Selten ist in der Geschichte der Menschheit Sicherheit so begehrt und gesucht gewesen wie heute, da uns aus allen Gebieten der Erde Berichte über politische und andere Krisen erreichen. Von diesen Krisen wird allgemein angenommen, daß sie eine Gefahr für den Frieden und die Sicherheit der Menschen darstellen.
Seit jeher hat das Böse versucht, im menschlichen Denken Boden zu gewinnen, als Wirklichkeit anerkannt zu werden, Macht für sich zu beanspruchen und sein Einflußgebiet zu erweitern. Es beansprucht, daß die Einheit zwischen Gott und dem Menschen, der von Ihm zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen wurde, gespalten, der Mensch von Gott getrennt werden kann. So versucht das Böse, die Erkenntnis von der Allmacht und Allgegenwart Gottes in der menschlichen Erfahrung zu begrenzen.
In dem Buch der Offenbarung (Kapitel 12) wird das Böse als ein roter Drache dargestellt, der wider die göttliche Liebe und Wahrheit streitet. Wie klar erkennen wir doch durch das Studium der Christlichen Wissenschaft [Christian ScienceSprich: kr'istjən s'aiəns.], daß das Böse den Kampf nicht gewinnen kann, denn es streitet nicht gegen seinesgleichen, sondern gegen Michael, gegen geistige Stärke, die die himmlischen
Heerscharen führt! Daher erfüllt sich in dieser Auseinandersetzung die herrliche Verheißung (2. Chron. 20:17): „Ihr werdet nicht streiten in dieser Sache. Tretet nur hin und stehet und sehet das Heil des Herrn, der mit euch ist.“
Man hört oft die Frage, auf welche Weise das Böse wohl überwunden werden könne. Jedes Problem wird in der Wissenschaft gelöst durch das Überwinden der Gedanken, die das Problem hervorrufen, sowie durch das Anerkennen der geistigen Tatsachen, die es zerstören. Demgemäß muß unser Denken von dem Glauben an die Wirklichkeit des Bösen befreit und zur Wahrheit erhoben werden. Dadurch werden wir das Verständnis erlangen, das uns Freude, Frieden und Sicherheit in reichem Maße verleihen und uns frei machen wird.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 71): „Nichts ist wirklich und ewig — nichts ist Geist — außer Gott und Seiner Idee. Das Böse hat keine Wirklichkeit. Es ist weder Person, Ort noch Ding, sondern einfach eine Annahme, eine Illusion des materiellen Sinnes.“
Die materiellen Sinne sind uns auf unserem Weg zur Freiheit keine Hilfe. Sie sind Hindernisse, weil sie wollen, daß wir ihre Wahrnehmungen als wahr akzeptieren, obwohl sie das gerade Gegenteil von der Wahrheit sind. Diese Wissenschaft lehrt uns, daß die Tatsachen des Seins wahr sind, selbst wenn sie nicht vom Augenschein der Sinne getragen werden.
Für das Auge dreht sich die Sonne um die Erde. Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Erde dreht sich um die Sonne. Heute erkennt jeder an, daß in diesem Falle der Augenschein der materiellen Sinne falsch ist, weil die Tatsache allgemein bekannt geworden ist. Wer sich auf den Augenschein der Sinne verläßt, ist einem Wissenschaftler zu vergleichen, der eine Rakete auf den Mond startet und bei den Berechnungen die Umdrehungen der Erde nicht berücksichtigt, weil er glaubt, die Sonne drehe sich um die Erde!
Der Anspruch der materiellen Sinne, daß das Böse als eine Wirklichkeit bestehe, ist ebenso falsch. Wenngleich die Tatsache von der Unwirklichkeit des Bösen nicht allgemein anerkannt wird, ist sie doch wahr. Es ist wichtig, daß wir die wissenschaftliche Wahrheit erkennen, die gerade dort gegenwärtig ist, wo nach der Behauptung der materiellen Sinne das Böse sein soll. Wir sollten daran denken, daß Christus Jesus von dem Teufel oder dem Bösen sagte (Joh. 8:44): „.. . die Wahrheit ist nicht in ihm.“
Wo immer wir Spaltung, Trennung oder Zwietracht wahrnehmen, besteht in Wirklichkeit die ewige, unveränderliche Tatsache, daß es nur einen Gott und Schöpfer gibt, nur eine Schöpfung, die Ihn widerspiegelt. Dieser Gott ist allgegenwärtiger Geist, allwirkende Wahrheit, alles einschließende Liebe, todloses Leben, und Seine Schöpfung ist Seine Widerspiegelung, die nur geistige Eigenschaften wie Glück, Frieden und Sicherheit zum Ausdruck bringt.
Die sterblichen Sinne wollen uns verleiten, unnachgiebige Begrenzungen für die Freiheit des Menschen, den Wirkungsbereich der Wahrheit und der Gerechtigkeit, hinzunehmen. Sie wollen uns glauben machen, daß unzählige unüberwindbare Hindernisse uns von diesen erstrebenswerten Gütern trennen und daher Unfrieden und Unsicherheit unvermeidlich seien. In Wirklichkeit gibt es jedoch für Geist keine Begrenzungen oder Hindernisse. Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit sind überall gegenwärtig, wo immer wir uns befinden; ihre Wirksamkeit kann zu keiner Zeit beschränkt oder dem einzelnen vorenthalten werden.
Die Machtgelüste des Bösen sind ein eitler Versuch, Gottes unbegrenzte Herrschaft an sich zu reißen. Aber nur Gottes Idee oder Widerspiegelung, der wahre Mensch, kann die von Gott verliehene Herrschaft über die Schöpfung ausüben, und in dem Maße, wie wir verstehen, daß wir selbst der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffene Mensch sind, können wir es durch unser Leben bezeugen. Herrschaft ist die wahre Freiheit des Menschen. Sie kann niemals von ihm genommen oder vom Bösen an sich gerissen werden.
Je mehr wir über die materiellen Erscheinungsformen hinaus in die Wirklichkeit der Dinge blicken, desto klarer sehen wir, daß Furcht und Haß auf Unwissenheit über Gott und Seine Schöpfung beruhen. Furcht ist der Aberglaube, daß es eine Gott entgegengesetzte Macht gäbe, die uns schaden könne, und Haß ist der lieblose Gedanke, der sich gegen die vermeintliche Ursache unserer Furcht richtet. Doch das Wissen, daß Gott, das Gute, die einzige Macht und daß der Mensch Seine Widerspiegelung ist, beseitigt die Unwissenheit und zeigt uns, daß es keine Ursache für Furcht oder Haß gibt.
In Gottes Schöpfung gibt es keinen roten Drachen, keine Trennung von Gott und Mensch, daher keine Begrenzung des Guten, der Wahrheit, der Freiheit und der Gerechtigkeit in der menschlichen Erfahrung. Gott ist Alles; daher gibt es keine Macht, die die dem Menschen von Gott verliehenen Rechte umgehen, außer Kraft setzen, verletzen oder brechen kann. Wer sein Bewußtsein zu diesen Tatsachen erhebt, wird — wie Noah in der Arche — ruhig, friedlich und sicher durch die Flut menschlicher Schrecken gleiten. Wenn das große Wasser zurückgegangen ist, wird er feststellen, daß sich die Verheißung des Offenbarers erfüllt hat (Off. 12:10): „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsres Gottes geworden und die Macht seines Christus.“