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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Johannes der Täufer und seine Mission

Aus der August 1972-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Trotz der Bedeutung Johannes des Täufers weiß der durchschnittliche Leser des Neuen Testaments verhältnismäßig wenig über sein Wirken. Wir tun gut daran, in den Evangelien zu forschen, um ein besseres Verständnis von diesem jungen Mann zu bekommen, der bei der Entfaltung der Laufbahn Christi Jesu, des Begründers des Christentums, eine einzigartige Stellung einnahm.

Einem uralten Brauch folgend, erhielt ein männliches hebräisches Kind seinen Namen in Gegenwart von Verwandten und Freunden zur Zeit seiner Beschneidung, wenn es acht Tage alt war. Das Übliche wäre gewesen, den Knaben nach seinem Vater Zacharias zu nennen.

Doch zum Erstaunen der versammelten Gäste, die darauf bestanden, das Kind „Zacharias“ zu nennen, „antwortete [seine Mutter] und sprach: Mitnichten, sondern er soll Johannes heißen“ (Luk. 1:60). Da der Vater nach seiner bedeutungsvollen Vision im Tempel seine Sprache noch nicht wiedergewonnen hatte, suchten die Verwandten und Freunde sich wegen des Namens des Kindes durch Zeichen mit Zacharias zu verständigen. Als ihm auf seine Bitte eine Tafel gereicht wurde, schrieb er deutlich: „Er heißt Johannes“ (Vers 63).

Sobald Zacharias den Namen seines Sohnes öffentlich bekanntgemacht hatte, gewann er seine Sprache wieder. Einige Monate zuvor hatte er im großen Tempel zu Jerusalem sogar die Möglichkeit bezweifelt, daß dieses Kind, das ihm und seiner alt gewordenen Frau Elisabeth verheißen wurde, kommen könnte. Jetzt war er offensichtlich empfänglicher. Von Stummheit geheilt, brach er seine lange Zeit des Schweigens mit Lobes- und Dankesäußerungen. „Er redete“, lesen wir, „und lobte Gott“ (Vers 64).

Die erstaunten Zeugen verbreiteten die Nachricht von diesem Geschehen in der ganzen Umgebung. Daß die Eltern darin übereinstimmten, ihrem Sohn einen Namen entgegen dem üblichen Brauch zu geben, war überraschend genug. Aber „was ... will aus dem Kindlein werden?“ fragten sich die Nachbarn. „Denn die Hand des Herrn war mit ihm“ (Vers 66).

Zacharias, der jetzt „des heiligen Geistes voll“ war, machte in bezug auf die Zukunft seines Sohnes eine äußerst bedeutungsvolle Prophezeiung. „Gelobet sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöset sein Volk und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause seines Dieners David... Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen. Du wirst vor dem Herrn hergehen, daß du seinen Weg bereitest und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in Vergebung ihrer Sünden“ (Vers 68, 69, 76, 77).

Solch fromme Eltern haben sicherlich ihr Kind von seiner frühesten Jugend an die Vorschriften des mosaischen Gesetzes gelehrt, und wahrscheinlich haben sie den Knaben dazu bestimmt, der Tradition der Familie zu folgen und Priester zu werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde Zacharias bei der Erfüllung seiner Verpflichtungen als Priester im Tempel zu Jerusalem von Johannes begleitet. Es mag bei solchen Gelegenheiten gewesen sein, daß dieser junge Mann einen unmittelbaren Einblick in die oft heuchlerischen Praktiken der Pharisäer, Sadduzäer und anderer gewann, deren Tätigkeit er später so hart verurteilen sollte.

Was können wir über den Schulbesuch und die erste Ausbildung des Täufers erfahren? Wie wir gesehen haben, waren beide Eltern rein priesterlicher Abstammung, und wenn sein Dorf eine Synagoge gehabt hat, dann hat Johannes wahrscheinlich seine ersten Schuljahre dort verbracht. Oder vielleicht ist er auch in Jerusalem selbst zur Schule gegangen. Auf jeden Fall muß er mit dem grundlegenden Lehrplan für jüdische Knaben, der Heiligen Schrift, oft „das Gesetz und die Propheten“ genannt, gründlich vertraut geworden sein.

Im 1. Kapitel des Lukasevangeliums (Vers 80) lesen wir: „Und das Kindlein wuchs und ward stark im Geist. Und er war in der Wüste, bis daß er sollte hervortreten vor das Volk Israel“, oder bis sein geistliches Amt ernstlich beginnen sollte. Der Ausdruck „Wüste“, der von Luther gewählt wurde, gibt einen etwas irreführenden Eindruck. Der moderne Leser neigt dazu, sich unter „Wüste“ eine wasserlose, sandige Wildnis vorzustellen, während eine genauere Übertragung „Heidemoorland“ oder vielleicht trockenes Weidegebiet wäre — womit die spärlich besiedelten Gebiete des judäischen Hügellandes beschrieben werden, in dem Johannes geboren war.

Es ist nicht bekannt, in welchem Alter Johannes sein Elternhaus für das, was die „Wüste Juda“ genannt wird, verließ. Eine Überlieferung gibt das frühe Alter von sieben Jahren an, doch er hat wahrscheinlich seine Eltern nicht eher verlassen, bis seine Jahre des Lernens vorüber waren.

Es besteht kaum ein Zweifel, daß Johannes mehrere Jahre in der Abgeschiedenheit der Wüste zubrachte, wo er sich für das vor ihm liegende große Werk vorbereitete. Der jüdische Historiker Josephus erzählt, daß er selbst im Alter von 16 Jahren für drei Jahre in die Wüste gegangen sei, um sich von einem Mann namens Banus unterweisen zu lassen. Obwohl Banus ein einsamer Asket war, scheint er den Essenern nahegestanden zu haben, der Gemeinschaftssekte, die oft in Zusammenhang mit den Schriftrollen vom Toten Meer erwähnt wird, die vor einigen Jahrzehnten ans Tageslicht gebracht wurden. Einige Gelehrte vertreten die Meinung, daß der Täufer aus dem gleichen Grund in die Wüste gegangen und daß er ein Essener geworden sei, obwohl es keine Aufzeichnungen zu geben scheint, die diese Vermutung bestätigen.

Lukas, ein gewissenhafter Historiker seiner Zeit, legt in seiner Darstellung des Johannes zu Beginn seiner Laufbahn die Reihenfolge der Charaktere nieder, die in der turbulenten Welt der Politik und Religion, in die Johannes im Anschluß an seine Vorbereitungszeit in der Wüste trat, prominent waren (siehe 3:1, 2). Er gibt an, daß der Beginn der prophetischen Laufbahn des Johannes in das 15. Regierungsjahr des römischen Kaisers Tiberius fiel; Pilatus war Landpfleger in Judäa; Herodes, Lysanias und Philippus waren Vierfürsten in verschiedenen Provinzen Palästinas; Hannas und Kaiphas waren Hohepriester in Jerusalem.

Im Matthäusevangelium wird berichtet (3:1, 2): „Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste des jüdischen Landes und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

Es ist augenscheinlich, daß alle vier Verfasser der Evangelien in Johannes die Erfüllung der inspirierten Prophezeiung Jesajas sahen (40:3): „Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!“

Unter der Menschenmenge, die sich um Johannes versammelte, um sich seine Lehren über Umwandlung, oder Umkehr, anzuhören und sich seinem Ritus der Reinigung durch Taufe anzuschließen, waren viele Pharisäer und Sadduzäer, die Führer der orthodoxen Juden. Er sprach sie mit „Otterngezücht“ an (Matth. 3:7) und fragte, wer sie gewiesen habe, dem künftigen Zorn zu entrinnen.

Seine unterschiedliche Zuhörerschaft fand heraus, daß Johannes sowohl in seiner Predigt zur Buße wie auch in seinem Rat, großzügig zu geben, fest war (siehe Luk. 3:8, 10, 11). Er verschonte niemanden, wenn er Bösestun anprangerte, war es nun der Wucher der Zöllner (siehe Vers 13), Gewalttat, falsche Anklage und Unzufriedenheit der Kriegsleute (siehe Vers 14) oder gar die Zügellosigkeit des Herrschers Herodes (siehe Vers 19).

Seine Zuhörer folgerten: Könnte ein Reformer wie er irgend jemand anders sein als der lang erwartete Messias oder Christus? Der Edelmut des Täufers zeigt sich deutlich in seiner Zurückweisung der Ehre, die in dieser Frage angedeutet ist (siehe Joh. 1:19–28). Demütig hielt er daran fest, daß er die Prophezeiung erfüllte und derjenige war, der dem Messias voranging und die Herzen der Menschen dafür bereitete, ihn zu empfangen.

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