In der Bergpredigt sagte Jesus (Matth. 5:17, 18): „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“
Er wies auch auf die gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung hin. In der Erfüllung des göttlichen Gesetzes, der uneingeschränkten Anerkennung des göttlichen Prinzips und seiner Demonstration, zeigte er der Menschheit den Weg, auf dem der materielle Traum mit seinen Leidvorstellungen — Sünde, Krankheit und Tod — aufgelöst wird.
Auf die Frage eines Schriftgelehrten (Matth. 22:36): „Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?“ antwortete Jesus: „, Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte.‘ Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andre aber ist dem gleich:, Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“
Der einzelne kann dieses göttliche Gesetz, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, erfüllen, wenn er Gott liebt und erkennt. Die Christliche Wissenschaft legt die metaphysische Tatsache dar, daß es nur ein Gemüt, Gott, gibt, dessen Widerspiegelung der geistige Mensch ist, und sie leugnet die menschliche Vorstellung von vielen Gemütern, die getrennt von Gott nebeneinander existieren.
Wer das Böse sieht und es für wahr hält, darf dessen sicher sein, daß er selbst dem Bösen unterliegt. Darum gab Jesus den Rat: „Zieh zuvor den Balken aus deinem Auge“ (Luk. 6:42), was bedeutet, den Glauben an die Wirklichkeit des Bösen aufzugeben und das Gebot der Nächstenliebe zu erfüllen, das heißt, den Menschen in wissenschaftlicher Weise zu sehen. Dann wirkt der Christus mühelos und entfernt „den Splitter aus deines Bruders Auge“.
Mrs. Eddy erklärt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 476): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“
Wenn wir Gottes Widerspiegelung, die Christus-Idee, sehen, so sind wir eins mit dieser Idee in der Liebe. Isolieren wir aber durch die Annahme einer falschen Vorstellung unseren Nächsten gedanklich von Gott, isolieren wir uns selbst. Erst die Vergebung durch Christus unserem Nächsten gegenüber erfüllt das göttliche Gesetz und gewährt uns den Eintritt in das Heiligtum Gottes: Vergebung schenkt uns das Glück des Einsseins mit dem Vater und der Untrennbarkeit von Ihm und Seinem Gesetz.
In dem Maße der Gabe der Liebe findet nicht nur das bittende, sondern auch das gebende Herz Erfüllung. Das materielle Opfer hat nur den Wert des Beweggrundes. Ohne Liebe, ohne Freude, ohne Demut „habt ihr ... keinen Lohn“ (Matth. 6:1).
Das menschliche Bewußtsein sollte sich immer wieder folgende metaphysische Tatsache vergegenwärtigen: Es gibt nur Gott und Seine unendliche Offenbarwerdung; es gibt nur ein Gemüt und Seine unendliche, vollkommene Widerspiegelung. Das Trachten nach dem Reiche Gottes sowie das Wissen, daß im göttlichen Gemüt jede Idee reichlich versorgt ist, gereicht dem einzelnen zum Segen und läßt ihn der Fülle Gottes teilhaftig werden.
Durch Lehre und Demonstration und durch die Erfüllung des göttlichen Gesetzes oder Willens zeigte uns Jesus den Weg zur Vollkommenheit. Er sagte: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matth. 5:48).
Mrs. Eddy, die in hingebungsvoller Weise die Bibel studierte, um das geistige Gesetz zu ergründen, das den Werken unseres Meisters zugrunde liegt, entdeckte die Christus-Wissenschaft, die Schritt für Schritt zur Demonstration der Vollkommenheit, zu des Menschen Einssein mit dem Vater, dessen Idee der Mensch ist, führt und die Menschen von Sünde, Krankheit und Tod erlöst. In „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt unsere Führerin (S. 311): „Wenn die Menschheit diese Wissenschaft versteht, wird sie zum Gesetz des Lebens für den Menschen — ja zum höheren Gesetz der Seele, das durch Harmonie und Unsterblichkeit über den materiellen Sinn obsiegt.“
