Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Ringet danach, daß ihr stille seid“

Aus der November 1970-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Welch ein passender Ratschlag für unser Zeitalter, obwohl Paulus ihn den Christen in Thessalonich schon vor neunzehn Jahrhunderten gab! Siehe 1. Thess. 4:11; Denn wie oft hören wir heutzutage Aussprüche wie: „Ich habe keine Zeit!“ oder: „Ich muß mich sputen, daß ich ins Büro komme, denn ich habe eine eilige Arbeit zu erledigen“, oder: „Mein Tagespensum war in der letzten Zeit so groß, daß ich keine Gelegenheit hatte, meine Lektion zu lesen!“

Es läßt sich leicht erkennen, daß wir, wenn wir so die Herrschaft über unsere Zeit und über unsere Lebens- und Arbeitsweise aufgeben, in eine unnötige Abhängigkeit von den Begrenzungen und Befürchtungen des Materiellgesinntseins geraten, das nichts weiß von der geistigen, unbegrenzten Natur des göttlichen Gemüts, Gottes, und von den unbegrenzten, weil widergespiegelten Fähigkeiten des Menschen, der der Ausdruck vom Wesen Gottes ist. Wenn wir vor diesem Feind unseres geistigen Fortschritts nicht auf der Hut sind und dem Druck des sterblichen, menschlichen Gemüts nachgeben, wird er weiter zunehmen, bis wir weder Frieden noch Stille, noch unser seelisches Gleichgewicht mehr haben. Dann werden wir nicht die Herren, sondern die Sklaven des materiellen Sinnes und seiner aggressiven Ansprüche von Hast und Verwirrung sein.

Wenn wir in einer solchen mentalen Verfassung sind, können wir schwerlich Gottes Worte hören, weil wir zu beschäftigt, zu sehr unter Druck und fortwährend in zu großer Hast sind, als daß wir innehalten und auf Seine Stimme lauschen könnten. Wir werden so um die Inspiration geistiger Erquickung kommen. Es ist vielleicht bezeichnend, daß unsere Führerin, Mrs. Eddy, das Wort „hurry“, zu deutsch „Hast“, in ihren veröffentlichten Schriften nicht verwendet.

Hätte Mose an jenem Tage, als er seine Schafe über die Steppe hinaustrieb, die Stimme Gottes vernommen, wenn er in zu großer Eile gewesen wäre, um innezuhalten und zu sehen, warum der brennende Busch von den Flammen nicht verzehrt wurde? Er hörte die Stimme, weil er lauschte; und weil er lauschte, wußte er, daß es Gott war, der ihm sein Lebenswerk offenbarte. Und dort, in der Stille der Wüste, empfing er auch die geistige Zusicherung, daß es ihm niemals an Weisheit, Entschlußkraft, Stärke und Mut fehlen werde, die er brauchte, um diese ihm von Gott übertragene Aufgabe durchzuführen. Würden wir die göttliche Stimme nicht öfter vernehmen, wenn auch wir innehalten wollten, wenn wir die unaufhörlichen Forderungen des Tages beiseite lassen und in der Stille geistiger Erwartung lauschen würden?

Es ist auch wichtig, sich zu vergegenwärtigen, daß Mose die Zehn Gebote empfing, als er, einer göttlichen Inspiration folgend, sich von dem Getümmel des Volks absonderte, indem er auf den Gipfel eines Berges stieg. Hier, allein auf dem Berg Sinai, war er imstande, zu hören, zu verstehen und bereitwillig anzunehmen, was das göttliche Gemüt ihm offenbarte: die grundlegenden Gesetze der menschlichen Gesellschaft.

Es gab Zeiten, wo Christus Jesus allein sein wollte, um mit Gott in Gemeinschaft zu sein, ungestört durch die unablässigen Anforderungen der Menge um ihn her. Die erste stille Periode des Gebets, von der uns berichtet wird, erlebte er, als er gleich nach seiner Taufe ganz zu Beginn seiner glorreichen Laufbahn die Notwendigkeit erkannte, den Suggestionen des tierischen Magnetismus die Stirn zu bieten und sich über sie zu erheben. Dies tat er, indem er allein in die Wüste ging und dort vierzig Tage blieb, wonach er seinen Beweis der Herrschaft über die Versuchungen des Bösen in Jerusalem selbst vollendete, das in seinem Land der Sitz der weltlichen Macht war und wo Popularität und irdische Reichtümer im Mittelpunkt standen. Auch wir können den Verlockungen des Bösen entgegentreten, seien sie nun verhüllt oder unverhüllt, wenn wir uns in der Stille ihre Lügenhaftigkeit und gänzliche Falschheit überzeugend klarmachen.

Im Matthäusevangelium lesen wir, daß der Meister, als ihm berichtet wurde, Johannes der Täufer sei durch Herodes enthauptet worden, „von dannen [wich] auf einem Schiff in eine einsame Gegend allein“ Matth. 14:13;. Haben wir manchmal in der Zeit einer scheinbaren Krise den Wunsch, mit Gott allein zu sein, ungestört durch den Lärm und das Getriebe der Welt rings umher, um unseren Frieden und frische geistige Zuversicht zu finden?

Matthäus berichtet weiter von Jesus — nach der Speisung der Fünftausend —: „Da er das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg allein, daß er betete. Und am Abend war er allein daselbst.“ Vers 23; Spüren wir nach einem guten Heilungsbeweis in der Christlichen Wissenschaft das gleiche Verlangen, uns in die Stille zurückzuziehen und uns geistig zu vergegenwärtigen, daß es nicht unsere eigene Kraft war, sondern die Kraft des Christus, der Wahrheit, die die falschen menschlichen Annahmen berichtigte und die Heilung herbeiführte?

Was ist diese Stille, nach der wir ringen müssen, das heißt, die wir zielstrebig planen müssen, um sie zu finden? Sie ist Alleinsein, ohne einsam zu sein, denn sie ist eine enge Gemeinschaft mit Gott. Sie ist Gelassenheit ohne Schwermut, Geruhsamkeit ohne Trägheit oder Schwerfälligkeit, denn sie ist erfüllt von demütigem, jedoch tätigem Lauschen und von lebendiger geistiger Erkenntnis. Sie ist ein Frieden, der aus der festen Zuversicht eines Glaubens an Gottes Allmacht kommt. Ein solches inneres, tätiges geistiges Stillesein ist eine Haltung der Anbetung ohne eine Spur von der Gottlosigkeit des Hasses oder dem Gift der Furcht; es ist unbefleckt von jeglichem Zweifel an der Gewißheit des Guten.

Geistige Stille ist ein Bewußtseinszustand, der, obwohl friedevoll, nicht ohne geistiges Streben ist, denn er ist erfüllt von der Erwartung, ein immer klareres Verständnis vom Christus zu erlangen, der uns die Wahrheit des Geistes offenbart — das eine universale, vollkommene Gemüt, Gott —, sowie ein besseres Verständnis vom Menschen als Seinem vollkommenen geistigen Ausdruck.

Was müssen wir tun, um diese Stille zu erlangen? Christus Jesus gab uns die Antwort: „Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ 6:6; Als Erläuterung seiner Lehren schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Um in das Herz des Gebets einzudringen, muß die Tür der irrenden Sinne verschlossen sein. Die Lippen müssen verstummen, und der Materialismus muß schweigen, auf daß der Mensch beim Geist Gehör finde, bei dem göttlichen Prinzip, der Liebe, die allen Irrtum zerstört.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 15; Und sie fährt fort: „In dem stillen Heiligtum ernsten Sehnens müssen wir die Sünde verneinen und die Allheit Gottes geltend machen. Wir müssen uns entschließen, das Kreuz auf uns zu nehmen, müssen uns mit ehrlichem Herzen aufmachen und arbeiten und wachen, daß uns Weisheit, Wahrheit und Liebe zuteil werde.“ Und an anderer Stelle versichert sie uns: „Geist, Gott, vernehmen wir, wenn die Sinne schweigen.“ S. 89;

Es liegt in der Natur des Bösen, das Gute zu verneinen. Daher wird es versuchen, uns daran zu hindern, diese kostbaren Stunden des Stilleseins zu erleben. Das Tempo des heutigen Lebens liefert ein bequemes Argument für seine Machenschaften. Ehe wir uns darüber nicht im klaren sind und nicht täglich Zeit für ein stilles Studium einplanen und ehe wir uns nicht dazu erziehen, diese Stunden einzuhalten, könnten sie uns leicht entgleiten. Da wir dies wissen, werden wir auf der Hut sein und danach ringen, stille zu sein. Dann werden wir die reichen Früchte unserer täglichen Gemeinschaft mit Gott zu einem fortdauernden Segen gestalten. Mit den Worten des Jesaja: „Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.“ Jes. 30:15.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1970

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.