Freundschaft mit Gott ist ein Vorrecht, das allen Menschen zuteil wird, wenn sie sie nur anerkennen und für sich beanspruchen wollen. Wenn wir Freundschaft mit Gott in ihrer Wissenschaft verstehen, öffnet sie uns die Tore des Himmels und offenbart die Gesundheit, Harmonie und Fülle, die uns, den Kindern der göttlichen Liebe, als unser Geburtsrecht zustehen.
Menschliche Freundschaft, wie wichtig sie auch ist, kann zwischen den Extremen gefühlsbetonter Zuneigung und kühler Höflichkeit hin und her schwanken. Eine persönliche Beziehung kann verlorengehen, aber die höhere Beziehung zwischen Gott und Mensch, dem göttlichen Prinzip und seiner Idee, kann sich niemals ändern. Das göttliche Gemüt und seine Widerspiegelung, der geistige Mensch, obwohl voneinander verschieden, sind eins im Sein. Nichts kann die Einheit der Substanz, des Lebens und Bewußtseins unterbrechen, die die Grundlage dieser Beziehung sind.
Gott, die göttliche Liebe, kennt jede einzelne Seiner Kundwerdungen, und dieses beständige, ewige Kennen macht die Identität jeder Idee aus. Für Gottes allumfassende Zärtlichkeit gibt es kein Kommen und Gehen. Sie ist hier und jetzt vorhanden, und es ist unser Vorrecht, dies zu wissen und uns dessen in unserem Leben zu freuen. Wir können erkennen, wie unmittelbar nahe uns die Freundschaft unseres Vater-Mutter Gottes mit ihrer schützenden Fürsorge und erhaltenden Macht ist. Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, erklärt: „Vater-Mutter ist der Name für die Gottheit, der ihr zärtliches Verhältnis zu ihrer geistigen Schöpfung andeutet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 332;
In den menschlichen Angelegenheiten muß dauernde Freundschaft durch die guten Eigenschaften, die wir in unserem Kontakt mit Freunden ausdrücken, sorgfältig verdient und gepflegt werden. Beide Parteien einer Freundschaft müssen ihr Teil beitragen, und in unserer Beziehung zu Gott können wir sicher sein, daß Er stets unwandelbare, zärtliche Liebe ist. Unsere Aufgabe besteht darin, zu lernen, Gottes Willen gehorsam zu sein. Das heißt, daß wir unser Denken und Tun läutern und erheben müssen, damit wir mehr und mehr gottähnlich werden, uns mit Ihm im Wesen verbinden und so die göttliche Macht, die Kranken zu heilen und die Sünder umzuwandeln, widerspiegeln.
Mrs. Eddy schreibt: „Indem ihr dem göttlichen Prinzip gehorcht, das ihr zu verstehen und zu lieben versichert, demonstriert ihr Wahrheit. Niemals von eurem Posten abwesend, niemals unachtsam, niemals mißmutig, sondern immer bereit sein, für Gott zu wirken — das ist Gehorsam, das heißt ‚über wenigem getreu‘ sein.“ Vermischte Schriften, S. 116; Auf diese Weise bestätigen wir unsere Freundschaft, unsere Beziehung, unsere unauflösliche Einheit mit der einen, alles-einschließenden Seele. Das heißt unser Teil beitragen.
Die Bibel berichtet: „Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und ward ein Freund Gottes geheißen.“ Jak. 2:23; Demütiger Gehorsam öffnete das Denken des Patriarchen für die Führung der Liebe. „Er ging aus und wußte nicht, wo er hinkäme“ Hebr. 11:8; — ein Unternehmen, das ihn und sein Volk viele Generationen hindurch segnete.
Jahrhundertelang hat die Lehre der mittelalterlichen Theologie, daß einige Menschen von Gott zur ewigen Verdammnis bestimmt sind, weitverbreitete Furcht vor der Gottheit hervorgerufen und zu Entfremdung geführt. Viele ernste Menschen sind durch die Ungerechtigkeit dieser Theorie in tiefe Verwirrung geraten — einer Theorie, die der Lehre des Neuen Testaments, daß Gott Liebe ist, so sehr entgegensteht.
Als Kind weigerte sich Mrs. Eddy standhaft, die unbarmherzige Theologie ihres Vaters anzunehmen. Dieser Konflikt beunruhigte sie dermaßen, daß sie vom Fieber gepackt wurde. Sie schreibt in ihrem Buch Rückblick und Einblick: „Als meine Mutter mir die brennenden Schläfen kühlte, empfahl sie mir, auf Gottes Liebe zu vertrauen; Er werde mir Ruhe geben, wenn ich, wie ich es gewohnt war, im Gebet zu Ihm ginge, um mich von Ihm leiten zu lassen. Ich betete, und ein mildes Leuchten unaussprechlicher Freude kam über mich. Das Fieber war verschwunden, und ich stand auf und kleidete mich an — ich war gesund. Meine Mutter sah es und freute sich. Der Arzt war erstaunt; und der, schreckliche Ratschluß‘ der Prädestination — wie Johannes Calvin seinen eigenen Glaubenssatz mit Recht genannt hat — verlor für immer seine Macht über mich.“ Rückbl., S. 13;
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß alle physische Disharmonie eine mentale Grundlage hat. Sie entspringt einer tiefen Erregung des menschlichen Gemüts, die sich nach außen am Körper als funktionelle oder organische Krankheit zeigt. In vielen Fällen ist Furcht die Wurzel des Übels, die durch Unwissenheit über die zärtliche Freundschaft der Liebe, die stets zur Hand ist, hervorgerufen wird. Offensichtlich besteht die Lösung des Problems darin, das Denken mit den Eigenschaften zu erfüllen, die am besten das Wesen der göttlichen Liebe veranschaulichen — Freundlichkeit, Erbarmen, Zartheit, Geduld, Stille, Reinheit, um nur einige zu nennen. Wir verbinden auf diese Weise unser Denken mit Gott, fühlen Seine Gegenwart und zerstören das mentale Unbehagen, das uns zu schaffen macht. Wir müssen erkennen, daß jeder liebevolle Gedanke seinen Ursprung in dem großen Herzen der Liebe hat; er ist ein Beweis für Immanuel oder „Gott mit uns“ — der geistige Balsam, der das menschliche Denken besänftigt und es immer mehr dem Göttlichen angleicht.
Das menschliche Leben Christi Jesu ist ein vollkommenes Beispiel dafür, wie wir eine enge Freundschaft mit Gott erlangen und aufrechterhalten können. Er war sich seines Einsseins mit dem Vater lebhaft bewußt, weil er selbstsüchtige Interessen und sinnliche Freuden beiseitesetzte und ein aufrechtes, reines und liebevolles Leben führte. Durch die gottähnliche Natur seines Denkens und Handelns verband sich der Meister mit der göttlichen Wesensart und brachte die Macht des Gemüts, zu heilen und zu erlösen, individuell zum Ausdruck. Er sagte: „Der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ Joh. 8:29.
So sehen wir, daß Freundschaft mit Gott für Sie und mich schon jetzt erreichbar ist. Wir brauchen sie nur in Anspruch zu nehmen. Wie Abraham, Jesus und Mrs. Eddy, so wollen auch wir diese unschätzbare Gabe beanspruchen und sie uns nutzbar machen.
