Wahre Freude ist eine der beglückendsten Eigenschaften der Seele, Gottes. Wir besitzen diese herrliche Eigenschaft, wenn wir Gott zum Ausdruck bringen. Sie scheint durch unser klares, von Sorgen, Schmerz und Kummer freies Bewußtsein, wie die Sonne durch eine geputzte Fensterscheibe hindurchstrahlt.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß Freude immer gegenwärtig ist, weil Seele, Gott, immer gegenwärtig ist. Sie ist in Wirklichkeit unabhängig von menschlichen, persönlichen Beziehungen oder materiellem Besitz, und sie kann niemals verlorengehen. Wenn wir uns ihr öffnen, dann segnet sie uns und unseren Nächsten.
Freude ist Öl für das wunde Herz. Unsere Führerin Mrs. Eddy schreibt im Glossarium des Lehrbuches der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Öl. Heiligung; Nächstenliebe; Milde; Gebet; himmlische Inspiration.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 592; Wie können wir diese Definition auf unser Leben anwenden?
Öl ist Heiligung; es ist Heilung für unsere selbstbeigebrachten Wunden. Heiligung, die durch die Reinigung unseres Bewußtseins erfolgt, kommt an unserem Körper in besserer Gesundheit und harmonischen Funktionen zum Ausdruck. Mit einem geheiligten Bewußtsein erkennen wir mehr und mehr den Menschen als die vollkommene Widerspiegelung des absoluten Guten. Darin zeigt sich wahre Nächstenliebe.
Milde walten lassen, wenn wir unsere und anderer Fehler tadeln, bedeutet nicht falsche Nachsicht, sondern Weisheit und Liebe üben. Durch Gebet in der Christlichen Wissenschaft drücken wir unsere beständige, dankbare Anerkennung der Allheit Gottes, des Guten, und Seiner vollkommenen, wunderbaren Schöpfung aus; wir bejahen die Wahrheit und verneinen die Lüge, die sich das Böse nennt und die beansprucht, zu existieren und die Menschheit im Banne zu halten.
Himmlische Inspiration bringt ein Verständnis vom unendlichen Guten; und Verständnis ist Auferstehung. Jeden Tag brauchen wir erneut die Auferstehung, die ständige, freudige Erhebung über den vorherrschenden falschen Begriff vom Sein.
Als die Verfasserin an einem Frühlingsmorgen auf dem Weg zu ihrem Büro durch eine blühende Landschaft fuhr, sah sie plötzlich einen Vogel an die Scheibe ihres Autos fliegen. Er fiel auf die Erde und war tot. Sie parkte ihren Wagen am Straßenrand und sah traurig auf den toten Vogel.
Sie fragte sich, wie dies geschehen konnte, und es kam ihr der Gedanke, daß Vögel aufwärts strebende Gedanken versinnbildlichen. Da sie in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte, daß unsere Erfahrungen im täglichen Leben in genauer Übereinstimmung mit unserem Denken sind, prüfte sie sich ernstlich, um zu sehen, ob ihr Bewußtsein mit aufwärts strebenden Gedanken erfüllt war. Sie mußte gestehen, daß es nicht so war. Sie war in den letzten zwei Jahren durch große Trübsal gegangen, die in ihr ein Gefühl der Einsamkeit und Leere zurückgelassen hatte. Ihr Bewußtsein war erfüllt von Bitterkeit und Enttäuschung über erlittenes Unrecht (so dachte sie), und das hatte zur Folge, daß sie seit einigen Monaten unter körperlichen Störungen und Schmerzen litt.
Sie erkannte plötzlich, daß es höchste Zeit war, sich mental zu erheben, ihre Gedanken wie Vögel im Fluge himmelwärts streben zu lassen, anstatt im Bereich des sterblichen Lebens zu verweilen und somit aufwärts strebende Gedanken zu töten. Und sie sah, daß es ihre Pflicht als Christliche Wissenschafterin war, ihr Denken immer unter Kontrolle zu halten.
Im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy finden wir unter „Disziplin“ den Abschnitt „Pflichttreue“: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen. Nach seinen Werken wird er gerichtet, und zwar gerechtfertigt oder verdammt.“ Handb., Art. VIII Abschn. 6;
Die Verfasserin hatte sich allzulange verleiten lassen, ihre Pflicht zu versäumen, und sie hatte geglaubt, daß durch den Verlust geliebter Menschen Freude und Glück der Vergangenheit angehörten. An diesem Frühlingsmorgen erkannte sie klar, daß Freude und Glück rein geistig sind und aus der Tiefe des Verständnisses von der Wahrheit über Gott und Seine wunderbare Schöpfung, die absolut gut ist, hervorleuchten muß. Tränen der Dankbarkeit kamen ihr, als sie daran dachte, mit welcher Hingabe und Aufopferung Mrs. Eddy ihre Pflicht und Treue gegen Gott, unseren Meister Christus Jesus und die ganze Menschheit erfüllt hatte und wie sie niemals müde wurde, einer anscheinend von Zweifel und Undankbarkeit erfüllten Welt liebevoll diese erneuernde und lebensbejahende Religion zu bringen.
Die Verfasserin begann nun ein intensiveres Studium. Täglich las sie mehrere Stunden im Lehrbuch und erforschte die Bibel in Verbindung mit den Konkordanzen. Jeden Morgen auf ihrem Weg zum Büro sang sie Mrs. Eddys Lied:
Hirte, über Berge steil
zeig den Weg mir klar,
wie zu sammeln, wie zu sä’n,
weidend Deine Schar.
Ich will lauschen Deinem Ruf,
irr’ ich im Geheg,
will Dir folgen und mich freu’n
auf dem rauhen Weg. Vermischte Schriften, S. 397;
Wunderbare Dinge geschahen nun. Ihr Bewußtsein war erhoben. Kummer, Schmerz und Bitterkeit wichen einer unaussprechlichen Liebe und Zärtlichkeit für jeden Menschen, dem sie tagsüber begegnete. Aber über allem erfüllte eine ihr unbekannte Freude ihr Herz wie warmer Sonnenschein.
Einige ihrer Kollegen bemerkten die Wandlung, die in ihr vorgegangen war, und begannen sich nun für die Christliche Wissenschaft zu interessieren; und sie hatte mehrere Male Gelegenheit, die heilende Kraft des immer gegenwärtigen Christus in ihrer Umgebung zu erfahren. Darüber hinaus öffneten sich für die Verfasserin neue Türen. Ihr Leben wurde in eine neue Richtung gelenkt. Es wurde ihr die Gelegenheit gegeben, Der Mutterkirche besser zu dienen und durch Wachsamkeit und Inspiration in einer christlich-wissenschaftlichen Organisation mitzuarbeiten.
Das begrenzte, menschliche Gemüt macht sich seine eigenen Vorstellungen, wie sich das Leben des einzelnen gestalten soll. Dieses Gemüt folgt dann eigenwillig diesen falschen Vorstellungen und ist enttäuscht, wenn sie sich nicht erfüllen. Das göttliche Gemüt aber weiß nichts von alledem und kennt daher keine Enttäuschungen. Ununterbrochen ist die göttliche Liebe gegenwärtig und jeden Augenblick bereit, zu segnen und jedes kummervolle und traurige Herz mit wahrer Freude zu erfüllen. Öffnen wir uns dieser Freude, wie wir die Türen öffnen würden, um einen freundlichen Gast in unserem Heim willkommen zu heißen. Welche Freude müssen die Jünger erlebt haben, als sie nach der Kreuzigung Jesu aus Furcht vor den Juden hinter verschlossenen Türen versammelt waren und dann plötzlich erlebten, wie ihr geliebter Meister mitten unter sie trat und sprach: „Friede sei mit euch!“ Joh. 20:19.
Wenn uns die Lehren der Christlichen Wissenschaft für die wahren Begriffe vom Sein die Augen öffnen, dann werden wir uns nicht vor den aggressiven Formen des sterblichen Gemüts fürchten, wenn sie uns stürmisch begegnen. Wenn wir in der ruhigen Sicherheit der Gegenwart des einen göttlichen Gemüts unseren Gleichmut bewahren, werden wir den Heiland sehen. Dann wird Christus, die Wahrheit, zu uns sagen: „Friede sei mit euch!“, und unser Leben wird von reiner Freude erfüllt sein.
