„Sie sind bereits im Himmelreich — schon jetzt!“
Diese Worte öffneten dem Verfasser dieses Artikels in einer Prüfungszeit die Augen für den richtigen Weg zur Lösung seines Problems in der Christlichen Wissenschaft. So oft unterliegen wir der Versuchung, mit einem Problem zu ringen, als wäre es wirklich. Was wir brauchen, ist ein radikaler Wandel in unserer Einstellung.
Die Heilmethode in der Christlichen Wissenschaft ist, die Wahrheit zu erkennen und nicht nur mit dem Irrtum zu kämpfen oder daran herumzupfuschen. Wir gehen nicht von der Voraussetzung eines angeblich wirklichen materiellen Lebens und einer wirklichen Disharmonie aus und bemühen uns dann, sie zu verbessern. Wir gehen von der Voraussetzung eines vollkommenen Gottes, eines vollkommenen Menschen und eines vollkommenen Universums aus. Wir beginnen nicht mit einem kranken Patienten. Wir beginnen mit dem Menschen, wie Gott ihn geschaffen hat. Wir beginnen nicht mit einer verfahrenen Situation. Wir beginnen mit der Vollkommenheit der Schöpfung Gottes und gehen in unserem Denken von dieser Grundlage aus. Wir sehen nicht auf die materiellen Erscheinungen. Wir sehen die geistige Wirklichkeit. Dies zerstreut die Disharmonie.
Das ist das gerade Gegenteil von dem, was die ganze Welt tut in ihrem Versuch, ihre Probleme zu lösen. Und doch ist diese wissenschaftliche Methode, das Böse zu besiegen, in der Bibel dargelegt. Im vierten Kapitel des zweiten Briefes an die Korinther spricht Paulus von den Beschwernissen, die ihm und den ersten Christen auf allen Seiten begegneten — Verwirrung, Verfolgung, Trübsal. Aber er weist auf das Licht des Christus hin, das in der Dunkelheit und in dem menschlichen Herzen leuchtet, und er fügt hinzu: „Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ 2. Kor. 4:18;
Diese wissenschaftliche Heilmethode ist weder Wirklichkeitsflucht noch menschlicher Optimismus — die Neigung, die Dinge nur von der erfreulichen Seite zu betrachten. Sie besteht darin, den wirklichen Menschen zu erkennen, das wirkliche Universum, die wirkliche Situation, die harmonische geistige Wirklichkeit von allen Dingen, die der Ausdruck Gottes sind.
Mary Baker Eddy macht es in allen ihren Schriften klar, daß dieses Erkennen grundlegend für eine Demonstration ist. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß materielle Erscheinungen illusorisch sind, und sie öffnet uns die Augen für das, was wirklich ist. Nur wenn wir die geistigen Tatsachen erkennen und verstehen, können wir sie in der Demonstration des göttlichen Prinzips aller Harmonie herausstellen. In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit weist Mrs. Eddy auf die Notwendigkeit hin, die geistige Wahrheit über uns selbst und das Leben zu erkennen, wenn sie schreibt: „Selbst wenn du versicherst, daß die materiellen Sinne für das Dasein oder die Wesenheit des Menschen unentbehrlich sind, mußt du den menschlichen Begriff vom Leben ändern und schließlich dich selbst in geistiger und wissenschaftlicher Weise kennenlernen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 359;
Sich „selbst in geistiger und wissenschaftlicher Weise kennenlernen“ ist ein freudiges Erlebnis, eine große Gelegenheit. Es gestaltet unsere Erfahrung von Grund auf um! Wie können wir dies zuwege bringen?
Ein einfacher Schritt ist folgendes: Erhebe dein Denken von dem materiellen Augenschein und frage dich: „Was weiß Gott über diese Situation? Was weiß ich darüber, das wirklich wahr ist?“
Wir lernen in der Wissenschaft, daß der Mensch nicht ein körperlicher Sterblicher, sondern eine geistige Idee ist: nicht von Gott getrennt, sondern eins mit Gott; nicht auf eine sterbliche Spanne von Jahren begrenzt, sondern immerdar ewig als der Ausdruck des Lebens; nicht ein schwächlicher oder verfallender Organismus, sondern eine zusammengesetzte Idee, die das unendliche Gemüt widerspiegelt und die todlose, harmonische Substanz des Geistes bekundet.
Wenn wir auf dieser Grundlage fortfahren, können wir die besonderen Irrtümer widerlegen, die uns zu bedrängen scheinen. Wir können zum Beispiel aufhören, von uns als einer materiellen Persönlichkeit zu denken, die von einem Strudel vielseitigen Druckes erfaßt worden ist, von einem Strudel widerstreitender Willensäußerungen, persönlicher Gefühle, unbarmherzigen Konkurrenzkampfes, finanziellen Mangels, körperlicher Gefahr, verwickelter Opposition, unlösbarer Probleme, des Widerstands gegen den Fortschritt, der Krankheit oder des Gehemmtseins.
Genau genommen kann der Mensch nicht „in“ irgendeiner derartigen Situation sein. In bezug auf Gott sagt uns die Bibel: „In ihm leben, weben und sind wir“ Apg. 17:28;, und in dem unendlichen, vollkommenen Gemüt gibt es keinen Strudel. Das allumfassende Gemüt erhält sein Universum in vollkommener Ordnung und Harmonie, alle Dinge in ihrer richtigen Beziehung zueinander, wobei alle Dinge zusammen wirken, um Gottes Absicht auszuführen, und alles auf die intelligente Herrschaft des göttlichen Prinzips reagiert, alles Einheit, Friede und Zusammenarbeit bekundet. Das ist schon jetzt die Tatsache.
In Wirklichkeit steht der Mensch nicht unter einem vielseitigen Druck, weil das unendliche Gemüt die einzige Gewalt ist, der einzige Einfluß. Mühelos erhalten die Energien des Geistes den Menschen und das Universum, die nach Gottes vollkommenem Plan schon jetzt harmonisch und schon jetzt fest begründet sind.
Es gibt keine menschlichen Willensäußerungen, die aufeinanderprallen, denn es gibt nur einen Willen, ein Gesetz und die nicht in Frage zu stellende und allumfassende Regel des allmächtigen Gemüts, auf das der Mensch rückhaltlos reagiert.
Es gibt keine persönlichen Gefühle, die das Leben des Menschen erschweren. Der persönliche Sinn und seine vielen Bekundungen, wie Empfindlichkeit, Groll, Mißverständnis, haben in dem Reich des vollkommenen Gemüts keinen Raum. Daher sind sie dem Menschen unbekannt.
In dem Wirken der Ideen Gottes gibt es keinen Konkurrenzkampf. Alle sind sie Zeuge der Harmonie der unendlichen Liebe. Jeder dient, um alle zu segnen. Da Leben und Substanz unendlich sind, und nicht endlich, ist der Mensch nicht das Opfer des Mangels oder der Begrenzung, sondern der Ausdruck der Überfülle der Liebe. In der Gegenwart der allwissenden Liebe gibt es keine Gefahr und keine Furcht. Nichts kann dem Menschen Schaden zufügen.
Alles, was im grenzenlosen Universum des Gemüts vor sich geht, ist der Selbstausdruck des Gemüts und des Menschen freudige Anerkennung alles dessen, was Gott ist. In der unendlichen Entfaltung des Wesens der Liebe gibt es keine verwickelte Opposition, keinen Widerstand gegen den Fortschritt, kein Gehemmtsein. In dem allwissenden Gemüt gibt es keine unlösbaren Probleme, keine ungelösten Situationen, keine unbeantworteten Fragen. Das Bild oder die Idee des Gemüts, der Mensch, ist bereits jetzt vollständig und unversehrt und bringt die Herrschaft Gottes zum Ausdruck. Er wird niemals wegen Krankheit darniederliegen, denn er drückt die vollkommene Substanz und Tätigkeit des Lebens aus.
Ein notwendiger Schritt in der geistigen und wissenschaftlichen Selbsterkenntnis ist der, den Augenschein der Disharmonie und die Ansprüche der physischen Annahme ausdrücklich umzukehren. Dieser Vorgang, den Irrtum umzukehren, schließt sowohl Verneinung wie Bejahung ein. Es ist notwendig zu verneinen, was die physischen Sinne behaupten — Furcht, Schmerz, Gefahr, Unfall, Armut, Entmutigung oder was der Vollkommenheit und Harmonie alles dessen, was Gott gemacht hat, sonst noch widerspricht. Und es ist genauso notwendig zu bejahen, was über Gott und den Menschen wahr ist — die besonderen Wahrheiten, die den Irrtum umkehren, der zerstört werden muß. Dazu gehört, daß der Mensch sein ihm von Gott gegebenes Freisein von Furcht, Schmerz, Gefahr usw. erkennt und auch einsieht, warum er von diesen Disharmonien frei ist.
Aber in der Christlichen Wissenschaft ist Verneinen und Bejahen niemals ein mechanischer Vorgang oder nur eine intellektuelle Übung. Was heilt, ist ein geistiger Weitblick und Inspiration — der Geist des heilenden Christus —, das Licht, auf das sich Paulus bezieht, das in unserem Herzen leuchtet. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Allein durch die Erleuchtung des geistigen Sinnes kann das Licht des Verständnisses auf diese Wissenschaft fallen, weil die Wissenschaft den Augenschein vor den materiellen Sinnen umkehrt und die ewige Erklärung von Gott und dem Menschen gibt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 461.
Wenn wir zu der „ewige[n] Erklärung von Gott und dem Menschen“ erwachen, wie sie uns in der Wissenschaft offenbart wird, sehen wir, daß der Mensch wahrhaftig schon im Himmelreich ist. Er ist schon jetzt eins mit Gott. Er wohnt in dem Reich der tatsächlichen Harmonie, unter der Führung und Regierung des allintelligenten Gemüts, unter der nie versagenden Fürsorge der Liebe. Dies führt zu der unvermeidlichen Schlußfolgerung, wie sie in der Wissenschaft offenbart wird, daß in Wirklichkeit bereits jetzt alles in Ordnung ist.
