Dieter kam auf dem Ponyhof an, wo er oft seine Ferien verlebte. Er konnte schon ziemlich gut reiten, und deshalb bekam er diesmal ein etwas schwieriges Pferd. Santo, so sagte man Dieter, sei widerspenstig und nervös. Jeder Reiter würde vorsichtig sein müssen.
Wenn Dieter etwas Negatives über jemanden erzählt wurde, verneinte er es immer still für sich, weil ja jeder Mensch in Wirklichkeit Gottes geliebtes Kind und Seine Widerspiegelung ist, wie Christus Jesus es uns bewies. Das tat Dieter jetzt auch in bezug auf Santo, denn auch ein Tier ist ja in Wirklichkeit eine göttliche Idee und kann deshalb nur göttliche Eigenschaften zum Ausdruck bringen.
Dieter merkte auch bald, daß es Furcht war, was Santo so leicht scheuen ließ. Er war besonders liebevoll zu ihm, und schon nach kurzer Zeit reagierte Santo, wenn sich Dieter im Sattel nach vorn beugte, seinen Hals klopfte und zu ihm sprach.
Auf dem Ponyhof mußten die Kinder ihre Pferde selbst besorgen. Als sich Dieter einmal in seiner Freizeit in Santos Futterkrippe legte, merkte er an der Art, wie ihn dieser immer wieder mit seinem weichen Maul berührte, daß er sich über seine Gegenwart freute. Als Dieter deshalb das nächste Mal frisches sauberes Stroh im Stall ausgebreitet hatte, legte er sich darauf und rief Santo, und wirklich ließ sich dieser zu ihm nieder, so daß Dieter seinen Arm um den Hals des Pferdes legen konnte. Glücklich erinnerte sich Dieter an die Zeile in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy: „Liebe spiegelt sich in Liebe wider.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 17; Nach kurzer Zeit waren beide eingeschlafen. Sie schliefen, bis Herr Braun, der Besitzer des Ponyhofes, sie lachend weckte.
In diesen Ferien geschah es, daß fast alle Kinder nacheinander krank wurden. Jedes mußte ungefähr zwei Tage das Bett hüten. Eines Morgens sah auch Dieter krank aus, und er mußte auf Anordnung von Herrn Braun im Bett bleiben. Frau Braun kam mit einem Thermometer, um Dieters Temperatur zu messen. Er sagte ihr, daß er ein Christlicher Wissenschafter sei und weder ein Fieberthermometer noch Medizin brauchte. Sie glaubte ihm und ließ ihn allein.
Dieter legte sich im Bett zurück. Er mußte daran denken, wie Santo ihn heute vermissen würde, und auf einmal sah er alles ganz klar. Ihm war die Aufgabe übertragen worden, Santo fühlen zu lassen, daß Gott Liebe ist. Und Gott würde ihm ganz gewiß dabei halfen. Aber heute brauchte er mehr Kraft! Im 46. Psalm heißt es: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke.“ Ps. 46:2. Da dies wahr war, würde er bestimmt heute nachmittag ausreiten können. Am liebsten wäre er gleich aufgestanden. Doch ehe er sein Vorhaben ausführen konnte, schlief er ein.
Als er gegen Mittag erwachte, war er völlig gesund, und er verspürte großen Hunger. Alle waren erstaunt, als er zum Mittagessen erschien und tüchtig aß. Später sagte ihm sein Freund, der mit ihm zugleich krank geworden war, aber viel länger liegen mußte: „Ich habe auch schon von der Christlichen Wissenschaft gehört, und nun habe ich gesehen, wie sie wirkt.“
Dieter konnte noch eine ganze Woche reiten. Der Junge und das Pferd waren Freunde, und Herr Braun bemerkte es voller Freude. „Das Pferd hat Zutrauen zu dir. Sieh, wie es gehorcht“, sagte Herr Braun wohlgefällig.
„Ja Santo braucht besonders viel Liebe“, antwortete Dieter.
Herr Braun versprach ihm, daß er Santo von jetzt ab immer nur einem guten Reiter anvertrauen würde, der viel Liebe ausdrückte.
Dieters letzter Tag auf dem Ponyhof war ein freudiger, nicht ein trauriger Tag. Er hatte durch die Christliche Wissenschaft Widerspenstigkeit, Furcht und Krankheit überwunden. Zwar konnte er jetzt viele Monate lang Santo nicht sehen, aber er war froh, weil er wußte, daß sein Pferd, auch wenn er weg war, in den Händen der Liebe sein würde.
