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Die Nöte der Welt und wie Die Mutterkirche ihnen begegnet

[Ein Verständnis der falschen theologischen Auffassungen, die den Widerstand der Menschheit gegen die Christliche Wissenschaft zur Folge haben, wird uns helfen, solchem Widerstand entgegenzuwirken und die Menschen von vielen falschen Vorstellungen von dieser Wissenschaft und ihrer heilenden Wirkung frei zu machen.]

Die Umgestaltung vorherrschender theologischer Auffassungen

Aus der Dezember 1970-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche WissenschaftChristian Science ; sprich: kr’istjən s’aiəns. verlangt, daß wir den menschlichen Nöten offen und ehrlich entgegentreten und ebenso unerschrocken das geistige Heilmittel anwenden. Um die menschlichen Nöte zu stillen, ist es erforderlich, daß der Christliche Wissenschafter einen wichtigen Faktor versteht, nämlich das allgemeine Denken, von dem aus der Außenstehende diese Wissenschaft betrachtet.

Die Gesellschaft, in der wir leben, wird von den Überzeugungen geformt, die ihre Bürger vertreten. Bundes- und Landesgesetzgebung, Gerichtsentscheidungen, Verwaltungsakte und Maßnahmen der Wohlfahrtsorganisationen und Schulen — sie alle spiegeln die öffentliche Meinung wider. In vielen Fällen sind behördliche Verfahren der sichtbare Ausdruck von Auffassungen, Idealen und sogar stereotypem Denken, deren Ursprung weit zurück in der Geschichte liegt. Diese Vorstellungen spielen oft eine entscheidende Rolle bei der Frage der Anerkennung der Christlichen Wissenschaft durch Außenstehende.

Verhältnismäßig wenige Leute betrachten sich als Theologen. Aber die Theologie und theologische Überzeugungen üben, bewußt oder unbewußt, täglich einen aktiven Einfluß auf die Einstellung von Millionen von Menschen aus. Die Theologie versucht das Verständnis vom Wesen Gottes mit dem in Verbindung zu bringen, was in der Welt vor sich geht. Die Art und Weise, wie der einzelne seine Beziehung zur Regierung und zur menschlichen Gesellschaft ansieht, wird oft durch seine religiöse Erziehung oder Herkunft bestimmt. So liegen auch seiner Ansicht von der rechten Beziehung anderer zur Regierung und zur menschlichen Gesellschaft sehr oft theologische oder philosophische Betrachtungen zugrunde. Wir können die Welt, in der wir leben, nicht verstehen und uns mit dem Widerstand gegen die Christliche Wissenschaft nicht wirksam auseinandersetzen, wenn wir der Natur dieses Widerstandes keine Beachtung schenken.

Wer in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen ist, ist sich oft nicht bewußt, wie weitgehend verschieden seine eigene theologische Anschauung von der seines Nächsten ist. Er ist oft schockiert, wenn er feststellt, daß ein Abgeordneter, Richter oder Beamter der öffentlichen Gesundheits- oder Wohlfahrtspflege — er mag ein treuer Krichgänger sein — seine Schlüsse über das Wesen Gottes und des Menschen nicht teilt und nicht versteht, wie nützlich es ist, sich in Zeiten der Not allein auf geistige Mittel zu verlassen. Der Christliche Wissenschafter ist manchmal überrascht zu entdecken, daß viele seiner Mitmenschen keine besondere Beziehung zwischen Religion und der Heilung physischer Übelstände erkennen und tatsächlich die Gültigkeit einer derartigen Beziehung bezweifeln.

Anstatt aber über die auseinandergehenden Ansichten entsetzt zu sein oder sich abseits zu halten, tut der Christliche Wissenschafter gut daran, sich um ein Verständnis dieser Unterschiede zu bemühen und eine Möglichkeit zu einem sinnvollen Gedankenaustausch mit seinem Nächsten zu finden. Wie anders kann er sich der mentalen Einflüsse, mit denen er es zu tun hat, wirklich bewußt sein? Was sind einige der weitverbreiteten theologischen Überzeugungen, die die Entscheidungen von Abgeordneten und anderen öffentlichen Beamten gestalten? In folgendem gebe ich einige kurz wieder, selbst auf die Gefahr hin, die Dinge damit zu sehr zu vereinfachen:

Die Überzeugung, die im allgemeinen von gläubigen Protestanten, Katholiken und Juden vertreten wird, daß Gott das materielle Universum geschaffen hat und daß der Gott der Bibel sowohl der Gott des Geistes wie der Materie ist;

die Überzeugung, daß Gott den Menschen als einen Sterblichen mit einer unsterblichen Seele geschaffen hat;

die Überzeugung, daß Gott den Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet hat, nach seinem eigenen freien Willen das Gute oder das Böse zu wählen, und daß der Mensch bewußt das Böse gewählt hat;

die praktische einhellige Überzeugung, daß das Böse wirklich ist;

die in christlichen Kreisen weitgehend vertretene Meinung, daß der Mensch gefallen ist, daß er ein Sünder und deshalb dazu verdammt ist, mehr oder weniger zu leiden, je nachdem, ob er Gottes erlösende Gnade durch Christus annimmt oder ausschlägt;

die im traditionellen Christentum weit verbreitete Überzeugung, daß Jesus Gott in menschlicher Gestalt gewesen ist, der an den menschlichen Unzulänglichkeiten und Leiden teilhatte, um die Menschen durch seine Darstellung der göttlichen Liebe mittels eines größeren Opfers, als es irgendein menschliches Wesen für sich selbst erbringen könnte, zu erlösen.

Im Rahmen dieser kurz dargestellten religiösen Auffassungen ist es nicht schwer zu verstehen, warum die allgemeine Offentlichkeit den rein materiellen Heilmethoden so stark ergeben ist. Wenn angenommen wird, daß Gott das physische Universum und alle physischen Elemente, die es einschließt, geschaffen hat, erscheint es sehr logisch, von der Materie und dem menschlichen Gemüt den Schutz und die Wiederherstellung der Gesundheit zu erwarten. Der Christliche Wissenschafter muß erkennen, daß die meisten seiner Mitmenschen in der Anbetung Gottes und dem Verlaß auf materielle Heilmethoden keinen Widerspruch sehen. Sie glauben, daß Gott die in den Arzneimitteln verwendeten Wirkstoffe geschaffen habe und daß der Arzt das Werkzeug Gottes zur Linderung der Leiden sei. Den Arzneien keinen Glauben zu schenken bedeutet deshalb ihrer Meinung nach tatsächlich, das Wesen des Universums Gottes anzuzweifeln.

Die Wirkung dieser weithin vertretenen Überzeugungen auf gesetzgebende Körperschaften, Gerichte, Regierungsstellen und das Erziehungswesen kann nicht übersehen werden. Diese Ansichten finden in jedem Jahr ihren Ausdruck in buchstäblich Tausenden von Gesetzesvorlagen. Wenn auch der Einfluß dieser Überzeugungen von Person zu Person und von einer gesetzgebenden Körperschaft zur anderen wechselt, kann man doch einen Überblick über gewisse weithin vertretene Ansichten geben, die an Einfluß zu gewinnen scheinen. Dazu zählen die folgenden:

Die Ansicht, daß in der heutigen Welt die wirksamste Lösung für die Gesundheitsprobleme der Menschen materieller Art ist;

die Ansicht, daß die Regierung dafür verantwortlich ist, die Anwendung der neuesten medizinischen Theorien und Methoden durchzusetzen, falls jemand nicht bereit ist, von diesen Fortschritten freiwillig Gebrauch zu machen;

die Ansicht, daß der Staat der gesetzliche Vormund des Kindes ist und daß den Eltern die Ausübung der elterlichen Gewalt nur so lange zusteht, wie sie der staatlichen Auffassung von der richtigen Sorge um das körperliche Wohlergehen des Kindes entsprechen;

die Ansicht, daß religiösen Überzeugungen, wie aufrichtig sie auch vertreten werden, nicht gestattet werden kann, die Verantwortung des Staates zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit — wie immer diese Verantwortung auch interpretiert werden mag — zu beeinträchtigen.

Es wäre unrealistisch, die obigen Ansichten einfach dem Einfluß verschiedener Formen des politischen Materialismus zuzuschreiben. Was wir beachten müssen, ist, daß das traditionelle Christentum die Lehre akzeptiert, daß Gott der Schöpfer der Materie ist. Einige betrachten sogar die Sakramente mit ihren physischen Elementen von Wasser, Brot und Wein als Sicherheitsvorkehrungen gegen — wie sie es bezeichnen — „einen falschen metaphysischen Idealismus“, der die Materie herabwürdigt. Das traditionelle Christentum bestreitet, daß die Materie im Grunde böse oder in irgendeiner Weise Gott entgegengesetzt ist. Diese grundlegende Betrachtung trägt viel dazu bei, die Ansichten unseres Mitmenschen über Medizin und die maßgebende Rolle der öffentlichen Gewalt in Gesundheitsfragen zu erklären.

Offenbar ist etwas weit Grundlegenderes vonnöten als ein vager Dialog, um die tiefe Kluft zwischen den theologischen Auffassungen der Christlichen Wissenschafter und ihrer Mitmenschen, die anderen Glaubensrichtungen angehören, zu überbrücken. Im Rahmen des Handbuchs Der Mutterkirche traf Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Vorkehrungen für die Komitees für Veröffentlichungen. Die berichtigende und informierende Aufgabe dieser 172 Vertreter Der Mutterkirche in 53 Ländern bringt sie täglich mit Personen im öffentlichen Leben in Berührung. Diese Komitees und ihre 6500 Assistenten können Zeugnis ablegen von der Geistigkeit, die oft im Denken der Beamten schlummert. Bei vielen Gelegenheiten und nach geduldiger und gebetvoller Erläuterung der Einstellung der Christlichen Wissenschaft zur Gesundheit und zum täglichen Leben durch das Komitee für Veröffentlichungen haben diese Beamten die von ihnen gehegten Überzeugungen beiseite gesetzt, um das Recht des Christlichen Wissenschafters, sich ausschließlich auf geistige Mittel zu verlassen, anzuerkennen.

Die Mutterkirche hat Gelegenheit, die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Theologie mit der ganzen Menschheit zu teilen. Sie enthüllt, daß die Theologie, die ihren Ursprung in den Lehren Christi Jesu hat, heute demonstrierbar und wirksam ist. Der Meister, nicht die Christliche Wissenschaft, machte das Christentum und das geistige Heilen voneinander untrennbar. Aber der Christliche Wissenschafter macht die größten Fortschritte bei der Umgestaltung der weitverbreiteten theologischen Vorstellungen, die seine gesamte Umgebung formen, wenn seine Einstellung gegenüber denen, die anderer Auffassung sind, wissenschaftlich christlich anstatt kampflustig ist. Er muß willens sein, mit dem Außenstehenden mit Geduld, Klarheit und Weitblick zu sprechen.

Mrs. Eddy betrachtete den Fortschritt der Menschheit zum Geist hin bemerkenswert nachsichtig. In ihrem Buch Die allgemeine Anschauung der Menschen von Gott schreibt sie: „Laßt uns frohlocken, daß der Himmelsbogen der Allmacht bereits die moralischen Himmel mit Licht überspannt und daß die geistigere Idee vom Guten und von der Wahrheit das alte materielle Denken wie ein Bogen der Verheißung auf den Wolken berührt, während sie dem Denken der Menschen dieses Zeitalters eine Religion einprägt, die metaphysischer ist und sich auf die Christliche Wissenschaft gründet.“ Die allgemeine Anschauung der Menschen von Gott, S. 3; In ihrem Buch The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany läßt sie keinen Zweifel an der konstruktiven Beziehung zwischen der inspirierten Theologie und den menschlichen Angelegenheiten: „Durch die göttliche Liebe wird die rechte Regierung angenommen, der Weg gewiesen, der Vorgang abgekürzt und die Freude stiller Ergebung gewonnen.“ My., S. 292;

Die Christlichen Wissenschafter sind aufgefordert, das Universum, die Welt, die Nation, den Staat und das Gemeinwesen in ihrer wahren geistigen Gestalt zu sehen. Sie anders anzusehen würde bedeuten, gerade der auf die Materie ausgerichteten Theologie zum Opfer zu fallen, die wir umzugestalten versuchen. Wir können es uns nicht leisten, unseren Nächsten, unsere Gesetzgebung und unsere Gerichte als unter dem Einfluß von materialistischen Auffassungen über Gott und den Menschen zu betrachten. Wir können des Menschen gottverliehene Empfänglichkeit für seine göttliche Quelle nicht leugnen. Die größte Forderung, der wir gegenüberstehen, ist vielleicht, in unserem Nächsten seine ihm angeborene Christlichkeit zu entdecken, die bereits vorhanden ist und darauf wartet, ausgedrückt zu werden.

Jeder einzelne sehnt sich danach, von Furcht, Begrenzung und Enttäuschung frei zu sein. Er muß davon überzeugt werden, daß die Theologie der Christlichen Wissenschaft keine Gefahr für die Gesundheit, Sicherheit und das vernünftige Verhalten der Menschheit darstellt, sondern ebendiese Ziele unterstützt. Ihm muß versichert werden, daß die Theologie der Christlichen Wissenschaft seine Auffassung von Gott, dem Menschen und dem Universum stärken und erweitern und nicht einschränken wird. Unsere Beweggründe und das reine Christentum werden die Wirksamkeit unserer Bestrebungen bestimmen sowie das Ausmaß, in dem Regierung und Gerichte unter den umgestaltenden Einfluß von Wahrheit und Prinzip gebracht werden. Nichts kann es rechtfertigen, den biblischen Rat außer acht zu lassen: „Was richtest du deinen Bruder? Oder ... was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden.“ Röm. 14:10.

Wir können der Tatsache nicht entrinnen, daß unsere menschliche Erfahrung subjektiv ist. Wir sind für die von uns gehegten Auffassungen über Regierung, gesetzgebende Körperschaften, Gerichte und andere Regierungsbehörden verantwortlich. Was halten wir von ihnen? Was, glauben wir, beherrscht und beeinflußt sie? In welchem Maße schließen wir sie in die metaphysische Arbeit für die Welt ein? Unsere eigene Theologie wird hier in praktischer Weise auf die Probe gestellt.

Alle Christlichen Wissenschafter erwarten die Vollendung des Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft, das dringend benötigte Räumlichkeiten für die heilenden und befreienden Aufgaben unserer Bewegung verfügbar machen wird. Diese Gebäude an sich werden aber unsere Bemühungen, die Menschen zu erreichen, nicht erweitern, noch werden sie unsere Wirksamkeit neu beleben. Jedes Mitglied muß individuelle Anstrengungen machen, um sich dafür vorzubereiten, seinen Nächsten besser zu verstehen und wirkungsvoller mit ihm zu sprechen. Jeder von uns kann mithelfen, unser neues Kirchenzentrum zu dem lebendigen Einfluß zum Guten zu machen, der es sein kann, wenn wir uns jetzt mit den theologischen Auffassungen, die die Welt von heute so weitgehend gestalten, auseinandersetzen.

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