Die meisten Christlichen Wissenschafter machen die Erfahrung, daß der erste Schritt auf dem Wege zum Verständnis der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] das Sehnen ist, mehr über Gott zu lernen. Dieses Sehnen ist die Antwort auf die große Anziehungskraft Gottes, und diejenigen spüren es deutlich, die das Gute lieben. Paulus schrieb (Röm. 8:14, 16): „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.. . Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind.“
Die göttliche Wissenschaft ist die Offenbarung der Wahrheit, daß Gott — Gemüt — Leben und Liebe ist und daß der Mensch der vollkommene Ausdruck Gottes ist. Wenn wir dies lernen, erkennen wir, daß unsere eigentliche Aufgabe darin besteht, unser Wissen von den christusgleichen Eigenschaften, die wir als Kinder Gottes zum Ausdruck bringen, zu erweitern.
So wie wir uns einstmals in der Schule jeden Tag gewissenhaft unseren Aufgaben widmeten, so müssen wir heute dem Studium der Christus-Wissenschaft jeden Tag eine angemessene Zeit widmen, um mehr über das göttliche Gemüt zu erfahren. Und mit der Zunahme unseres Wissens wird auch unser Bewußtsein von dem Einssein oder der Einheit des Menschen mit dem göttlichen Gemüt bereichert.
Ein Hilfsmittel für jeden Christlichen Wissenschafter, sich diese Einheit des Menschen mit Wahrheit und Liebe zu vergegenwärtigen, ist das tägliche Studium der wöchentlichen Lektionspredigt, wie sie im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft vorgesehen ist. Dieses ernste Studium, jeden Tag erneut aufgenommen mit dem innigen Wunsche, die Einheit des Menschen mit Gemüt zu demonstrieren, zeigt uns, wie wir uns vor den irrigen Eindrüken der materiellen Sinne, die in unser Bewußtsein eindringen wollen, schützen können. Wenn wir diesen materiellen Sinnen unsere Tür versperren, so bedeutet das, daß wir sie dem geistigen Sinn geöffnet haben, damit Wahrheit und Liebe einströmen mögen; denn wenn wir uns von dem Irrtum abwenden, dann sehen wir, daß das Gemüt jederzeit darauf wartet, uns zu segnen. Sagte nicht Christus Jesus (Matth. 6:6): „Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten“?
Das regelmäßige Studium der Lektionspredigt ist eine tägliche innige und immer wieder liebevoll gewährte Gemeinschaft mit Gott. In dieser Stunde des Studierens und Nachdenkens sind wir mit der göttlichen Liebe allein. Das Bewußtsein von der Gegenwart Gottes erfüllt uns mit Zuversicht und Freude.
Wir können jedoch nicht erwarten, daß uns das volle Verständnis von der göttlichen Wahrheit wie eine reife Frucht in den Schoß fällt. Aber das Verlangen eines aufrichtigen Herzens nach dem Reich Gottes ist guter Boden, in dem das Samenkorn der Wahrheit Wurzel schlägt und dann wachsen, blühen und Frucht tragen kann.
Wenn wir beim Studieren der Lektionspredigt beten, daß die göttliche Liebe uns mit dem Bewußtsein des geistigen Seins erfüllen möge, dann gehen wir Schritt für Schritt unserem vorgesetzten Ziel entgegen, nämlich dem immerwährenden Bewußtsein, wie Christus Jesus es hatte, mit dem göttlichen Gemüt eins zu sein.
Damit wir für unser tägliches Studieren der Lektionspredigt Zeit finden, werden wir beharrlich und stetig sein müssen, um in unserem Programm täglicher Pflichten und Beschäftigungen dafür Raum zu schaffen. Das bedeutet, daß wir vor die Notwendigkeit gestellt sind, mit unserer Zeit hauszuhalten, sie nutzbringender anzuwenden als bisher.
In ihrem Buch „Vermischte Schriften“ sagt Mrs. Eddy in dem Aufsatz betitelt „Nutze deine Zeit“ auf Seite 230: „Viel Zeit wird vertan im Sprechen von nichts, im Tun von nichts und in der Unentschlossenheit über das, was man tun sollte.“ Wenn wir zugelassen haben, daß eine dieser drei menschlichen Schwächen, oder sogar alle drei, in unserem Bewußtsein Wurzel schlagen und sich ausbreiten konnten, müssen wir danach streben, sie zu überwinden. Sie sind ein negativer Gedankenzustand, der durch positive Gedanken ersetzt werden muß. Dann wird es selbst bei der schwersten Arbeitslast möglich sein, eine ruhige Stunde zu finden, in der wir uns der Schulung und Erleuchtung unseres Denkens widmen können. Der Segen, der sich aus dieser geistigen Arbeit ergibt, wird den ganzen Tag über spürbar sein.
Eine Christliche Wissenschafterin pflegte die Wochenlektion vor dem Aufstehen morgens im Bett zu lesen. Sie hatte als Sekretärin eine anstrengende Tätigkeit. Dazu kamen vielerlei Haushaltspflichten. Diese frühe Morgenstunde schien daher die einzige zu sein, in der sie auf ihrer Suche nach christlich-wissenschaftlichen Gedanken ungestört sein konnte. Eine Zeitlang schien es ihr, als ob sie zu schlaftrunken wäre, um die Bedeutung der Lektionspredigt zu erfassen, und sie war unglücklich darüber. Dann aber machte sie sich klar, daß, da der Mensch die Intelligenz seines Schöpfers widerspiegelt, er immerdar mit Seiner Weisheit eins ist.
Von nun an merkte sie, daß ihr Stellen aus der jeweiligen Wochenlektion mehrere Male während des Tages in den Sinn kamen, obwohl sie sie nicht auswendig gelernt hatte. Sätze aus der Bibel und aus „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mrs. Eddy, die die Eindrücke der materiellen Sinne berichtigten, stellten sich wie Wächter vor die Tür ihres Bewußtseins, um den Irrtum am Eindringen zu hindern.
Mrs. Eddys Worte auf Seite 276 von „Wissenschaft und Gesundheit“ fielen ihr ein: „Der Mensch und sein Schöpfer stehen in der göttlichen Wissenschaft in Wechselbeziehung zueinander; das wirkliche Bewußtsein weiß nur um die Dinge Gottes.“ Wie glücklich machte sie dies Erlebnis! Die Angst, am Morgen zu müde und während des Tages zu gehetzt zu sein, um sich ungestört dem Studieren der Lektionspredigt zu widmen, schwand dahin.
Mit diesem neugewonnenen Freisein von Gedanken der Furcht und der Beschränkung plante sie ihre Zeiteinteilung wie jemand, der Herrschaft darüber hat, und jeden Tag fand sie ausreichend Gelegenheit, ihre Lektionspredigt wach und ruhevoll zu studieren. Gott hatte ihr gezeigt, daß der Christusgeist keine Müdigkeit und keine Ablenkung kennt und daß er uns jederzeit befähigt, Gottes Wahrheit aufzunehmen, wenn wir uns täglich ernsthaft darum bemühen.
