Die Christliche Wissenschaft hat der Menschheit einen bemerkenswerten Dienst erwiesen, indem sie enthüllte, wie überaus praktisch es ist, ein sittliches Leben zu führen. Dieser Wissenschaft gemäß ist es notwendig, daß wir Güte walten lassen und sie nicht einfach als ein erhabenes Ideal ansehen, das nach Belieben angenommen oder zurückgewiesen werden kann.
Dies steht in direktem Widerspruch zu der vorherrschenden Einstellung, die erklärt, es gebe keine absolute Norm dafür, was richtig und was falsch ist, und Sittlichkeit sei größtenteils ein leerer Begriff, der heutzutage genauso veraltet ist wie Pferd und Wagen. Der weltkluge moderne Mensch mag diejenigen verspotten, die der jüdisch-christlichen Ethik folgen, und sie dumme Narren nennen, doch wer die Lehren der Bibel versteht und sie in die Tat umsetzt, läßt sich dadurch nicht abschrecken. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, daß es tatsächlich ein demonstrierbares Gesetz des Guten gibt, das, wenn es befolgt wird, dauerhafte Gesundheit, Fülle und Zufriedenheit verleiht, die auf keinem anderen Weg erlangt werden können. Der Psalmist schrieb von dem, der dieses Gesetz befolgt: „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.“ Ps. 1:3;
Wie der Psalmist haben bedachtsame Menschen in jedem Zeitalter intuitiv erkannt, daß ein richtiges Verhalten — sittliche Selbstdisziplin, uneigennützige Rücksichtnahme auf andere, Lauterkeit im Geschäftsleben — ihnen gesunde Selbstachtung und damit inneren Frieden vermittelt hat. Es hat sich gezeigt, daß Rechtschaffenheit echte Befriedigung bringt und dem Leben einen Inhalt gibt.
Wer sich nach den Lehren der Christlichen Wissenschaft richtet, stimmt dem Gesagten von ganzem Herzen zu, doch seine Religion geht weit darüber hinaus. Dadurch, daß diese Wissenschaft die mentale Natur des menschlichen Körpers und seiner anscheinend materiellen Umgebung und Erfahrung aufgedeckt hat, führt sie die Menschheit zu der Erkenntnis, daß die Beschaffenheit des Denkens der ausschlaggebende Faktor im ganzen menschlichen Leben ist. Sie zeigt, daß gute Gedanken — gottähnliche Gedanken — unwillkürlich ein harmonisches Leben zur Folge haben, da die Materie in allen ihren Formen nichts anderes ist als der Ausdruck menschlicher Gedankenzustände. Ein unsittliches, egoistisches, unehrliches Denken und Leben, das von Natur aus Gott unähnlich und unharmonisch ist, zeigt sich dagegen oft in einer kranken, sorgenvollen, unsicheren menschlichen Existenz.
Mrs. Eddy schreibt: „Die Christliche Wissenschaft klassifiziert Gedanken folgendermaßen: richtige Gedanken sind Wirklichkeit und Kraft, falsche Gedanken sind unwirklich und kraftlos; sie haben die Natur von Träumen. Gute Gedanken sind mächtig, böse Gedanken sind ohnmächtig, und so sollten sie erscheinen.“ Vermischte Schriften, S. 252;
Aber wie können wir unser Denken auf das Gute gerichtet halten? Wie können wir die bösen Suggestionen vertreiben, die sich anscheinend in unser Bewußtsein drängen und in Sünde, Krankheit und Tod enden?
Zuerst müssen wir klar erkennen, daß sich das menschliche Gemüt nicht selbst läutern kann. Es muß über sich hinaus nach göttlicher Hilfe greifen. Durch ernstes Studium der Bibel im Lichte der Christlichen Wissenschaft müssen wir damit beginnen, das Wesen Gottes als göttliche Liebe, vollkommene Güte, unendliches, all-wissendes Gemüt zu sehen. Wir müssen etwas von dem wirklichen geistigen Sein des Menschen erkennen, das ewiglich eins mit Gott ist und Seine vollkommene Güte widerspiegelt. Über die Beziehung zwischen Gott und Mensch, Vater und Sohn schreibt Mrs. Eddy: „Wenn Gott gerecht und ewig ist, ist der Mensch, Sein Gleichnis, standhaft im Guten und bleibt immerdar in Leben, Wahrheit und Liebe. Wenn die große Ursache vollkommen ist, ist ihre Wirkung ebenfalls vollkommen; und Ursache und Wirkung sind in der Wissenschaft unwandelbar und unsterblich.“ S. 79;
Wenn also böse Suggestionen an unsere mentale Tür klopfen und Einlaß verlangen — oder, wie sie es manchmal tun, auf raffinierte Weise versuchen, unbemerkt am Wächter vorbeizuschleichen —, haben wir das vollkommene Heilmittel zur Hand. Wir können sofort unsere Einheit, unser Einssein, mit dem All-Gemüt, dem göttlichen Ego, beanspruchen und behaupten, daß Er die Quelle jedes wahren Gedankens und jeder guten Tat ist. Wir können uns klar darüber sein, daß wir in Gott, der unendlichen Seele, leben und deshalb nichts außer den reinen und vollkommenen Ideen kennen können, die von Ihm ausgehen und unser wirkliches Bewußtsein, unsere Identität, darstellen.
Man sollte dann seine gebetvolle metaphysische Arbeit fortsetzen, indem man verneint oft mit großem Nachdruck —, daß das Böse eine Wesenheit hat. Es muß als eine mesmerische Illusion aufgedeckt und zurückgewiesen werden, die in der Verkleidung unserer eigenen Gedanken zu uns kommt, aber in Wirklichkeit keine Intelligenz als Ausgangspunkt hat, denn es gibt kein anderes Gemüt als das eine göttliche Gemüt, das „Ich“ des wirklichen Seins des Menschen.
Wir können aus den Worten Christi Jesu schließen, daß er sich seiner Einheit mit Gott, dem einen Gemüt, so lebhaft bewußt war, daß er sein Bewußtsein sittlich unbefleckt und von eigensüchtigen Motiven frei halten konnte. In seiner heilenden und erneuernden Mission bewies der Meister, von welch praktischem Wert Geistigkeit, gottgegebene Rechtschaffenheit, ist. Mrs. Eddy schreibt folgendes über Jesus: „Die Macht seiner überirdischen Güte wird offenbar in der Herrschaft, die sie ihm über die Eigenschaften gab, die dem Geist entgegengesetzt sind und die die Sterblichen Materie nennen.“ S. 199;
Paulus befolgte treu die Lehren Jesu und war sich deshalb sehr wohl bewußt, daß Güte von praktischem Wert ist. Wie der Meister, so demonstrierte auch er, daß Güte ein unwandelbares Gesetz ist, und empfahl den Christen aller Zeiten, Güte walten zu lassen. Seine Worte, die er an die Kirche zu Philippi richtete, sind heute genauso lebendig wie zu seiner Zeit. Er schrieb: „Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!“ Phil. 4:8.