Es gibt heute in der Welt zwei Gedankensysteme, auf die der Name Wissenschaft angewandt wird — die Christliche Wissenschaft und die Naturwissenschaft. Beide haben ähnliche Ziele: Das Wesen des Universums und alles dessen, was in ihm ist, das Wesen des Menschen und des Lebens, zu verstehen und durch Nutzung dieses Verständnisses Kontrolle und Herrschaft über die Erkenntnisse zu erlangen, die Menschheit von Schwierigkeiten und unnötiger mühevoller Arbeit zu befreien und ein besseres und glücklicheres Leben zu bewirken.
Die grundlegenden Voraussetzungen und die Methoden dieser beiden Systeme sind jedoch sehr verschieden. Die Naturwissenschaft geht von der Voraussetzung aus, daß der Mensch ein Sterblicher sei, der in einem materiellen Universum lebt, und daß die Materie wesentlich, vom Denken völlig unabhängig sei und schon lange vor dem Erscheinen des Lebens und des Bewußtseins bestanden habe. Man glaubt, daß Leben und Bewußtsein nur dann erscheinen, wenn die Evolution der Materie zu hoch entwickelten körperlichen Organismen geführt hat, die nur dann fortbestehen können, wenn die Temperatur und die Zusammensetzung der Atmosphäre und andere materielle Bedingungen dafür geeignet sind. In der heutigen Zeit hat die Naturwissenschaft einen sehr starken Einfluß auf das menschliche Denken; in der Tat, für die meisten Menschen bedeutet das Wort „Wissenschaft“ noch immer nichts anderes als das systematische Studium der materiellen Phänomene.
Die Christliche Wissenschaft erklärt in völligem Gegensatz hierzu, daß die wesentliche Substanz Geist, Gott, ist, die von der Materie gänzlich unabhängig ist. Dieser Geist ist durch sich selbst bestehendes, unendliches Gemüt, Intelligenz, Leben und Liebe, das gesetzgebende Prinzip aller seiner unendlichen geistigen Schöpfungen. Geist hat keine Kenntnis von der Materie; der Mensch ist kein materieller Organismus, sondern der geistige Ausdruck Gottes, untrennbar von seinem Schöpfer. Der Mensch lebt nicht in einem materiellen Universum von Raum und Zeit, sondern er lebt im unsterblichen Gemüt. Paulus sagte auf dem Areopag: „Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Apg. 17:28;
Die Christliche Wissenschaft, die von Mrs. Eddy entdeckt wurde, ist äußerst umwälzend und erfordert, daß wir unser Denken über die ganze Grundlage der Wissenschaft völlig ändern. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß das, was Materie genannt wird, in Wirklichkeit eine gedankliche Erscheinungsform ist, die ihren Ursprung nicht im unsterblichen, schöpferischen Gemuht, sondern in einem verfälschten, zeitlichen und sterblichen Gemüt hat, das das Wesen der wirklichen, geistigen Substanz mißversteht und die geistige Schöpfung nachahmt. Als Christliche Wissenschafter müssen wir lernen, das Universum und den Menschen und die ganze Schöpfung als geistig zu sehen, so wie Gott sie schafft, und auf diese Weise die Herrschaft zu gewinnen, die das Ergebnis wahren Verständnisses ist. Dies schließt auch ein, daß wir die Fehler berichtigen, die in dem eindrucksvollen Gefüge der Naturwissenschaft akzeptiert worden sind.
Die Naturwissenschaft gründet sich auf Beobachtungen, die von den physischen Sinnen gemacht werden und die an Umfang und Macht durch ein riesiges Aufgebot von Instrumenten gewaltig zugenommen haben. Diese Beobachtungen werden dann durch ein Denkverfahren aufeinander abgestimmt und eingeordnet, das sich durch die Elemente der Ordnung, der Beständigkeit und Harmonie auszeichnet. Es werden Theorien aufgestellt, von denen man hofft, daß sie nach und nach dem wahren Bild des Universums annähernd gleichkommen. Diese Theorien werden angewandt, um die bisher unbeobachteten Phänomene vorauszubestimmen, und sie werden schließlich verworfen, wenn neue Beobachtungen diese Voraussagen nicht bestätigen.
In der Naturwissenschaft wird das Erforschen solcher Phänomene bevorzugt, die quantitativ, das heißt, durch Messen, Wiegen oder auf andere Weise behandelt werden können. Dies hat unter anderem zur Folge, daß die Naturwissenschaft nur ein sehr unvollständiges Bild von den Erkenntnissen gibt. Sie beschreibt und analysiert die sichtbare Welt, doch hat sie nur wenig über mentale und geistige Qualitäten zu sagen, Eigenschaften wie Freude, Intelligenz, schöpferische Begabung, Schönheit, Gelassenheit, Vertrauen, Ehrlichkeit, Güte und Liebe. Die Spontaneität und der Wesenskern dieser Eigenschaften werden verzerrt, wenn versucht wird, sie mengenmäßig zu messen. Und doch sind gerade diese Eigenschaften für jeden einzelnen von grundlegender Bedeutung, ihr Vorhandensein oder Fehlen schafft oder zerstört Glück und Zufriedenheit in seinem Leben. Sie sind in keiner äußeren Erscheinungswelt zu finden, sondern im Bewußtsein des einzelnen. Jesus sagte: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Luk. 17:20, 21;
So sehr sich die Naturwissenschaft auch in die Materie vertieft, versucht sie doch, das Bewußtsein damit zu begründen, daß sie behauptet, es sei auf zusammengesetzte chemische oder physische Reaktionen im Gehirn zurückzuführen, und sie hofft, das Denken schließlich auf diese Weise zu erklären. Doch das Bewußtsein, nicht die Materie, ist das Grundlegende; wenn das Bewußtsein nicht wäre, könnten wir nicht einmal an die Materie glauben oder Kenntnis von ihr haben. Geistiges Bewußtsein und Materie sind entgegengesetzte Aspekte des Daseins; und Materie ist zeitlich und letzten Endes zum Verschwinden bestimmt, wenn das menschliche Bewußtsein durch das göttliche, unsterbliche Gemüt erleuchtet wird.
Die Naturwissenschaft, die alles in der Materie sucht, übt einen derart starken Einfluß auf das moderne, intellektuelle Denken aus, daß es Mode geworden ist, die Existenz Gottes anzuzweifeln oder sogar zu leugnen. Da die Naturwissenschaft alles in der Materie sucht, kann sie Gott nicht finden, denn Er ist nicht in der Materie und wird auch niemals dort sein.
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß die Materie eine falsche Auffassung über das Wesen der wahren Substanz ist, die geistig ist. Es gibt nicht zwei Universen, ein materielles und ein geistiges. Was als ein materielles Weltall angesehen wird, ist nur ein weit und breit akzeptiertes falsches Bild über das wirkliche Weltall, das geistig ist. Mrs. Eddy schreibt: „Das sichtbare Weltall und der materielle Mensch sind die armseligen Fälschungen des unsichtbaren Weltalls und des geistigen Menschen. Ewige Dinge (Wahrheiten) sind Gottes Gedanken, wie sie im geistigen Reich des Wirklichen bestehen. Zeitliche Dinge sind die Gedanken der Sterblichen, sie sind das Unwirkliche, da sie das Gegenteil vom Wirklichen oder vom Geistigen und Ewigen sind.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 337;
Die geistige Natur des Weltalls und des Menschen kann nicht mit den körperlichen Sinnen wahrgenommen werden und liegt somit außerhalb der Reichweite der Naturwissenschaft. Es bedarf des geistigen Sinnes, um die Wirklichkeit zu verstehen. Wir lesen in „Wissenschaft und Gesundheit“: „Der geistige Sinn ist eine bewußte, beständige Fähigkeit, Gott zu verstehen.“ S. 209; Daher kann ein Mensch, der die Existenz Gottes anzuzweifeln oder zu leugnen beginnt, nicht erwarten, das wirkliche Weltall wahrzunehmen, geschweige denn zu verstehen.
Trotz ihrer materialistischen Grundlage hat die Naturwissenschaft, wenn sie richtig angewandt wurde, zahlreiche nützliche Erfindungen ermöglicht, die viele Begrenzungen, die früher mit den Annahmen eines materiellen Daseins verbunden waren, erheblich vermindert hat. Wenn sie richtig angewandt wird, hat die Naturwissenschaft noch viele Möglichkeiten, der Menschheit von Nutzen zu sein, und sie bleibt eines der nützlichsten Betätigunsfelder. Doch wenn ein Christlicher Wissenschafter mit dem Studium oder der Anwendung der Naturwissenschaft beschäftigt ist, sollte er sich täglich vergegenwärtigen, daß die wirkliche Schöpfung geistig ist und unter göttlicher Herrschaft steht und daß ihre Substanz Geist, Gemüt, ist. Er sollte bei seiner Arbeit göttliche Intelligenz und geistigen Scharfblick für sich in Anspruch nehmen. Diese metaphysische Arbeit wird seine Fähigkeit und seine Erkenntnis erweitern und das gedankliche Element in der Naturwissenschaft verbessern. Eigenschaften wie Ordnung, Beständigkeit und Harmonie, die beim Aufstellen nützlicher Theorien wichtig sind, gehören dem göttlichen Gemüt an und werden vom Menschen widergespiegelt.
In der Bibel wird die erste schöpferische Handlung wie folgt beschrieben: „Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.“ 1. Mose 1:3 Jeder von uns sollte das Licht des geistigen Verständnisses für sich in Anspruch nehmen; Schritt für Schritt wird es sogar die Annahmen der Naturwissenschaft verbessern.
Wir sollten der nachhallenden Worte Mrs. Eddys aus ihrer inspirierten Ansprache eingedenk sein, die sie im Jahre 1888 in Chikago hielt: „Substanz ist intelligenter Geist, Seele, und sie ist bei weitem unüberwindlicher und stärker als Materie, denn diese ist zeitlich, während jene ewig ist, Urgrund und Ausdruck des Seins.“ Vermischte Schriften, S. 103;
Der seit langer Zeit bestehende Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft wird schließlich gelöst werden, wenn die Menschheit lernt, alles von der Grundlage des göttlichen Gemüts aus zu sehen, und erkennt, daß Substanz Geist und die Schöpfung die ständige Entfaltung des Geistes ist. Die wahre Wissenschaft wird dann als mit der Religion identisch erkannt werden. Dieser radikale Wandel von einem materillen zu einem geistigen Standpunkt der Wissenschaft, wie er von Mrs. Eddy prophezeit und eingeleitet wurde, wird schließlich die Verheißung in der Offenbarung erfüllen: „Es sind die Reiche der Welt unsres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Offenb. 11:15.
