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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Jeremia: Inspirierter Prophet und Dichter

Aus der November 1970-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jeremia, einer der letzten Seher vor der babylonischen Gefangenschaft der Juden, war unter den Propheten des siebenten Jahrhunderts für seinen Gehorsam, seine Kraft und seinen Mut bekannt, wenn er auch gleichzeitig sehr mißverstanden wurde. Er war ein Mann von tiefer Aufrichtigkeit, aber einige der Angelegenheiten, für die er eintrat, waren bei vielen seiner Landsleute unbeliebt und wurden sogar als den nationalen Interessen und der nationalen Politik abträglich betrachtet.

Es scheint um das Jahr 626 v. Chr. gewesen zu sein, als Jeremia seinen Ruf zu predigen erhielt. Sein Widerstreben, die Verantwortung zu übernehmen, einer der Vertreter des Herrn zu werden, gleicht dem von Mose, als er aufgefordert wurde, die Israeliten aus Ägypten zu führen (vergl. Jer. 1:6; 2. Mose 3:11; 4:10); doch sowohl der Patriarch wie der Prophet nahmen den Ruf an, und beide erwiesen sich dieser heiligen Mission würdig.

Als Jeremia berufen wurde, erhielt er die Zusicherung, daß ihm eine große Laufbahn bevorstand — eine Laufbahn ständiger Herausforderung, aber sicheren Erfolges. Der Herr selbst hatte schon vor seiner Geburt die Art und Weise seines Wirkens bestimmt: „Ehe du von der Mutter geboren wurdest, ... bestellte [ich] dich zum Propheten für die Völker“ (Jer. 1:5). Die innere Stimme des Propheten wies die Furcht zurecht und bekräftigte die fortwährende Gegenwart Gottes und die Gültigkeit der göttlichen Botschaft: „Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, daß du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen“ (Vers 10).

In den restlichen Versen dieses Anfangskapitels berichtet Jeremia von zwei Visionen, die ferner den Inhalt seines Lebenswerkes und die extremen Gegensätze, die es aufweisen sollte, bestimmten.

Die erste Vision zeigte einen erwachenden Zweig, ein Zeichen des nahenden Frühlings. Vom Herrn gedeutet besagte das: „Ich will wachen über meinem Wort, daß ich's tue“ (Vers 12). Der Sinn ergibt sich aus einem Wortspiel im Hebräischen. Jeremia hatte „einen erwachenden Zweig“ (hebräisch: SHÄKED) gesehen, was bedeutete, daß Gott über Seinem Wort wachte (hebräisch: SHÖKED).

Die zweite Vision war ein siedender Kessel überkochenden Wassers, dessen Dampf von einem starken Nordwind weggeblasen wurde. Das deutete an, so erklärte der Herr, daß durch Eindringlinge aus dem Norden bald ein Unheil über Juda hereinbrechen würde. Der Hinweis ist als Vorhersage einer Invasion durch die Skythen vestanden worden, die auch von Zephanja prophezeit wurde, einem Zeitgenossen Jeremias.

Bei der Äußerung so harter Worte auf Gottes Befehl konnte der Prophet bitteren Widerstand von Königen und Prinzen, Priestern und Landsleuten gleichermaßen erwarten, aber was war schon dabei? „Sie [können] dir dennoch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, spricht der Herr, daß ich dich errette“ (Vers 19). Mit dieser Ermunterung begann Jeremia tapfer seine denkwürdige Prophetenlaufbahn, die ihn während der Regierungszeit des letzten Königs von Juda durch vierzig Jahre der Prüfung und Versuchung hindurchführte.

Seinem Auftrag gemäß trat Jeremia in Jerusalem vor die Tempeltür (siehe 7:1–3) und verkündigte den Leuten, welche große Gelegenheit vor ihnen läge, wenn sie sich nur bekehrten und Gott in der rechten Weise anbeteten. Aber als der Prophet fortfuhr, wurde offensichtlich, daß die Menschen in Juda nicht willens waren, Gott zu gehorchen, und er erinnerte seine Zuhörer, daß Ihm ihre völlige Mißachtung der Gebote nicht verborgen war. Ja, Jeremia beschrieb den Tempel als „eine Räuberhöhle“ (Vers 11), ein Ausdruck, den Jesus Jahrhunderte später kraftvoll widerhallen ließ (siehe Mark. 11:17).

In anderen Prophezeiungen sagte Jeremia voraus, daß die Babylonier das Land angreifen, daß Jerusalem zerstört werden und das Volk in die Gefangenschaft geführt werden würde (siehe 25:9–11). Seine düsteren Weissagungen brachten ihm die Verurteilung durch seine Landsleute ein, denn er wurde als Landesverräter ein, denn er wurde als Landesverräter angesehen, weil er den Rat gab, sich dem König von Babel zu unterwerfen (siehe Kap. 27). In Wirklichkeit erläuterte er Gottes Gericht, wie er es verstand, und er sollte tatsächlich die Schrecken der Verwüstung erleben, die er vorausgesagt hatte.

Der gute König Josia, dessen Reformen Jeremia auf der Grundlage des 5. Buches Mose in den ersten Jahren seiner Laufbahn unterstützt hatte, kam bei einem törichten Angriff gegen die Streitmacht Ägyptens ums Leben. Sein Sohn Jojakim aber, der sein Nachfolger wurde, interessierte sich mehr für dieses Land als für sein Heimatland Juda. Als er von den freimütigen Warnungen und Voraussagen der Zerstörung hörte, die Baruch, ruch, der Sekretär und Freund Jeremias niedergeschrieben hatte, ließ Jojakim sie in dessen Gegenwart verlesen und ging daran, das Manuskript Blatt für Blatt zu verbrennen. Aber Jeremias Botschaft konnte er auf diese Weise nicht vernichten, denn Baruch schrieb sie auf Anweisung des Propheten aufs neue und ausführlicher nieder (siehe Kap. 36).

Ungeachtet der Treue Jeremias zu seinem Gott und Seinem Volk wurde er des Übertritts zu den Babyloniern beschuldigt und ins Gefängnis geworfen (siehe 37:11–15). Er war noch immer dort, als die Stadt im Jahre 586 v. Chr. fiel (siehe 38:28). Der lebendig geschilderte Bericht über seine Befreiung aus der Zisterne, in die er im Verlauf seiner Gefangenschaft geworfen worden war, zeigt, daß er zumindest einige treue Freunde hatte (siehe 38:1–13).

Jeremia, der in Jerusalem blieb, als viele seiner Landsleute in die babylonische Gefangenschaft gerieten, schrieb ihnen einen sehr bedeutsamen Brief des Trostes, Rates und der Ermutigung. Es könnte sein, daß sie lange Zeit als Gefangene in einem fremden Land bleiben müßten, dennoch könnten sie Gott gehorchen und Ihm vertrauen. Er hatte für sie „Gedanken des Friedens und nicht des Leides“ (29:11) und die Verheißung: „Ihr werdet mich suchen und finden; ... wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet“ (Vers 13).

Vielleicht in Gedanken an das wichtige „Buch des Bundes“ des Königs Josia (2. Könige 23:2) führte der Prophet „einen neuen Bund“ ein, der im 31. Kapitel seines Buches recht ausführlich beschrieben ist. „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen“ (Jer. 31:31). Dieser Bund sollte innerlich und geistig sein und die Macht und Gegenwart Gottes zum Ausdruck bringen. „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein“ (Vers 33).

Von Juden, die aus Jerusalem flüchteten, wurde Jeremia mit seinem treuen Freund Baruch nach Ägypten gebracht (siehe Kap. 43), wo er fortfuhr, das Böse nachdrücklich zu brandmarken. In Ägypten endet unser Bericht. Wenn auch das anschaulich geschriebene Klagelied über die Zerstörung Jerusalems, genannt „Die Klagelieder Jeremias“, lange Zeit mit ihm in Verbindung gebracht wurde, wird es doch im allgemeinen als Buch eines unbekannten Verfassers angesehen.

Mut und Zärtlichkeit, Glaube und Inspiration leben in den Worten des Dichters weiter: „Ich habe dich je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (Jer. 31:3). Wenn er auch oft über die Ergebnisse seines Wirkens verzweifelt war, ist die Größe seiner Leistung unbestreitbar. Sein mutiger Angriff auf die Vorstellung, daß Israel rassisch und stammesmäßig unantastbar wäre, entsprach seinem bahnbrechenden Eintreten für eine individuelle Gottesanbetung und eine geistige Religion, die nicht durch Ort oder Ritual eingeschränkt ist. Es überrascht nicht, daß einige Zeitgenossen Christi Jesu dazu neigten, Jesus als einen zweiten Jeremia zu bezeichnen (siehe Matth. 16:14).

Aus der Seelenqual, die Jeremia bei seinen vergeblichen Aufrufen an seine Landsleute empfand, strahlen einige der kostbarsten Teile der Bibel hervor, so die Prophezeiungen über das Werk des Messias als des Erlösers, Sprosses, Richters, Hirten, Befreiers und Königs — und die herrliche Verheißung (33:6): „Siehe, ich will sie heilen und gesund machen und will ihnen dauernden Frieden gewähren.“

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