Hören, horchen, gehorchen. Diese Wörter haben dieselbe sprachliche Wurzel. Hören ist nicht nur eine Körperfunktion. Es ist in erster Linie eine mentale Eigenschaft, eine Einstellung zu den Dingen. Wenn ich zum Beispiel als Kind nicht auf das hören wollte, was meine Eltern zu mir sagten, stellte ich mich taub und tat so, als ob ich es nicht gehört hätte. Ich hörte nicht, weil ich nicht horchte und gehorchte.
Wir alle sind mit den folgenden aufrüttelnden Worten aus der Heiligen Schrift vertraut: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“ 5. Mose 6:4; Wir sollen nur auf die Stimme des einen Gottes, des Geistes, horchen und Seinen Geboten gehorchen. Diese Forderung an das menschliche Denken versichert uns gleichzeitig, daß wir keinem Gesetz des sogenannten sterblichen Gemüts unterworfen sind — eines Gemüts, das von Gott getrennt ist und uns dazu drängt, den Suggestionen der materiellen Sinne Glauben zu schenken und ihnen zu gehorchen. Unsere Fähigkeit, auf die Stimme Gottes zu horchen und Seine Gebote zu befolgen, kommt von Gott, und Er erhält sie auch.
Mrs. Eddy schreibt in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „In Gottes Schöpfung wurden Ideen fruchtbar, gehorsam gegen das Gemüt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 544; Und: „Gott schafft und regiert das Universum, einschließlich des Menschen. Das Universum ist von geistigen Ideen erfüllt, die Er entfaltet, und diese sind dem Gemüt gehorsam, das sie schafft.“ S. 295;
Als die Idee oder Widerspiegelung des göttlichen Gemüts besitzt also der Mensch hier und jetzt die wunderbare Fähigkeit, spontan, augenblicklich, auf die unfehlbare Leitung des allhörenden Gemüts, auf die göttlichen Impulse und geistigen Energien der Seele zu reagieren. Widerspiegelung ist immer durch diese unbegrenzte und unbehinderte Reaktionsfähigkeit gekennzeichnet. Nicht fleischliche Organe, Nerven und andere materielle Elemente, sondern Gedanken, die Gottes Eigenschaften der Liebe, Güte, Weisheit, Vollkommenheit und Klarheit widerspiegeln, bewirken, daß wir hören, daß wir unsere von Gott verordnete Verbindung mit allen Seinen Ideen aufrechterhalten.
Christus Jesus trieb Krankheitsannahmen aus, die zu seiner Zeit böse Geister genannt wurden. Die Bibel berichtet uns, daß er einmal eine hartnäckige Beschwerde zerstören mußte, die den Heilungsbemühungen seiner Jünger widerstanden hatte. Der Meister erkannte sie als einen unpersönlichen Anspruch des fleischlichen Gemüts. Und so trennte er den Anspruch von der Person des Knaben und wies den Irrtum mit den Worten zurecht: „Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn!“ Mark. 9:25;
Die starke Sprache unseres Meisters zeigt, daß wir die Suggestionen des sterblichen Gemüts oft energisch verneinen und dadurch zum Schweigen bringen müssen, wenn wir beim Heilen Erfolg haben wollen. Das sterbliche Gemüt hat keine Macht, uns unseres gottverliehenen Hörvermögens zu berauben. Mrs. Eddy sagt: „Das, göttliche Ohr‘ ist kein Gehörnerv. Es ist das allhörende und allwissende Gemüt, dem stets ein jedes Bedürfnis des Menschen bekannt ist und von dem es auch befriedigt werden wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 7;
Wo ist dieses allhörende Gemüt? Es ist allüberall, immer gegenwärtig, und der Mensch, die wahre Selbstheit eines jeden von uns, ist dessen ewig fortdauernder Ausdruck. Hören ist also eine Tätigkeit des Gemüts, die von Gottes Idee, dem Menschen, immerdar widergespiegelt wird.
In seinem ersten Brief an die Korinther weist der Apostel Paulus darauf hin, daß das Erkenntnisvermögen unserer gottverliehenen geistigen Sinne weit über das hinausgeht, was das menschliche Auge sieht und das menschliche Ohr hört: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.“ 1. Kor. 2:9. Allein im göttlichen Gemüt finden wir jenes Erkenntnisvermögen, das uns mit Gott und Seiner Schöpfung vertraut macht.
So weist die Christliche Wissenschaft das Zeugnis der materiellen Sinne zurück und verneint, daß der Mensch selbst oder die Sinne dieses wirklichen Menschen in der Materie sind. Sie offenbart und bekräftigt, daß der wirkliche Mensch und seine Sinne geistig sind, der Ausdruck des ewigen Gemüts. Ohne das schöpferische göttliche Gemüt kann es kein Hörvermögen geben. Wahres Hören weist auf geistiges Verständnis hin. Es ist eine Fähigkeit des göttlichen Gemüts, die immerdar in seinen Ideen Ausdruck findet. Die wahre Individualität des Menschen ist die zusammengesetzte Idee Gottes, des Gemüts, und als solche muß sie das Wahrnehmungsvermögen des einen allhörenden unendlichen Ego widerspiegeln.
Das Wahrnehmungsvermögen des schöpferischen Gemüts, Gottes, geht immerdar durch seine Ideen vor sich. Und so ist das wahre Hörvermögen des Menschen ein Teil des individualisierten Ausdrucks Gottes und kann niemals verlorengehen. Es ist ebenso substantiell und dauerhaft wie die Wahrnehmungstätigkeit des allhörenden Gemüts. Das Allwirken des allhörenden Gemüts bekundet sich in ewig fortdauernder Wahrnehmungstätigkeit, und diese ist in den Ideen Gottes verkörpert.
Nur das sterbliche Gemüt behauptet, das Wahrnehmungsvermögen sei in der Materie und Gesicht und Gehör seien materiell. Aber dem sterblichen Gemüt fehlt es an Intelligenz, die das Erkennen der Wahrheit und die Haupteigenschaft des göttlichen Gemüts ist. Deshalb ist das sterbliche Gemüt niemals Gemüt, denn Gemüt ist nicht sterblich, sondern das Leben selbst.
Das sogenannte sterbliche Gemüt kann natürlich nicht einem gemütlosen, substanzlosen materiellen Organ eine Fähigkeit verleihen, die es selbst nicht besitzt. Was Gehörschwäche oder Taubheit zu sein scheint, ist nichts weiter als eine lügenhafte Kundwerdung des Irrtums, der behauptet, das Gemüt und das Wahrnehmungsvermögen befänden sich in organischer Materie.
Schwierigkeiten ergeben sich, wenn wir glauben, wir seien das, was das sterbliche Gemüt von uns behauptet, nämlich sein Eigentum, von der Materie und den materiellen Sinnen geschaffen und durch sie bedingt. Statt dessen müssen wir lernen, uns so zu sehen, wie Gott uns geschaffen hat — als Seine ewiglich unbehinderte und unbehinderbare Idee, die hört, weil sie der Ausdruck des allhörenden, allwissenden Gemüts ist. Unser ganzes Sein, einschließlich unseres Hörvermögens, ruht in Gott und wird von Seinem unwandelbaren Gesetz der Vollkommenheit erhalten. Das ewige Bewußtsein, das Gott von Seiner eigenen unendlichen Selbstheit hat, wird von dem Wahrnehmungsvermögen Seiner Ideen widergespiegelt.
„Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein“, fordert uns in der Tat dazu auf, unser Denken von der persönlichen, materiellen Auffassung vom Selbst abzuwenden und den Christus, die wahre Idee Gottes und des Menschen, zu erfassen und zum Ausdruck zu bringen. Auf diese Weise können wir die trügerischen Begrenzungen der Sterblichkeit abwerfen und unsere wahre Beziehung zu unserem himmlischen Vater demonstrieren. Die rechte Idee vom Menschen wird dem menschlichen Bewußtsein verständlich werden, und in dem Maße, wie wir die Gebote Gottes befolgen und die Christliche Wissenschaft auf jedes menschliche Bedürfnis anwenden, wird für den menschlichen Sinn normale Tätigkeit offenkundig werden.