Gerechtigkeit ist der Grundstein einer rechtschaffenen Regierung.
Der Kampf um individuelle, gesetzlich verbürgte Freiheit besteht seit Jahrhunderten.
Lange vor Beginn der christlichen Zeitrechnung wurden viele individuelle Rechte durch aufgeklärte Gesetze gewährt. Mit dem Kommen des Christentums gelangte das menschliche Denken unter den Einfluß von Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, die, wenn sie auch zeitwilig zu schlummern schienen, schließlich zu Reformen führten, die die Menschen auf der ganzen Welt berührten.
Was ist nun wahre Gerechtigkeit? Die Christliche Wissenschaft folgert, daß wahre Gerechtigkeit geistig ist, nicht menschlich. Gott hat sie verkündet, Gott stützt sie und Gott erhält sie. Somit ist sie ewig, unabänderlich, allerhaben. Der höchste Begriff von menschlicher Gerechtigkeit ist der göttlichen entlehnt.
Die Bibel ist voller Hinweise auf einen gerechten Gott — einen Gott, der die Person nicht ansieht, sondern die göttliche Gerechtigkeit allen gleichermaßen zuteil werden läßt. Zahlreich sind die biblischen Verheißungen, die einem gerechten Menschen gelten. Eine ermutigende Stelle ist diese: „Ich will den Namen des Herrn preisen. Gebt unserm Gott allein die Ehre! Er ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alles, was er tut, das ist recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er.“ 5. Mose 32:3, 4;
Christus Jesus lehrte die göttliche Bedeutung von Gerechtigkeit, als er die Kranken und Sündigen heilte und die Toten auferweckte. Er sagte: „Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.“ Joh. 5:30;
Christliche Länder haben nach und nach den Gedanken der Gerechtigkeit in ihre Gesetzgebung und ihre Gerichtsverfahren aufgenommen. Nur in dem Verhältnis, wie diese Regierungen ihre Verwaltung auf die höchste Stufe christlichen Denkens gegründet haben, sind die Rechte ihrer Bürger richtig geschützt und verteidigt worden. Wenn eine Regierungsbehörde behörde bei der Ausübung der Gerechtigkeit versagt, entweder durch Fahrlässigkeit oder vorsätzlich, zeigt die Christliche Wissenschaft dem einzelnen Bürger, wie er beweisen kann, daß es eine göttliche Macht gibt, die, wenn verständnisvoll angewandt, notwendige Veränderungen herbeiführt.
Diese Religion vermittelt eine neue Einstellung zur Frage der Gerechtigkeit in Regierungsangelegenheiten. Sie deckt die Gefahren auf, die entstehen, wenn nicht verstanden wird, daß Außerachtlassung von Gerechtigkeit und die entschuldigung von kriminellem Verhalten, was auch immer der Grund sei, dem Täter niemals helfen, sondern es ihm freistellen, seine Vergehen gegen die Gesellschaft zu wiederholen und seinen abwärtsführenden Kurs ungezügelt fortzusetzen. Gewalttätigkeit tritt nicht an die Stelle gesetzlicher Formen der Justiz. Mißachtung des Gesetzes führt schließlich zu Anarchie, während Gehorsam gegen das Gesetz rechte legale Schritte zur Wiedergutmachung von Ungerechtigkeit ermöglicht. Ein Erzieher, den ich kannte, gab Kants berühmten kategorischen Imperativ: „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung zum allgemeinen Naturgesetz werden sollte“, mit diesen Worten wieder: „Vermeide stets, was, wenn es jeder täte, die Gesellschaft vernichten würde.“
Die Christliche Wissenschaft zeigt der Menschheit, wie sie sich ihre gottverliehenen Rechte zunutze machen kann, um die Gedanken auf die Betrachtung und Demonstration der Tatsachen des wahren Seins, Gottes Seins, hinzulenken — der Tatsachen, die Freiheit und Harmonie garantieren. Das Denken kann beständig auf die Tatsache gerichtet sein, daß Gottes gesamte Schöpfung von Gerechtigkeit und Erbarmen durchdrungen ist und daß das göttliche Prinzip, Gott, diese Regierung unterstützt.
Lassen Sie uns jetzt betrachten, wie eine rechtschaffene öffentliche Gewalt in ihrer Ausübung von Gerechtigkeit unterstützt werden kann. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß eine solche Unterstützung fühlbar erfolgreich sein kann. Wir können verständnisvoll erklären, daß die Anwendung der Gerechtigkeit in der Öffentlichkeit unter der Herrschaft des einen Gemüts, Gottes, steht; daß das mesmerische sterbliche Gemüt, der tierische Magnetismus oder negatives, eigensüchtiges Denken ihre Verwaltung nicht regieren und keinen Irrtum bei der Urteilsbildung verursachen kann; daß Gott der Herr, der Allmächtige, in den Angelegenheiten der Menschen das Reich eingenommen hat; daß die Herrschaft auf der Schulter Seines Christus ruht und nicht auf Einzelpersonen oder Personengruppen; daß durch Seine Führung Entscheidungen getroffen werden, nicht von einem persönlichen Standpunkt aus, sondern von der gottverordneten gedanklichen Grundlage aus: Was ist das Beste für die größte Anzahl von Menschen?
Was ist zu tun, wenn eine tyrannische öffentliche Gewalt das Szepter schwingt und Ungerechtigkeit überhandnimmt? Wie kann die Anwendung von Gerechtigkeit in einem solchen Fall verwirklicht werden? Durch unentwegte, wirksame Vergegenwärtigung der Allheit, Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit eines stets verfügbaren Gottes, des Guten, unabhängig davon, was das Sinnenzeugnis erklärt; durch das Wissen, daß das, was nicht zu Seiner vollkommenen Schöpfung gehört, eine Annahme des sterblichen oder fleischlichen Gemüts und nicht die Wahrheit des Seins ist. Das Denken, das sich über das Zeitliche und Materielle erhoben hat zu der Erkenntnis, daß der Mensch geistig ist, Gottes Bild und Gleichnis, untersteht allein Seinen Verordnungen und bleibt von sterblichen Disharmonien unberührt. Auf diese Weise wird das Böse für uns in zunehmendem Maße unwirklich. In Wahrheit existiert es überhaupt nicht.
Wir entgehen der Ungerechtigkeit, indem wir nur das als wahr anerkennen, was wirklicht ist. Wenn wir unser Denken auf Gott gerichtet halten und die Tatsache unseres reibungslosen Seins behaupten, sind wir in der Lage, die Annahme, daß Ungerechtigkeit in unserem Leben Bestand haben könnte, zurückzuweisen.
Wenn das Denken so geschult ist, wird der lastende Druck alles dessen, was wir als ungerecht betrachten, die menschliche Erfahrung immer weniger beeinflussen. Dann werden die Nebelschleier des sterblichen Gemüts als die Fabeln, die sie sind, erkannt, und die immer strahlende, lichte Wirklichkeit Gottes, des Geistes, und Seine Widerspiegelung, der Mensch, wird offenbar. Wenn die Tatsachen der göttlichen Regierung besser verstanden werden, tritt die Aktualität der göttlichen Gerechtigkeit in Erscheinung, und wir stellen fest, daß erforderliche Reformen in Regierungsangelegenheiten durchgeführt werden.
Nun wollen wir überlegen, wie der Gerechtigkeitsbegriff der Zukunft für die Bürger der Welt aussehen mag. In ihrem Buch The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany beantwortet Mrs. Eddy eine Frage nach der Bedeutung des letzten Danksagungstages im 19. Jahrhundert. Er bedeutet unter anderem, sagt sie, „daß der Christusgeist die Erde von menschlichem Blut reinigen wird; daß Zivilisation, Völkerfriede und die Brüderschaft der Menschen begründet werden sollten und die Gerechtigkeit nicht vergebens für die heiligen Rechte des einzelnen, der Völker und Nationen eintreten sollte“; ferner, „daß Landwirtschaft, Industrie, Handel und Wohlstand von Ehrlichkeit, Fleiß und Gerechtigkeit — die allen Ständen und Völkern zugute kommen sollte — beherrscht werden sollten.“ Miscellany, S. 265;
Mit der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft wurde dem allgemein akzeptierten Begriff von Gerechtigkeit eine neue Bedeutung hinzugefügt. Es war die Erläuterung der Gerechtigkeit von einem geistigen Standpunkt aus: Gott läßt dem Menschen, Seinem Sprößling, Gerechtigkeit zuteil werden, und der Mensch kennt und demonstriert durch sein geistiges Verständnis von der Gottheit seine unbedrohte Freiheit als das vollkommene Kind eines vollkommenen Vater-Mutter Gottes.
In der demokratischen Gesellschaftsordnung ist die von Regierungsbehörden praktizierte Gerechtigkeit eine Nachahmung der Gerechtigkeit, wie sie im Leben der einzelnen Bürger dieser Gesellschaft betätigt wird. Jeder ist verantwortlich für sein Verhalten dem anderen gegenüber. Jeder verhält sich täglich seinem Mitmenschen gegenüber gerecht oder ungerecht. Ist es dann nicht einleuchtend, daß die vereinten Wirkungen der von den einzelnen praktizierten Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit das Denken der Machthaber direkt beeinflussen? Somit hat jeder Staatsbürger einen entscheidenden Anteil an der Vervollkommnung des Begriffs von Gerechtigkeit in seinem Gemeinwesen. Gerechtigkeit ist ansteckend. Ein gerechtes Wort oder eine gerechte Tat vermittelt allen, die von diesem Beispiel berührt worden sind, einen höheren Begriff von Fairneß.
Jeder von uns ist in der Lage, diesem einfachen Gebot zu folgen: Jedermann lasse seinem Nächsten Gerechtigkeit widerfahren. Wenn das tatsächlich der Grundstein für die Charakterbildung jedes einzelnen wäre, wie weitreichend und wie umfassend würde der Einfluß eines derart hingebungsvollen Lebens sein!
Im Buch Micha lesen wir: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Micha 6:8; Mrs. Eddy sagt: „Einzelpersonen wie Völker vereinigen sich harmonisch auf der Grundlage der Gerechtigkeit, und das wird vollbracht, wenn das Selbst in der Liebe aufgeht — oder in Gottes eigenem Erlösungsplan., Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein‘ ist der Standard der Christlichen Wissenschaft.“ Miscellany, S. 283;
Christliche Wissenschafter, die ihre Religion wirklich betätigen, beweisen schon heute in ihrer eigenen Erfahrung, daß ihre gedankliche Einstellung zur Arbeitsweise der öffentlichen Gewalt ihr Leben und ihre Beziehungen im Gemeinwesen stark beeinflußt; daß es ihre Bürgerpflicht ist, eine rechtschaffene Verwaltung in ihrem Bemühen, richtig zu regieren, zu unterstützen; daß, wenn eine solche Verwaltung sich ändern und eine Periode der Ungerechtigkeit folgen sollte, sie sich ihre innere Ausgeglichnheit und Freiheit bewahren können, die sich auf die reine, ewige Natur des Menschen als einer Idee Gottes gründen; daß eine solche mentale Einstellung die Menschheit aus der Belastung und Spannung eines derartigen Zeitabschnitts herausheben und dazu beitragen kann, notwendige Reformen herbeizuführen. Auf diese Weise sieht der Christliche Wissenschafter die Zukunft von Gerechtigkeit erglühen und einen gewaltigen Fortschritt des Guten für das Menschengeschlecht.
Mrs. Eddy schreibt: „Die Gerechtigkeit wartet und ist gewöhnt zu warten, und das Recht gewinnt den immerwährenden Sieg.“ Vermischte Schriften, S. 277.
