In welche Richtung die Menschen auch schauen, sie sehen Beweise für außergewöhnliche Entwicklungen in nahezu allen Bereichen menschlichen Interesses und Strebens. Es braucht niemandem gesagt zu werden, daß es nie zuvor in der menschlichen Geschichte eine so allgemeine, so tiefgehende, so schnelle Zunahme des Wissens, der Erfindungen, der Entdeckungen, des Anpassungsvermögens und der Nutzbarmachung gegeben hat. Und wie großartig diese Entwicklung auch gewesen ist, ihr Umfang und ihr Tempo nehmen jeden Tag zu. Das ist gewiß, soweit wir die Zukunft überblicken können, denn Erfindungen und Entdeckungen werden im menschlichen Dasein eine zunehmende Rolle spielen.
Nirgends war diese Entwicklung, dieser Wandel größer als auf dem Gebiet der Technologie. Selbst ohne den Beweis, den uns die Landung des Menschen auf dem Mond liefert, ist es klar, daß die technologische Entwicklung Veränderungen bewirkt hat, die die kühnsten Vorstellungen der begabtesten Träumer vergangener Jahrhunderte übertreffen. Überall auf der Welt fangen die Menschen an, sich der Möglichkeiten nahezu augenblicklicher Kommunikation zu bedienen, und einander zu besuchen ist nur noch eine Sache von Stunden. Computer schaffen in einer hundertstel Sekunde, was einst Stunden, Tage, ja Wochen in Anspruch genommen hatte. Neue Energiequellen, die mit unglaublicher Kraft ausgestattet sind, werden nutzbar gemacht. Laserstrahlen wandeln unsere Vorstellungen hinsichtlich der Handhabung und der Verwendung von Metallen um. Und in tausend kleineren Dingen wird das Leben der Menschen durch die technologische Revolution verändert.
Während dieser große Wandel des Lebens auf der Erde seinen Fortgang nimmt, fragen sich die Menschen mehr und mehr, was sie von dieser technologischen Umwälzung halten sollen. Ist sie etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Bereichert sie das Leben der Menschen, oder ist sie eine Art Frankenstein-Ungeheuer, das die Menschheit zu überwältigen droht? Wird die Menschheit in der Lage sein, das stürmische Tempo der Technologie unter Kontrolle zu halten, oder wird die Menschheit in einer Art Knechtschaft unter dem von ihr geschaffenen wissenschaftlichen und technischen Giganten enden? Da der technologische Wandel ganz bestimmt immer umfassender werden wird, ist es wichtig, die Antworten auf Fragen wie diese zu finden.
Wie können die Antworten gefunden werden? Es gibt nur einen sicheren Weg. Er besteht darin, den Ursprung der großen Veränderungen, die vor sich gehen, zu entdecken und herauszufinden, ob diese Quelle der Menschheit Segen oder Unheil bringt. Wenn das erste der Fall ist, dann ist der technologische Wandel ein konstruktiver, progressiver Aspekt des menschlichen Lebens — dazu bestimmt, die Menschheit zu segnen und zur langen, aber ununterbrochenen aufwärtsführenden Weiterentwicklung der Menschheit aus der Dunkelheit beizutragen, aus den Begrenzungen und den Fesseln, die die Menschen auf immer an ein beschwerliches, unveränderliches, beinahe tierähnliches Dasein ketten möchten.
Wenn wir die praktisch endlose Zahl von Erfindungen, Entdeckungen, Verfeinerungen und Verbesserungen untersuchen, die den technologischen Fortschritt kennzeichnen, gelangen wir schnell zu einer unvermeidlichen Schlußfolgerung. Wir erkennen, daß solch eine Entwicklung auf jeder Stufe von einem bestimmten Faktor abhängt. Dieser Faktor ist Intelligenz, Weisheit. Wie viele Äpfel waren nicht gefallen, ehe die Intelligenz eines Menschen aus solch einem Vorfall eine große, universelle Wahrheit ableitete! Wie oft hatte nicht die Menschheit gesehen, wie Dampf aus kochendem Wasser aufsteigt, ehe James Watt erkannte, welche Kraft in solch überhitztem Dampf liegt! Es war Intelligenz, und Intelligenz allein, die den Menschen die Augen für die Bedeutung dessen, was sie sahen, öffnete.
Wenn wir diesen Punkt erreicht haben, müssen wir uns die letzte, entscheidende Frage stellen: Was ist Intelligenz? Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science ; sprich: kr’istjən s’aiəns., gibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift die Antwort auf diese äußerst wichtige Frage: „Intelligenz ist Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht. Sie ist die uranfängliche und ewige Eigenschaft des unendlichen Gemüts, des dreieinigen Prinzips — Leben, Wahrheit und Liebe —, Gott genannt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 469; Intelligenz ist also eine Eigenschaft jenseits und außerhalb des Menschen, eine göttliche Eigenschaft, aber eine Macht, die der Mensch widerspiegeln kann und tatsächlich widerspiegelt.
Wenn die Veränderungen, die wir dem Fortschritt der Technologie und den Entdeckungen in den Naturwissenschaften zu verdanken haben, auf die Betätigung einer Intelligenz zurückgehen, die ihre Grundlage in der unendlichen Weisheit Gottes hat, dann muß offensichtlich sein, daß solche Veränderungen grundsätzlich und im wesentlichen gut und der Menschheit von Nutzen sind. Wir sagen „grundsätzlich und im wesentlichen“, weil die Menschen gelegentlich versäumen, solche Veränderungen in deren wahrem Licht zu sehen, weil sie versäumen zu erkennen, daß deren Zweck darin besteht zu segnen. In solchen Zeiten mögen dann die Menschen die Fortschritte in der Technologie entweder für üble oder unwürdige Zwecke verwenden oder zulassen, daß sie von Entdeckungen und Fortschritten, die in Wirklichkeit nur dazu da sind, die Menschen von schwerer Arbeit, Unwissenheit und Begrenzung zu befreien, übermannt oder eingeengt werden.
Der gelegentliche Mißbrauch von Entwicklungen, die der Menschheit durch die Widerspiegelung der göttlichen Intelligenz zuteil werden, ist kein Grund, den Ursprung dieser Entdeckungen zu bezweifeln oder das Gute, das sie der Menschheit bringen können, zurückzuweisen. Wenn der Fortschritt auf technologischem Gebiet, wie das der Fall ist, durch das Wirken des göttlichen Gemüts kommt, das für die menschlichen Bedürfnisse sorgt, dann ist die Inspiration ebendieses göttlichen Gemüts immer gegenwärtig, um zu gewährleisten, daß die Menschen von den alten und neuen Entdeckungen rechten und fortschrittlichen Gebrauch machen können.
In einem Absatz, der sehr ermutigend ist und tiefen Einblick verrät, schreibt Mrs. Eddy: „Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, den Acker zu bebauen. Herrschaft ist sein Geburtsrecht, nicht Unterwerfung. Er ist Herr über die Annahme von Erde und Himmel — allein seinem Schöpfer untertan. Dies ist die Wissenschaft des Seins.“ S. 517; Hier haben wir eine inspirierte Rechtfertigung für die Behauptung, daß es für die Menschen nicht nur richtig und zweckmäßig, sondern unumgänglich ist, sich über die Begrenzungen zu erheben und ihnen zu entwachsen — Begrenzungen, die ihnen durch die mühselige Arbeit, die den Zustand der Menschen nicht verbessert, und durch die Lethargie, die diese Art Mühsal nicht in Frage stellt, auferlegt werden.
Wie unzureichend die Menschheit den Fortschritt noch nutzen mag, den die Technologie mit sich gebracht hat, dieser Fortschritt wird der Menschheit mehr Zeit und Gelegenheit geben, sich höheren und geistigeren Zielen zu widmen. Im Buch des Propheten Micha lesen wir, daß die Menschen „ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln“ Micha 4:3; machen werden. Wie heute die Atomkraft und die augenblickliche Kommunikation, so zählten im Altertum Pflüge und Sicheln zu den höchsten technologischen Entwicklungen — Hilfsmittel, die den Menschen zu Wohlstand verhalfen und ihnen dabei mehr Gelegenheiten und Möglichkeiten gaben, über göttliche Wahrheiten nachzudenken.
Wenn wir die Technologie in diesem Licht betrachten, können wir nicht umhin zu erkennen, daß das Wirken einer Intelligenz, die die unendliche, allwissende, göttliche Intelligenz widerspiegelt, wie die Intelligenz, die Christus Jesus ausdrückte, die Menschheit nur segnen kann. Durch die Entwicklungen in der Aerodynamik kommen überall die Menschen einander näher, fallen physische Schranken, und es wächst ein Gefühl universeller Brüderschaft. Oder nehmen wir das Fernsehen. Wenige physische Entdeckungen haben einen größeren Einfluß auf das Gewissen der Menschheit ausgeübt. Man sagt, daß der Kampf um Rassengleichheit in den Vereinigten Staaten ohne die Breitenwirkung des Fernsehens weit langsamer und weniger sicher gewesen wäre. Und wir wissen, daß das Fernsehen einen in der menschlichen Geschichte einmaligen Abscheu gegen den Krieg erweckt hat. Aus dem Laboratorium sind neue Reisund Weizensorten gekommen, die im Kampf gegen den Hunger bereits eine wichtige Rolle spielen. In dem Augenblick, wo dies hier gelesen wird, werden beim Bau des neuen Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft in Boston, Massachusetts, unzählige neue technologische Verfahren verwendet, damit sich diese weltweite Religion besser der Nöte einer wartenden Menschheit annehmen kann.
Weil die göttliche Wissenschaft ein Gesetz ist, ist sie eine aktive Triebkraft der Wahrheit und Liebe. Dies befähigt die Menschen nicht nur, nach dem, was der Menschheit hilft, die Hände auszustrecken und es zu ergreifen, sondern es veranlaßt sie auch tatsächlich dazu. Das Wirken dieses Gesetzes führte dazu, daß Newton die Lehre aus dem Fall des Apfels zog und Mose den brennenden Busch sah. Wenn wir erkennen, daß ein göttliches Gesetz am Wirken ist, werden wir unsere technologischen Entdeckungen in der rechten Weise nutzen und sie nicht mißbrauchen.
Was also notwendig ist, wenn sich die Menschen der wachsenden Kompliziertheit und dem zunehmenden Einfluß der technologischen Revolution gegenübersehen, ist nicht, die günstigen Auswirkungen dieser Revolution auf die Menschheit zu bezweifeln, sondern zu verstehen, welchen Platz sie in der aufwärtsführenden Weiterentwicklung der Menschheit hat, und zu lernen, von der Technologie ehrenwerten und angemessenen Gebrauch zu machen. Wenn wir begreifen, daß die Ursache des technologischen Wandels in der Widerspiegelung der göttlichen Intelligenz liegt, werden wir solchen Wandel nicht fürchten. Wenn wir verstehen, daß der grundsätzliche und wesentliche Zweck der technologischen Entwicklung darin besteht, die Menschen von uralten Begrenzungen zu befreien, werden wir diese Neuerungen und Änderungen im täglichen Leben der Menschen begrüßen; sie geben ihnen mehr Gelegenheit, sich höheren Zielen zu widmen. Das bedeutet aber nicht, gegenüber dem, was die Technologie tut, eine kritiklose Haltung einzunehmen, denn die Technologie ist, wie jede andere menschliche Tätigkeit, nur in dem Maße gut, wie sie für moralische und letztlich geistige Ziele nutzbar gemacht wird.
Kann sie bewußt und entschlossen solchen Zielen dienstbar gemacht werden? Diese Frage wurde vor Jahrtausenden bejaht, und die Antwort findet sich im ersten Kapitel des ersten Buches der Bibel, wo wir lesen, daß Gott dem Menschen Herrschaft gegeben hat. Dies wird später in den Worten des Psalmisten noch stärker betont: „Du hast ihn [den Menschen] zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“ Ps. 8:7;
Indem die Menschen die letzten Endes geistige Quelle jener technologischen Entwicklungen, die der Menschheit von Nutzen sind, erkennen, werden sie auch in zunehmendem Maße dazu geführt werden, solche Entwicklungen in den Dienst des höheren Zwecks des menschlichen Daseins zu stellen. Sie werden nicht für den Krieg, nicht für die bloße Anhäufung materiellen Wohlstands, nicht einfach zur Ablenkung und nicht zum Selbstzweck verwendet werden. Die Technologie wird vielmehr nur als ein weiteres Mittel angesehen werden, durch das sich die Menschheit von ihrem alten und ermüdenden Glauben, sie sei ein hoffnungsloser Sklave materieller Umstände, befreien kann. Mrs. Eddy sagt uns:
„Was auch immer den Schein von einer Idee liefert, die von ihrem Prinzip regiert wird, gibt dem Gedanken Nahrung. Durch die Astronomie, Naturgeschichte, Chemie, Musik und Mathematik geht der Gedanke naturgemäß von der Wirkung auf die Ursache zurück.
Akademische Bildung rechter Art ist vonnöten. Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinauswachse, über alles, was sterblich ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 195.
Dies ist eine göttlich inspirierte Art und Weise, die Herausforderung und die Verheißung der Technologie zu betrachten.
