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Liebe ist kein abstrakter Begriff

Aus der September 1964-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] lehrt, daß Gott Liebe und Liebe Gemüt ist, und weist damit einerseits auf die allerhabene Intelligenz der göttlichen Liebe hin, andererseits auf das grundlegende Wesen und das schöpferische Wirken des Gemüts. Gemüt erschafft geistige oder wahre Ideen, und was Gemüt erschafft, wird vom Gemüt geliebt und erhalten. Diese Tätigkeit des Gemüts ist fortdauernd und ununterbrochen; sie ist die ganz und gar intelligente, immerwirkende Funktion der Liebe.

Gott liebt und erhält den Menschen, der Seine individuelle geistige Widerspiegelung ist, und der Mensch wiederum drückt die Liebe aus, in der ihn Gott in der reinen Zuneigung der göttlichen Intelligenz hält. In der menschlichen Erfahrung äußert sich diese geistige Zuneigung in mitfühlendem, aus Wohlwollen geborenem Interesse, in einer geduldigen, jedoch nicht herablassenden Haltung gegenüber den Schwächen anderer und in dem selbstlosen, tätigen Wunsch nach intelligenter menschlicher Hilfsbereitschaft.

Solch eine geläuterte Zuneigung ist stets imstande, Gelegenheiten zu finden, wo sie tätig werden kann, was den Nutznießer dieser Tätigkeit unfehlbar zu einem höheren Sinn von Liebe erweckt als er ihn zuvor gekannt hat, ja vielleicht sogar zu einer bewußten Anerkennung der all-weisen, all-wirkenden göttlichen Liebe als dem Urquell alles Guten.

Die all-wirkende göttliche Liebe fordert von uns, daß wir allen Kundwerdungen des Lebens gegenüber auch wirklich Liebe zum Ausdruck bringen. Diese Kundwerdungen bilden miteinander das Universum der Liebe mit seiner unendlichen Mannigfaltigkeit an Schönheit, Nützlichkeit und Anteilnahme. Ob diese Ideen uns nun als Mitglieder der menschlichen Familie oder als dem Tier- oder Pflanzenreich zugehörig erscheinen, sie sind alle unserer Liebe und Fürsorge wert. Ohne diese ausströmende, universale Liebe können wir uns in Gottes Universum, in unseres Vaters Haus, nicht wirklich heimisch fühlen.

Wenn wir fähig sind, uns über eine veraltete, gedankenlose, mit Vorurteilen behaftete oder von Furcht beherrschte Einstellung zu erheben, und es uns gelingt, ein Gefühl der Verwandtschaft und der tätigen mitfühlenden Anteilnahme gegenüber einer jeden Idee Gottes, von der größten bis zur kleinsten, zu empfinden, dann wird die Liebe für uns nicht bloß ein Gefühl oder eine Gemütsbewegung sein, sondern der Standpunkt, von dem aus wir die gesamten menschlichen Erfahrungen betrachten, der Beweggrund, der in intelligenter Weise unsere Gedanken beherrscht und unsere Handlungen bestimmt.

Getrennt von ihrer Beziehung zum täglichen Leben und damit von ihrer menschlichen Anwendung, bleibt Liebe für denjenigen, der sich ihrem lebendigen Ausdruck verschließt, nur ein entfernter, abstrakter Begriff, eine kalte, intellektuelle Theorie, ohne die Kraft der lebendigen Wirklichkeit.

Wer die göttliche Liebe nur für eine abstrakte Idee hält, mag auf andere herabsehen, deren Begriff von Liebe ihm zu einfach erscheint, um ihr voll gerecht zu werden, denn er wird nicht gewahr, daß die tatsächliche geistige Gegenwart der Liebe in Wahrheit eine einfache Idee ist, die vom geistigen Sinn ganz natürlich erfaßt wird. Außerdem mag er sich in der Annahme täuschen, daß er Höhen des Verständnisses erklommen habe, die von den Demütigeren nicht erreicht werden, die vielleicht eine weniger hohe Meinung von ihren eigenen geistigen Errungenschaften haben.

Dieses falsche Gefühl der Überlegenheit führt dazu, den stolzen Intellektuellen von seinen Mitmenschen abzusondern, während das wahre Verständnis von der göttlichen Liebe, das dadurch lebendig und vertraut gemacht wird, daß wir es in unserem menschlichen Leben tatsächlich ausdrücken, uns mit unseren Mitmenschen vereint.

Diese einigende Wirkung ist nicht auf Einzelpersonen oder auf den engen Kreis der Familie beschränkt, sondern trifft gleichermaßen auf die Beziehungen zwischen den Völkern und Rassen zu, die die menschliche Familie bilden. Jedes übertriebene Gefühl der Fremdheit zwischen den Völkern, das durch die Verschiedenheit in Kultur, Sprache, Sitten oder Hautfarbe hervorgerufen wird, verschwindet, wenn die göttliche Liebe, verstanden, empfunden und warmherzig ausgedrückt, die klare, geistige Bedeutung der Brüderschaft aller Ideen Gottes hervorbringt.

In der Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist es nicht die intellektuelle Befähigung, so wünschenswert diese auch ist, sondern die unbeschränkte geistige Erkenntnis vom Wesen der göttlichen Liebe, die heilt. Wenn wir fühlen und wissen, daß Liebe kein abstrakter Begriff ist, sondern die tatsächliche Gegenwart des Geistes, des Gemüts, das weder Krankheit noch Sünde anerkennt, dann werden das Denken und der Körper geheilt werden. Aber solch eine heilige, christusgleiche Erkenntnis kann nur aus einem Herzen kommen, das dem Ruf der göttlichen Liebe spontan Folge leistet.

So etwas wie eine kaltherzige christlichwissenschaftliche Behandlung gibt es nicht; im wissenschaftlichen Gebet ist kein Raum für bloße logische Schlußfolgerungen, denen die Inbrunst der göttlichen Liebe fehlt, für höchste Forderungen, die gefühllos gestellt werden, oder für selbstgerechte Verdammung. Sie alle gehören nicht zu dem Bewußtseinszustand, der die Kranken heilt, vielmehr zeigen sie eine ungeduldige, lieblose Haltung gegenüber demjenigen an, der die zarte Berührung des heilenden Christus braucht.

Wie wenn er dabei an seine eigene frühere Haltung als ein Mitglied des Hohen Rates und an seinen anfänglichen Widerstand gegen den Christus gedacht hätte, konnte der Apostel Paulus, jene große intellektuelle Gestalt des Neuen Testaments, in seinen späteren Jahren schreiben (1. Kor. 13:1, 2): „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.“

Über ihre eigenen Kindheitserlebnisse schreibend, berichtet Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft [Christian Science], daß weder ihre eigenen Gebete noch die der Kirche oder ihrer Eltern sie zu heilen vermochten. Als jedoch die geistige Bedeutung des Christus, der die Botschaft von der Wahrheit, die Liebe ist, bringt, in ihrem Denken aufdämmerte, war sie imstande, andere zu heilen. Sie fügt hinzu (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 351): „Es war die lebendige, pulsierende Gegenwart des Christus, der Wahrheit, die die Kranken heilte.“ Nur wenn das menschliche Gemüt mit diesem Geist des Christus erfüllt ist, kann es den Menschen sehen, wie Gott ihn erschaffen hat, kann es ihn mit dem Herzen wie mit den Augen sehen.

Unter der Randüberschrift „Echte Heilung“ (ebd., S. 367) beschreibt unsere Führerin den Geist der wahren christlich-wissenschaftlichen Behandlung: „Ein freundliches Wort an den Kranken und seine christliche Ermutigung, die mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, die lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht.“

Dieser Geist der Liebe ist es, der die Macht hat, den menschlichen Charakter umzuwandeln. Durch seine Inspiration wird die menschliche Zuneigung rein, intelligent, von Gott beherrscht und von Gott bestimmt, wie die Widerspiegelung der göttlichen Liebe stets sein muß, denn Liebe ist nicht ein abstrakter Begriff, sondern tut eine praktische Zuneigung kund, die niemals gleichgültig ist und niemals vereitelt werden kann, sondern immer tätig und fruchtbringend ist.

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