Fels.
Unerschütterlich.
Baue zuversichtlich darauf. Errichte darauf dein Fundament. Laß dann furchtlos deinen Bau zum Himmel aufstreben.
Ein lebendiges Beispiel dafür, wie wichtig ein fester Grund für das Bauen ist, finden wir in unseren Tagen auf dem Baugrundstück des Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft in Boston, Massachusetts. Hier haben wir die überraschende Tatsache, daß sich ein Drittel der gesamten Struktur des Hauptgebäudes unter der Erde befindet. Das 110 m hohe Verwaltungsgebäude wird von Eisenpfeilern getragen, die 55 m tief bis auf den Fels getrieben wurden.
In dieser Art des Bauens auf dem Boden des Back-Bay-Distrikts von Boston mag eine Symbolik liegen. Die Lehmschicht an dieser Stelle bietet keinen angemessenen Halt für ein hohes Gebäude. Anders als in New York, wo die ganze Insel Manhattan felsig ist und nur hier und da von einer dünnen Erdschicht bedeckt ist, erstreckt sich der Back-Bay-Distrikt über eine alte Flußmündung. Man muß tief hinunter gehen, um auf das Tiefengestein zu stoßen. Das Originalgebäude Der Mutterkirche, der Erweiterungsbau mit seiner Kuppel und das heutige Verlagshaus sind noch immer einwandfrei, weil sie auf einem sorgfältig ausgeführten Fundament ruhen. Für das neue Verwaltungsgebäude war noch größere Sorgfalt und ein noch tiefer reichendes Fundament erforderlich, weil es höher ist und sein Gewicht sich auf kleinere Grundfläche konzentriert.
Jeder Christliche Wissenschafter ist sich der Tatsache bewußt, daß ein Bauwerk oft nur die äußere Kundwerdund von etwas viel Grundlegenderem its. Das Kirchenzentrum der Christlichen Wissenschaft kann keinesfalls als eine bloße Ansammlung materieller Gebäude betrachtet werden. Dieses Kirchenzentrum entwickelt sich als ein notwendiges menschliches Unternehmen, das durch die Aufgabe, der welt die Christliche Wissenschaft zu bringen, erforderlich wird. Sein fester Grund darf nicht als materielles Gestein betrachtet, sondern als die geistige Grundlage, auf der die Christliche Wissenschaft ruht. Im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit definiert Mrs. Eddy „Fels“ zum Teil wie folgt: Geistige Grundlage; Wahrheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 593; An anderer Stelle sagt sie: „Geistig ausgelegt bedeuten Felsen und Berge feste und erhabene Ideen.“ S. 511;
Es sollte ganz klar sein, daß das Bauprogramm in boston in dem Maße gedeihen wird, wie die Christlichen Wissenschafter in aller Welt weiterhin ihr Leben fester auf den Felsen gründen, den sie in ihrer Religion in so umfassendem Maße haben.
Was sind die Hauptbestandteile dieses Felsens?
Die Allheit Gottes zum Beispiel; die Nichtsheit alles Gottunähnlichen; die ewige Einheit des Menschen mit Gott; das individuelle Sein Gottes, des Menschen, der Kirche und alles Wirklichen; die Notwendigkeit, daß der Christus, Gottes geistige Idee, zur Erlösung der ganzen Menschheit von Sünde, Krankheit, Leiden, Tod, Versklavung, Ungerechtigkeit — von allem Irrtum — auf Erden demonstriert wird. Dieser Felsen geistigen Verständnisses erklärt und stützt die Heilungswerke, die heute in der Christlichen Wissenschaft auf ähnliche Weise vollbracht werden, wie sie während des öffentlichen Wirkens Christi Jesu und seiner Jünger vollbracht wurden. Die heilende Kraft ist die Vergegenwärtigung der Allheit Gottes, die selbst im menschlichen Leben die Möglichkeit ausschließt, daß irgendein Gott unähnlicher Zustand wirklich sein kann. Diese Demonstration ist nur dann möglich, wenn wir die Nichtsheit des Bösen begreifen. Solange im menschlichen Bewußtsein das Böse als wirklich angenommen wird, wird im menschlichen Bewußtsein nicht die Allheit Gottes bekundet, obwohl sie immer noch als eine göttliche Tatsache wahr ist.
Das neue Kirchenzentrum ist ein augenscheinlicher Beweis, daß die Christliche Wissenschaft für immer da ist. Die Wahrheiten, auf die die christlich-wissenschaftliche Bewegung gegründet ist, sind ewig. Keine Stürme der Erde, keine Wirbelstürme der Ungläubigkeit, keine Angriffe des fleischlichen Gemüts, wie sehr sie auch darauf aus sind, diese Kirche zu zerstören, können sich gegen sie behaupten. Öffentliche Apathie und Gleichgültigkeit sind ebenfalls machtlos, diese Bewegung in ihrem Lauf aufzuhalten. Selbst die Unzulänglichkeiten derer, die sich gegenwärtig Christliche Wissenschafter nennen, können die Durchführung der Mission nicht aufhalten, die von Christus Jesus zur Erlösung der ganzen Menschheit eingeleitet wurde.
Jeder Christliche Wissenschafter sollte sich fragen, ob er auf den Felsen baut. Um diese Frage richtig zu beantworten, sollte sich jeder Christliche Wissenschafter ständig die fundamentalen Wahrheiten seiner Religion erneut vor Augen halten. Obwohl in den menschlichen Angelegenheiten eine Organisation vorhanden sein muß, die sich der vielen notwendigen Kirchenaufgaben annimmt, und eine weltweite Organisation einen Hauptsitz haben muß, sollten diese unerläßlichen Bestandteile in ihrer richtigen Perspektive gesehen werden.
Eine Betrachtung des Gründers des Christentums, Christi Jesu, wirft ein klares Licht auf diesen Gegenstand. Das Christus-Element im Messias entspricht den geistigen Wahrheiten, die der Heiland in seinem Leben zum Ausdruck brachte. Das Jesus-Element im Messias entspricht den wesentlichen menschlichen Tätigkeiten, die dazu beitragen, dem menschlichen Bewußtsein die geistige Idee zu bringen.
Da Jesus den Menschen in einer Gestalt erscheinen mußte, die sie sehen und verstehen konnten, mußte er geboren werden, einen menschlichen Körper haben und die Sprache seiner Zeit sprechen können. Ebenso muß sich heute die christlich-wissenschaftliche Bewegung an ihre Welt wenden, mit all dem wesentlichen Rüstzeug, den Zeitschriften und den weitreichenden Unternehmungen, die dazu beitragen, die Mission der Christlichen Wissenschaft voranzutreiben.
Der Meister selbst sah die Notwendigkeit diese zukünftige entwicklung voraus. Er erwartete nicht, in der kurzen Zeit seines irdischen Wirkens die Mission des Christus als des Erlösers der Welt zu vollenden. Er begann nur damit. Diese Tatsache ergibt sich schon allein aus der Natur seiner Mission und der menschlichen Erfahrung. Im Gegensatz zu vielem, was im Verlauf der christlichen Geschichte geglaubt worden ist, kam Jesus nicht, um der Menschheit einen leichten Weg aus dem Irrtum zu bereiten, indem er ihre Erlösung für sie ausarbeitete. Er erschien auf Erden, um den Menschen zu zeigen, wie sie vom Irrtum erlöst werden könnten. Die Erlösung eines menschlichen Lebens kann nur in ebendiesem Leben vor sich gehen. Der Wegweiser stellt die Wegzeichen auf, aber er tut nicht die Arbeit für den einzelnen. Dies erklärt, warum der menschliche Jesus seine Erdenmission in drei Jahren erfüllen und sich dann über die Erde erheben konnte — die vollständige Geistigkeit des Menschen bekunden konnte.
Derjenige Christliche Wissenschafter wird am wirkungsvollsten bauen, der an all die gegenwärtigen Unternehmungen seiner Bewegung — einschließlich des neuen Kirchenzentrums in Boston — in dem Bewußtsein des geistigen Antriebs für seine Arbeit herantritt. Er wird auf den Felsen bauen. Ferner: in dem Maße, wie er sein Denken auf die Stufe gewöhnlicher menschlicher Motive hinabsinken läßt, wird seine Arbeit unsicher werden und weniger wirksam sein.
Die christlich-wissenschaftliche Bewegung ist kein Geschäftsunternehmen. Was immer sie tut, sei es, daß sie Bücher herausgibt, Versammlungen abhält, Vortragende in die ganze Welt hinaussendet oder Gottesdienste abhält, dient einzig und allein dem Zweck, die religiösen Ziele der Bewegung zu fördern.
Selbst die Kosten, die ein Bauprojekt von solcher Größe wie das neue Kirchenzentrum verursacht, sind als eine geistige anstatt als eine geschäftliche Forderung anzusehen. Was immer Gott auf Erden hervorbringt, wird gestützt. Christus Jesus fehlte es nie an etwas, was er brauchte. Die christlich-wissenschaftliche Bewegung kann an dieser göttlichen Versorgung teilhaben, wenn ihre Mitglieder sich fest an die Methode der geistigen Demonstration halten und die Fallen meiden, die uns unerleuchtetes Denken über Geld, Zeit oder irgendwelche andere rein menschliche Betrachtung stellt.
Was finanzielle Unterstützung betrifft, so kann von uns heute unmöglich jemand das Gefühl haben, daß von uns auch nur annähernd das gefordert wird, was von Mrs. Eddy und ihren ersten Nachfolgern verlangt wurde. Sie gingen an ihre Aufgaben nicht mit einem Gefühl der Begrenzung heran, sondern in dem vollen Bewußtsein, daß die Entwicklung der Kirche immer weiter vor sich ging und daß sie sich die unbegrenzten Hilfsquellen Gottes zunutze machen konnten, die uns durch den Christus zugänglich sind.
Unsere Führerin hielt sich an genau dieselbe Methode wissenschaftlicher Demonstration, die Christus Jesus einführte, als er seine Kirche gründete. Der menschliche Jesus war bei der Himmelfahrt entschwunden, aber der Christus bleibt für immer, ebenso wie der Christus vor der Geburt Jesu schon immer existiert hatte. Die gleiche Christus-Macht ist auch heute gegenwärtig, um auf Erden jede Kundwerdung hervorzubringen, die zur Vollendung der christlichen Mission nötig ist.
Mitglieder der Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, und der Christlich-Wissenschaftlichen Vereinigungen müssen sich, wenn sie in der heutigen Zeit vielleicht sehr zu ringen haben, um ihre zunehmenden Rechnungen zu bezahlen, damit trösten, daß sie nicht den letzten Heller herzugeben brauchen, um den finanziellen Forderungen der christlich-wissenschaftlichen Bewegung nachzukommen. Die Demonstration geistiger Überfülle segnet denjenigen, der die Demonstration macht, nicht nur in Kirchenangelegenheiten, sondern auch in seinem privaten Leben.
Die Errichtung eines Kirchengebäudes ist in erster Linie eine individuelle Erfahrung und muß es immer sein — erweitert durch das wundervolle Gefühl, mit anderen aktiven Kirchenarbeitern zusammen voranzugehen. Die veränderlichen irdischen Pfade weichen der ewigen Unveränderlichkeit. Im Brief an die Hebräer lesen wir: „Wenn jene nicht entronnen sind, die Gott abwiesen, als er auf Erden redete, wieviel weniger wir, wenn wir den abweisen, der vom Himmel redet. Seine Stimme hat zu jener Zeit nur die Erde bewegt, nun aber verheißt er und spricht (Hagg. 2, 6):, Noch einmal will ich bewegen nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel‘, ... damit allein das Unbewegliche bleibe.“ Hebr. 12:25–27.
Universelle Erlösung fordert notwendigerweise, daß jedes menschliche Bewußtsein zum vollen Verständnis der göttlichen Wahrheit gelangt und sie uneingeschränkt annimmt. Aber damit ist keineswegs gesagt, daß das wirkliche Sein aus menschlichen Wesen bestehe, von denen für eine blühende und erfolgreiche Kirche eine große Anzahl nötig sei.
Christus Jesus hatte keine große Zahl von Mitarbeitern, und auch Mrs. Eddy hatte sie zu keiner Zeit. Und doch wurde von beiden die Kirche Gottes außerordentlich gefördert.
Sie bauten stets auf den Felsen.
Sollten wir es nicht auch tun?