Mein Blick geht zu den Bergen;
Von oben Hilfe kommt. Lied Nr. 189;
So beginnt ein schönes Kirchenlied im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft.
Diese Zeilen erinnern an ähnliche Stellen in der Heiligen Schrift. Sie regen zu der Überlegung an, warum so viele Bibelgestalten ihren Blick und ihre Schritte zu den Bergen lenkten. Sowohl im Alten wie im Neuen Testamente lesen wir von Bergen, wo sich wichtige Dinge zutrugen. Mose empfing die Zehn Gebote auf einem Berg, und die Evangelien sprechen davon, daß Christus Jesus auf einen Berg ging, um zu beten. Sowohl Matthäus wie Lukas verbinden jene Sammlung von Jesu Lehren, die wir als die Bergpredigt kennen, mit solch einem Sichzurückziehen auf einen Berg oder eine Hochebene.
Viele Wanderer der heutigen Zeit haben ihr Denken aufwärts, wie auf die Berge, gerichtet, um sich über einen materiellen Begriff vom Leben und seinen Sorgen zu erheben und neue Kraft aus geistigen Ideen zu sammeln. Mrs. Eddy, die so gut das Geistige zu erklären versteht, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Geistig ausgelegt bedeuten Felsen und Berge feste und erhabene Ideen.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 511;
Wenn wir an diese biblische Auslegung denken, erkennen wir, wonach die Menschheit in Wirklichkeit ausschaut. Sie sehnt sich nach der echten Festigkeit und Erhabenheit des Geistes, wofür die Felsen und Berge nur Symbole sind. Im materiellen Bereich weiß jeder Wanderer sehr gut, wo er Felsen und Berge sehen kann. Aber weiß er ebensogut, wo die festen und erhabenen Ideen des zu Geistes zu finden sind? Das soeben erwähnte Lied sagt, daß „von oben Hilfe kommt“. Was ist denn mit den Worten „von oben“ gemeint? Der Psalmist beantwortet diese Frage mit überzeugender Kürze: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Ps. 121:1, 2;
So war es mit der Verfasserin dieses Artikels. Sie richtete ihre Augen auf die Berge. Durch die Christliche Wissenschaft erkannte sie, daß es die erhabenen Ideen hinter den Symbolen waren, wonach sie ausschaute. Sie gewann damit ein geistiges Verständnis und fand Hilfe, indem sie ihr Denken im Gebet zu Gott erhob.
In einer Zeit, in der jeglicher Gottesglaube in ihrem Land verfolgt wurde, brachte ihr ein Aufenthalt in den Bergen — buchstäblich und im übertragenen Sinne — innere Befreiung. Sie verlor jede Beklemmung wegen der scheinbar so besorgniserregenden Situation und gewann neuen Mut. Sie erkannte, daß Gott und Seine vollkommene geistige Schöpfung von menschlichen Verboten stets unberührt bleibt. Das beruhigte sie zutiefst. Von jenem Tage an bemühte sie sich, nur nach „oben“ zu blicken. Während der Verfolgungen in ihrem Lande gab ihr der Ausblick auf Gottes allumfassende Erhabenheit, die durch ihre Umgebung veranschaulicht wurde, eine Inspiration, an die sie sich klammern konnte, bis diese Mißhelligkeiten aufhörten.
Wie hilfreich erweist sich doch geistiges Lehren und Lernen durch Symbole! Wir benötigen oft diese Veranschaulichungen. Die reichhaltige Bildersprache der Bibel, die Gleichnisse Jesu wie auch Mrs. Eddys geistige Auslegungen sind von unsagbarem Wert. Die Verfasserin kann dies dankbar bezeugen, denn eine zweite Erfahrung ergänzt die obenerwähnte Veranschaulichung aus der Bergwelt.
Es ist ganz natürlich, daß Berge und Täler so oft in enger Verbindung miteinander erwähnt werden. Was sagt Mrs. Eddy über „Tal“ als ein Symbol? Sie schreibt im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit: „Tal. Niedergeschlagenheit; Sanftmut; Finsternis.
,Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück.‘ (Psalm 23:4.)
Obgleich der Weg im sterblichen Sinn dunkel ist, so erleuchten ihn doch das göttliche Leben und die göttliche Liebe; sie zerstören die Unrast des sterblichen Gedankens, die Furcht vor dem Tode und die vermeintliche Wirklichkeit des Irrtums. Die Christliche Wissenschaft, die den Sinnen widerspricht, läßt das Tal knospen und blühen gleich der Rose.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 596.
Durch diese Auslegung vertiefte sich das Verständnis der Verfasserin. Diesmal war das Problem persönlicher Natur, und es trat viele Jahre später auf, als die christlich-wissenschaftlichen Kirchen in diesem Land wieder ihre heilende Mission erfüllten. Die Verfasserin fühlte sich jedoch von einer Situation niedergedrückt, die sie, bildlich gesprochen, in einem dunklen Tal festzuhalten schien. Als sie über die christlich-wissenschaftliche Definition von „Tal“ nachdachte, fand sie ihren Weg höher hinauf, und sie vermochte aus voller Überzeugung dem rechten Kurs zu folgen.
Die Lehren der Christlichen Wissenschaft weisen deutlich den Weg aus aller Finsternis, aus jedem Tal heraus. Sie erheben das Denken des Wanderers über das Sinnenzeugnis. Ja, sie lassen sogar schon „das Tal knospen und blühen“, wenn wir noch darin zu wandern scheinen und ernstlich den Weg hinauf und hinaus suchen. Wenn wir uns an das göttliche Leben und die göttliche Liebe wenden, führt der Weg stets höher und höher, und der Ausblick wird immer heller. Die Probleme, die so dunkel erscheinen, werden immer bedeutungsloser, bis sie schließlich ganz verschwinden. Auf der Bergeshöhe göttlichen Erschauens gibt es keine Niedergeschlagenheit und keine Finsternis mehr.
Die Verfasserin erlebte dies beim Lösen des erwähnten Problems. Nachdem sie sich bemüht hatte, ein besseres Verständnis von dem göttlichen Leben und der göttlichen Liebe zu erlangen, wie die Christliche Wissenschaft sie enthüllt, wurde ihr der Weg wahrhaft erleuchtet. Durch Dankbarkeit für die göttlichen Segnungen wurde ihr Denken erhoben, und sie sah, wie auch für sie das Tal zu blühen begann. „Die Unrast des sterblichen Gedankens“ und „die vermeintliche Wirklichkeit“ des Problems gingen immer mehr zurück, bis sie völlig aus dem Blickfeld verschwanden. Und nicht nur das, sondern auch neue, unerwartete Ausblicke taten sich in der Erfahrung der Verfasserin auf und kamen in weiterem Fortschritt und reicherer Versorgung zum Ausdruck.
Wie wichtig ist es doch, auf Gott, das göttliche Leben und die göttliche Liebe, anstatt auf das Sinnenzeugnis zu blicken, wenn man Probleme in der Christlichen Wissenschaft löst. Niedergedrücktheit und Unrast müssen überwunden werden. Sie verdunkeln unseren klaren Ausblick auf den Berggipfel und hindern unseren ständigen Aufstieg und dadurch die Lösung eines Problems. Die Christliche Wissenschaft führt zu der Höhe geistigen Verständnisses, zu dem Ort, wo es keine Probleme gibt.
Steht es uns nicht frei, stets auf dieser Höhe zu bleiben? Wie freudig können wir singen:
Mein Blick geht zu den Bergen;
Von oben Hilfe kommt.
Und wie zuversichtlich können wir dem, der uns fragt: „Von wo kommt mir Hilfe?“, verkünden: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“!
Die Wasserwogen im Meer sind groß
und brausen mächtig;
der Herr aber ist noch größer
in der Höhe.
Psalm 93:4
