„Krankheit“, schreibt Mary Baker Eddy, „ist etwas Gedankliches, das sich am Körper kundtut; und Furcht erzeugt das Denken, das Krankheit und Leiden hervorruft.“ Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 10; [Der englische Text lautet wörtlich: „. .. und Furcht ist der Prokurator des Denkens, das Krankheit und Leiden hervorruft.“] Es ist bemerkenswert, wie Mrs. Eddy die Worte wählt, und dies hier ist eins von vielen Beispielen für die Genauigkeit ihrer Ausdrucksweise. Zur Zeit der Römer war ein Prokurator ein im Staatsdienst stehender Provinzstatthalter. Die erste neuzeitliche Definition von „Prokurator“, die in dem englischen Wörterbuch von Webster gegeben wird, lautet folgendermaßen: „Jemand, der die Angelegenheiten eines anderen führt“
Wenn wir der Furcht Raum geben, lassen wir nicht nur zu, daß die Furcht unsere Gedanken beherrscht — wir lassen faktisch zu, daß Furcht unsere Angelegenheiten führt. Ein Christlicher Wissenschafter weiß, daß Furcht und Glaube nicht nebeneinander bestehen können; eins vertreibt das andere. In dem Maße also, wie wir die Furcht, einen negativen und verantwortungslosen Sachwalter, unser Denken beherrschen lassen, in dem Maße haben wir unseren Glauben an Gott und unser Verständnis von Ihm fallengelassen, die uns durch jede Situation oder Schwierigkeit, der wir gegenüberzustehen scheinen, hindurchhelfen.
Was ist nun eigentlich Furcht? Sie wird gewöhnlich als bange Erwartung von Gefahr angesehen, als eine Ahnung, daß in der Zukunft etwas Böses geschehen könne. Sie ist also eine völlige Negation. Sie ist nicht etwas; sie ist, wie die Dunkelheit, die Abwesenheit von etwas — die Abwesenheit von Glauben. Furcht ist kein guter Sachwalter; sie bringt unsere Gedanken und Angelegenheiten in Verwirrung. Wenn das, wovor wir uns fürchten, eine körperliche Unzulänglichkeit ist, dann kann sich diese Verwirrung des Denkens am Körper als Krankheit kundtun, bis die Furcht durch die Wissenschaft beseitigt ist.
Es ist leicht, die Unwirklichkeit von Dunkelheit zu demonstrieren. Versuchen Sie die Dunkelheit einzuschalten! Kein Erfinder des Altertums oder der Neuzeit war jemals in der Lage herauszufinden, wie. Doch jeder kann ein Streichholz anzünden, eine Lampe einschalten, einen Schalter anknipsen, um Licht zu machen. Und die Dunkelheit verschwindet. Weshalb? Weil sie nicht existiert; sie ist lediglich die Abwesenheit von Licht.
Niemand braucht zuzulassen, daß Furcht der Prokurator seines Denkens ist. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, die göttliche Liebe, allmächtig und immer gegenwärtig ist. Die Regel, nach der man durch Anwendung dieser Wissenschaft leben kann, kommt in den folgenden warmen Worten aus dem Buch des Propheten Jesaja klar zum Ausdruck: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Jes. 41:10;
Mrs. Eddy definiert diesen falschen Sachwalter in Wissenschaft und Gesundheit. „Furcht“, sagt sie, ist „Hitze; Entzündung; Angst; Unwissenheit; Irrtum; Verlangen; Vorsicht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 586;
Wenn wir es also mit einem Problem körperlicher Art zu tun haben, bei dem es auch um Entzündung geht, wissen wir sofort, daß ihr Furcht zugrunde liegt und daß wir unsere Gedanken diesem verantwortungslosen Sachwalter überlassen haben — daß wir unser Denken nicht beherrschen.
Das Heilmittel besteht darin, die Furcht mit einem verständnisvollen Glauben an die Macht und Gegenwart der göttlichen Liebe auszutreiben. In Wirklichkeit ist es eigentlich keine Frage des Austreibens, wenn es auch manchmal so aussieht, als ob wir das täten. Statt dessen geht es vielmehr darum, das Licht des Christus, der Wahrheit, einzuschalten. Die Annahme von Furcht ist falsch. Das Universum einschließlich des Menschen ist vollständig und harmonisch.
Das Prinzip der Harmonie ist immer gegenwärtig — und das bedeutet hier und jetzt. Furcht war niemals hier; es mag den Anschein gehabt haben, als sei sie hier gewesen; aber es war lediglich die Annahme, daß es einen Platz im Universum geben könne, wo Gott, das unendliche göttliche Gemüt, nicht ist — wo Disharmonie statt geistiger Harmonie herrscht. In dem Augenblick, wo dieses Licht unser Bewußtsein durchflutet, in ebendiesem Augenblick verschwindet die Dunkelheit der Furcht.
Anders ausgedrückt: Wenn wir die Wahrheit von der Allmacht und Allgegenwart der göttlichen Liebe bejahen und jede unharmonische Situation, die uns entgegenzutreten scheint, verneinen, dann erhebt und harmonisiert diese Erklärung der Wahrheit das Denken und zerstört die Disharmonie. In Wirklichkeit gibt es keine Disharmonie. Sie hat niemals bestanden, und sie verschwindet einfach, wenn diese Tatsache erkannt wird.
Es kommt nicht darauf an, wie groß oder wie klein ein Irrtum zu sein scheint. Der Irrtum, zwei Milliarden und zwei Milliarden sei fünf Milliarden, ist ebenso leicht zu berichtigen wie der Irrtum, zwei und zwei sei fünf. Ganz gleich also, wie hoch sich ein Problem auch aufzutürmen scheint, dieser Irrtum, der zerstört werden muß, ist ebenso unwirklich wie ein kleiner Irrtum.
Von Inspiration erfüllt, sagte Johannes: „Die völlige Liebe treibt die Furcht aus.“ 1 Joh. 4:18; Zünden Sie das Licht an, und die Dunkelheit verschwindet. Entfachen Sie die Liebe, und die Furcht verschwindet. Johannes schrieb wiederum: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ V. 16; Liebe und Glaube, auf das Niveau des Verständnisses emporgehoben, haben natürlich dieselbe Grundlage. Dieser verständnisvolle Glaube, die „Zuversicht des, das man hofft, und [das] Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht“ Hebr. 11:1;, ist nämlich das Gegenteil, die Antithese, der Zerstörer der Furcht. Selbst auf der menschlichen Ebene lieben wir das, woran wir glauben, sei es eine Person oder ein Ziel. Der Glaube an Gott, der sich auf ein Verständnis von Ihm gründet, kommt der Liebe zu Gott und zum Menschen gleich. Und Glaube und Furcht sind wie Öl und Wasser. Diese beiden lassen sich ebensowenig vereinigen wie Liebe und Haß oder Wahrheit und Irrtum. Das eine ist wirklich; das andere ist unwirklich.
Die Bestätigung der Richtigkeit obiger Ausführungen ist nicht nur eine Sache der Schlußfolgerungen menschlicher Logik oder Vernunft, wie offensichtlich sie auch sind. Diese Ausführungen können im menschlichen Leben bewiesen, auf jede menschliche Situation mit sofortigem, gutem Erfolg angewandt werden. Mrs. Eddy schreibt: „Die Christliche Wissenschaft bringt den menschlichen Willen zum Schweigen, sie beschwichtigt die Furcht durch Wahrheit und Liebe und veranschaulicht das mühelose Wirken der göttlichen Energie im Heilen der Kranken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 445.
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln. . .
ich fürchte kein Unglück,
denn du bist bei mir.
Psalm 23:1, 4
(n. der Mengebibel)