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Menschlicher Konflikt und Gottes Platz

Aus der Mai 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Kürzlich besuchte ich eines Sonntags einen Gottesdienst, der auf das Denken der Jugend ausgerichtet war. Stühle mußten in den Gängen aufgestellt werden, um die Menge unterzubringen. Von Anfang bis zu Ende war die Gemeinde lebhaft bei der Sache. Die Lieder wurden voller Aufrichtigkeit und Überzeugung gesungen; ebenso war es bei dem liturgischen Wechselgesang. Dem Pastor wurde mehrmals während seiner kurzen Predigt applaudiert. Aber das Wort „Gott“ wurde nie erwähnt.

Dies geschah in völliger Übereinstimmung mit dem intellektuellen religiösen Gedanken, daß Gott im Menschen sei und daß, wenn sich die Menschen ehrlich und liebevoll gegen ihren Nächsten verhielten, dieses Verhalten an sich alles sei, was es von Gott gebe. Diese Ansicht scheint dem einzelnen ein Gefühl des Selbstvertrauens zu vermitteln, eine Freude am Leben und eine Begeisterung für das Leben. Im Licht der Christlichen Wissenschaft jedoch wird es klar, daß diese Philosophie zum großen Teil die Wurzel des Konflikts im heutigen Leben ist.

Der Konflikt entsteht, weil der einzelne, um mit sich selbst im reinen zu sein, in der Lage sein muß, seine eigenen Schlüsse zu rechtfertigen. Solange er sich auf Gott beziehen konnte, wenn es um eine wichtige Frage ging, konnte er immer demütig sagen: „Das ist meine Ansicht, aber ich kann es nicht wirklich sagen. Gott allein weiß es.“ Wenn der einzelne jedoch selbst die volle Verantwortung für die Entscheidung übernehmen muß, ob etwas richtig oder falsch ist, zeigt er sich weniger tolerant gegenüber den Ansichten, die seinen eigenen widersprechen.

Mary Baker Eddy sagt hierüber folgendes in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die Wissenschaft enthüllt, daß Geist, Seele, nicht im Körper und daß Gott nicht im Menschen ist, sondern vom Menschen widergespiegelt wird. Das Größere kann nicht im Kleineren enthalten sein. Die Annahme, daß das Größere im Kleineren sein kann, ist ein Irrtum, der Böses wirkt. Ein Hauptpunkt in der Wissenschaft der Seele ist der, daß das Prinzip nicht in seiner Idee ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 467;

Es gibt tatsächlich keinen anderen Weg, menschliche Konflikte zu beseitigen, als durch die Wissenschaft der Seele. Die Menschen begegnen einander mit Vorurteil, weil sie die Tatsachen der Seele nicht verstehen. Sie meinen, daß jeder seine eigene Seele, sein eigenes Bewußtsein von sich selbst habe und daß diese Seele in einer materiellen Persönlichkeit durch die materielle Geschichte entwickelt werde. Aber die Christliche Wissenschaft offenbart Gott als die eine unendliche Seele und den Menschen als die Widerspiegelung der Seele.

Das menschliche Selbst, das menschliche Ego, ist nur insoweit im Recht, wie es gottähnlich ist. Wenn wir lernen, die Auffassung von einem Selbst zurückzuweisen, das behauptet, seine eigene Seele zu haben, und Gott als Seele ehren, fangen wir an, uns als Widerspiegelung der Seele zu identifizieren. Bis jedoch die menschliche Auffassung vom Selbst dazu kommt, die Seele anzuerkennen, die allein das Rechte kennt — das Prinzip, das niemals im Menschen ist —, ist das menschliche Selbst weit davon entfernt, im Recht zu sein. Da gibt es noch viel zu lernen.

Man bedenke, was es für den Rassenkonflikt bedeutete, wenn dieser „Hauptpunkt in der Wissenschaft der Seele“ allgemeiner beachtet würde! Anstatt sich darauf festzulegen, daß sie unwiderruflich im Recht seien, würden diejenigen, die entgegengesetzte Stellungen in dem Konflikt einnehmen, anerkennen, daß die sogenannten Tatsachen der materiellen Entwicklung niemanden berechtigen oder von ihm fordern, die Frage von sich aus zu lösen, sondern daß die Tatsachen der unendlichen Seele, die „nicht im Körper“, „nicht im Menschen“ ist, einen dazu berechtigen, sich um Führung an eine höhere Macht — an das allwissende Gemüt — zu wenden. Und die Ehrlichkeit fordert, daß ein jeder seine eigene menschliche Unfähigkeit anerkennt, die vorliegenden Probleme zu lösen, ohne sich demütig an den einen Vater des Menschen, an Gott als die Seele von allem, zu wenden.

Was den Krieg anbelangt, so geht uns durch eine Anerkennung des „Hauptpunktes“ nichts von dem verloren, was recht ist, sondern es wird uns dadurch die Hilfe des unendlichen Gemüts zuteil, um die Lösung zu finden, die allen Kriegen auf die schnellste Art und Weise ein Ende setzt. Das gottlose Denken, das anderen das Recht versagt, anderer Meinung zu sein als man selbst, führt nicht zum Frieden, sondern zu immer größerem Konflikt. Wo noch das unendliche Gemüt, oder die unendliche Seele, Beachtung findet, wird der einzelne den tiefinneren Vorgang wertschätzen, durch den jeder seine eigenen Schlüsse zieht, in der Erkenntnis, daß solche Schlüsse vorübergehender Natur sind, eben das Beste, das man im Augenblick tun kann. Und wenn jeder unter einem System, wo man sich demütig an das unendliche Gemüt um Verständnis wendet, sein Bestes tut, wird er das Beste tun, das an jedem Tag für den Fortschritt der Welt zum universalen Frieden hin überhaupt getan werden kann.

So arbeitet der eine sein Verhältnis zum Krieg aus, indem er ihn und alles, was damit zusammenhängt, als eine Verweigerung des Rechtes zu leben ablehnt. Ein anderer stellt fest, daß ihn sein Gewissen treibt, an einem Krieg teilzunehmen, weil er darin ein Mittel sieht, zur gegenwärtigen Zeit mehr Menschenleben zu retten, als der Krieg vernichtet, oder um den Menschen eine Welt zu erhalten, in der sie noch frei sind, zu entscheiden, ob sie mit denen, die über sie herrschen, einiggehen oder nicht. Wieder andere finden, daß sie, obwohl sie gegen den Krieg sind, ihr Volk in Kriegszeiten mit reinem Gewissen unterstützen können, indem sie sich dem zivilen Ersatzdienst zur Verfügung stellen. Und insoweit, als jeder von ihnen sein Verhältnis zum Kriege dadurch ausarbeitet, daß er sein Verhältnis zu Gott zu verstehen sucht, ist er im Recht, soweit ein menschliches Wesen im Recht sein kann, bis er jenen Bewußtseinszustand erlangt, in dem die göttliche Liebe tatsächlich als die Seele des Menschen erkannt wird.

Wenn die Menschen dieser Erkenntnis näher kommen, müssen sich Mittel und Wege finden, den menschlichen Konflikt zu überwinden. Christus Jesus zeigte seinen Jüngern den Weg, als er unter Hinweis auf seine Kreuzigung sagte: „Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ Joh. 16:32.

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