ihnen in der Welt, in ihren irdischen Erfahrungen, Trübsal begegnen würde; aber er überwand die Welt und hinterließ uns sein Beispiel.
Jesus lauschte auf die Weisungen seines Vaters, seines göttlichen Prinzips, und folgte Seiner Führung selbst dann, als er den bitteren Kelch trinken mußte. Sogar am Kreuz vergaß er nicht, für seine menschliche Mutter liebevoll Vorsorge zu treffen, und er betete, daß denen, die ihn aus Unwissenheit kreuzigten, vergeben werden möge. Dürfen wir weniger tun?
Göttliche Unterweisung und Führung sind für uns in reicher Fülle vorhanden. Wir haben nicht nur die Bibel, sondern auch unser Lehrbuch, den Schlüssel, der uns Gottes kostbare Verheißungen erschließt. Wir haben auch die anderen Werke unserer Führerin, Die Mutterkirche mit ihren Zweigkirchen und ihren Sonntagsschulen, die Zeitschriften, die Lektionspredigten im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft, die Vorträge, den Klassenunterricht und die Ausüber.
Genauso gewiß, wie ein Kind damit beginnen kann, seine Kenntnis anzuwenden, daß 2 + 2=4 ist — obwohl es noch keine Probleme der höheren Mathematik zu lösen vermag —, so kann jeder Anhänger der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] lauschen, folgen und sich freuen von dem ersten Augenblick an, wo er die Wahrheit über den vollkommenen Gott und Seine vollkommene Schöpfung, einschließlich des Menschen, akzeptiert. Während er voranschreitet, entfalten sich ihm geistige Ideen, und mit jedem Schritt vorwärts werden sein Glaube, sein Verständnis und seine Überzeugung gestärkt, daß es Gottes ewiges Wort oder Gesetz ist, auf das er lauscht und das er befolgt. Könnte sich irgend jemand der Freude über diese Offenbarung enthalten? Könnte irgend jemand es unterlassen, einem guten Gott, der nur Gutes für Seine geliebte Schöpfung bereithält, Loblieder zu singen?
Wo immer sich Irrtum oder Disharmonie auszudrücken scheint — ob im unbelebten Mechanismus oder in belebten Körpern, ob in menschlichen Beziehungen oder in atmosphärischen Elementen —, Gottes Wort weist immer den Weg und ist uns eine Stütze, wenn wir darauf lauschen. Gottes Wort unterwirft die Materie, denn in Wirklichkeit besteht nichts außer Gott und Seiner Idee.
Wir können niemals einen gewünschten Bestimmungsort, der drei Meilen von uns entfernt ist, erreichen, wenn wir nur eine Meile gehen. Wir können ihn auch nicht erreichen, wenn wir zwei Meilen gehen. Wir müssen den ganzen Weg gehen. Wir müssen lauschen, folgen und uns freuen. Es muß individuell getan werden, bevor es sich für alle kundtun kann.
Wir brauchen keinesfalls auf den endgültigen Höhepunkt der Vollkommenheit in unserer individuellen Erfahrung zu warten, ehe wir uns freuen können. Wir können wahrlich jubeln, daß wir wissen, wie wir lauschen, folgen und uns über jeden Schritt freuen können, der zur Vollkommenheit führt, ganz gleich, wie rauh der Weg auch erscheinen mag. Wir brauchen nicht auf die allumfassende Demonstration zu warten, um dann erst des Paulus Ermahnung zu befolgen (1. Thess. 5:16): „Seid allezeit fröhlich.“
