Vor einiger Zeit wurde mir klar, daß eine rechte Wertschätzung von Mary Baker Eddy für ein Verständnis der Christlichen Wissenschaft grundlegend ist.
Für jeden Christen erscheint es heute als selbstverständlich, daß sich die Worte des Propheten Jesaja auf den Messias bezogen, als er sagte (Jes. 11:1, 2): „Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.“ Weil für die Christen diese Prophezeiung durch das Erscheinen Jesu in Erfüllung gegangen war, nehmen sie die christliche Lehre als gottgegeben an. Gläubige, die einer nicht-christlichen Religion angehören, mögen in Jesus einen guten Menschen sehen, können aber seine Lehre nicht annehmen, da sie ihnen nicht von Gott zu kommen scheint.
Ich fragte mich: Wie kann ich an die endgültige Offenbarung der Wahrheit durch das Erscheinen der Christlichen Wissenschaft glauben, wenn ich nicht anerkenne, daß diese gottgegeben ist? Und wie kann ich glauben, daß sie gottgegeben ist, wenn ich nicht die Tatsache akzeptiere, daß diejenige, die diese Wissenschaft des Christus entdeckte und sie der Welt klarlegte, von Gott für diese Aufgabe vorbereitet war?
Es gibt Menschen, die nicht glauben, daß der Messias erschienen ist; daher nehmen sie das Christentum nicht an. Diejenigen, die am Dogma festhalten, glauben nicht, daß die Prophezeiungen der Apokalypse in Erfüllung gegangen sind; daher erkennen sie nicht an, daß die Wissenschaft, die Mrs. Eddy entdeckte, die endgültige Wahrheit ist.
Ein Prophet ist ein geistiger Seher, der eine solche Höhe erreicht hat, daß er weit in die Zukunft schauen kann. So wurde vor langer Zeit von Johannes das Erscheinen der endgültigen Wahrheit erkannt und beschrieben. In der Offenbarung lesen wir (12:1, 5): „Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. ... Und sie gebar einen Sohn, ein Knäblein, der alle Völker sollte weiden mit eisernem Stabe. Und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Thron.“
Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, erfüllte die Prophezeiung, daß die beschriebene Geburt nicht die eines körperlichen Kindes war, sondern die einer geistigen Idee, denn es heißt: „Und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Thron.“ Nur eine geistige Idee kann immerdar in Gott wohnen und nur sie kann teilhaben an „seinem Thron“ — an Seiner Herrschaft.
Bedeutet nun all das hier gesagte, daß ich Mrs. Eddy anbeten soll? Nein! Als Jesus einmal mit „Guter Meister“ angeredet wurde, antwortete er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott“ (Mark. 10: 17, 18). Auf Seite 34 ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 ermahnt uns Mrs. Eddy: „... seid den bestehenden Gesetzen unbedingt gehorsam und folgt eurer Führerin nur so weit, wie sie Christus folgt.“
Ein Fundament ist niemals Selbstzweck. Es dient als Stütze oder Grundlage eines Bauwerks. Die klare Erkenntnis, daß Mrs. Eddy von Gott berufen war, die endgültige Wahrheit ans Licht zu bringen, gibt uns ein solches Fundament, auf dem unser Verständnis von der Wissenschaft weiter aufgebaut werden kann. Betrachten wir zum Beispiel einmal folgende Zeilen auf Seite 6 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy: „ ‚Gott ist Liebe.‘ Mehr können wir nicht erbitten, höher können wir nicht schauen, weiter können wir nicht gehen.“ Die ersten drei Worte standen seit Jahrhunderten in der Bibel. Aber erst der zweite Satz offenbart die unermeßliche Reichweite der Wahrheit in der ersten Feststellung und führt uns zur Demonstration dieser Worte. Diese Demonstration verleiht die absolute Überzeugung, daß jene Zeilen gottgegeben sind, denn sie bestätigen die Worte Jesu (Matth. 7:16): „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Ist diese Überzeugung wichtig? Ja! Der sterbliche Sinn möchte uns manchmal vor Situationen stellen, in denen nur eine solche Überzeugung von der absoluten Wahrheit in der Bibel und in „Wissenschaft und Gesundheit“ hilft, wenn einfach keine Zeit zum Argumentieren bleibt. Dann ist ein festes Fundament vonnöten.
Vor ein paar Jahren wohnten wir in einem Holzhaus. Eines Tages erhitzte meine Frau Öl in der sehr kleinen Küche. Als sie den Deckel vom Topf nahm, begann das überhitzte Öl zu brennen. Ich lief sofort in die Küche. Die Flamme auf dem Öl war so klein und sah so harmlos aus, daß ich gar nicht an die Regel dachte, niemals Wasser auf brennendes Öl zu gießen. Ich stellte den Topf unter den Wasserhahn und ließ einen kräftigen Strahl hineinströmen. Im nächsten Augenblick stand ich in einem Flammenmeer, das den ganzen Raum erfüllte. Die Hitze war so intensiv, daß ein Plastikvorhang hinter mir halbverbrannt zu Boden fiel.
Mit felsenfester Überzeugung erklärte ich: „Gott ist Liebe.“ Ich muß diese Worte laut gesagt haben, denn meine Frau hörte sie im Vorraum und stimmte von ganzem Herzen darin ein. Im Augenblick darauf war das Feuer in sich zusammengefallen, nur noch die kleine Flamme im Topf brannte. In unserer Küche waren die Wände und die Decke teilweise schwarz geworden, doch war kein Brand entstanden. Ich selbst hatte nicht den geringsten Schaden erlitten. Alles, was meine Frau und ich tun konnten, war, aus tiefstem Herzen zu danken.
Wir hatten bewiesen, daß unsere Überzeugung ein festes Fundament hatte. Es ist wichtig, daß wir ein sicheres Fundament haben, und Paulus sagt (1. Kor. 3:10): „Ein jeglicher aber sehe zu, wie er darauf baue.“