„Mutti, weißt du, wo mein Hase ist? Ich habe schon überall gesucht und kann ihn nirgends finden.“
Michael kam in Schlafanzug und Pantoffeln ins Zimmer getappt. Er war betrübt, denn der weiche Stoffhase war ein guter Freund, und er würde nicht daran denken, ohne ihn schlafenzugehen.
Jetzt wartete Michael darauf, daß seine Mutter ihm beim Suchen helfen würde, doch sie schaute nur kurz von ihrer Arbeit auf und fragte: „Hast du Gott gefragt, wo du suchen mußt?“
„Daran habe ich noch nicht gedacht“, gestand er betroffen.
„Du hast jetzt in der ganzen Wohnung und sogar in Omas Zimmer gesucht, ohne deinen Hasen gefunden zu haben, und doch wissen wir, daß er hier ist“, sagte die Mutter. „Glaubst du nicht, daß Gott dir den Gedanken geben wird, den du brauchst?“
Michael erinnerte sich an etwas. Vergangenen Sonntagmorgen wäre er beinahe zu spät zur christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule gekommen, weil er seine neue rote Mütze nicht finden konnte. Der Vater wartete schon im Auto vor der Haustür, und die Mutter wußte nicht, wo sie noch suchen sollte. „Jetzt müssen wir Gott fragen“, sagte sie, und sofort kam ihr der Gedanke, unter das Sofa zu schauen. Und da war die Mütze! Sein Schwesterchen hatte mit der Mütze gespielt und sie dorthin geworfen.
Jetzt wandte er sich an die Mutter. „Wie soll ich Gott fragen? Wie antwortet Er mir?“
„Mrs. Eddy sagt:, Geist, Gott, vernehmen wir, wenn die Sinne schweigen.‘ Wissenschaft und Gesundheit, S. 89; Zuerst kannst du deine Furcht, daß irgend etwas verlorengehen könnte, beseitigen. Du kannst dir vergegenwärtigen, daß Gott die Quelle der Intelligenz ist und daß du Seine Widerspiegelung bist. Dann kannst du auf die richtigen Gedanken lauschen, die von Gott zu dir kommen. Sie werden dich führen.“
Michael setzte sich also still hin, schloß die Augen und bat Gott, ihm zu zeigen, wie er seinen Hasen finden könnte. Nach einer Weile stand er auf und suchte ziellos an allen möglichen Plätzen.
„Lauschst du wirklich auf Gedanken von Gott?“ fragte seine Mutter. „Christus Jesus sagte:, Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun; und was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.‘ Joh. 5:19. Du mußt versuchen, nicht deinen eigenen Gedanken zu folgen, sondern mußt dich von Gott führen lassen.“
Er setzte sich hin und wollte noch einmal versuchen zu beten. Da kam sein Schwesterchen mit einem Spielzeug zu ihm und wollte mit ihm spielen. Scharf wies er sie zurück: „Laß mich jetzt in Ruhe, ich muß beten.“
Die Mutter schaute auf: „Aber Michael, wie kannst du dich dem Gott der Liebe nähern, wenn du nicht selbst Liebe widerspiegelst?“
Das sah er ein.
„Bitte, kannst du noch einen Augenblick allein spielen?“ redete er sanft seiner Schwester zu. „Ich spiele gleich mit dir.“
Wieder schloß er die Augen. Plötzlich sprang er auf.
„Mutti, mir ist's eingefallen! Mein Hase ist doch nicht verlorengegangen. Ich habe ihn gestern beim Spielen in deine alte Einkaufstasche gesteckt.“
Michael schoß aus dem Zimmer und kam mit seinem geliebten Spieltier im Arm zurück.
„Ich wette, daß Gott uns einfach alles sagt, was wir wissen müssen“, sagte er, stieg die Treppe hinauf und ging zu Bett.