„So höret nun ihr, die ihr ferne seid, was ich [Gott] getan habe, und die ihr nahe seid, erkennet meine Stärke!“ (Jes. 33:13.)
Ich wurde plötzlich sehr krank und mußte ins Krankenhaus überführt werden. Dort wurde es noch schlimmer mit mir, und ich lag drei Tage ohne Bewußtsein. Mein Zustand war scheinbar hoffnungslos, und man nahm an, daß ich es wohl nicht überleben würde. Doch am vierten Tage erlangte ich das Bewußtsein wieder, und mir war, als ob ich, wie Lazarus, auferstanden wäre. Da es mein Wunsch war, nur im Sinne der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. behandelt zu werden, stand mir eine treue Ausüberin mit Gebet zur Seite, und auch ich betete unaufhörlich, wie die Christliche Wissenschaft es uns lehrt. Die Aussprüche unseres geliebten Meisters, Christi Jesu, und seine Werke waren mir gegenwärtig wie nie zuvor, und ich hatte tatsächlich das Gefühl, daß ich verstand, was seine Verklärung „auf dem Berge“ darstellen sollte: sie zeigt uns den Menschen als Gottes Bild und Gleichnis (s. Matth. 17). Da die Ärzte schließlich nichts an mir fanden, wurde ich als geheilt entlassen. Für mich war diese Heilung ein Erkennen der „Gnade Gottes in der Wahrheit“ (Kol. 1:6). Der Apostel Paulus schreibt in dem Brief an die Römer (11:6): „Ist's aber aus Gnaden, so ist's nicht aus Verdienst der Werke; sonst würde Gnade nicht Gnade sein.“
In diesen schweren Tagen erwies sich mir die Christliche Wissenschaft, der ich schon als junger Mann anhing, von unschätzbarem Wert. Wie viele Segnungen sind mir durch sie in all den Jahren zuteil geworden, besonders während des Zweiten Weltkriegs, als feindliche Truppen meine Heimatstadt besetzten, und während der darauffolgenden Tage der Vertreibung! Auf meinem Krankenlager hatte ich Muße, sie mir alle — eine nach der anderen — ins Gedächtnis zurückzurufen und Gott für die Kundwerdung Seiner steten Gegenwart, Liebe und Güte erneut zu loben und zu preisen. Von neuem erkannte ich, daß bei Gott kein Ding unmöglich ist und Er in der Tat den Menschen führt und regiert. Dies ist in folgenden Worten Mary Baker Eddys ausgedrückt: „Was kann denn Gott nicht tun?“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 135.)
Eine frühere Erfahrung hat mich sehr tief beeindruckt und es mir leicht gemacht, auch in Augenblicken der Entmutigung und des Leides dankbar zu sein.
Ich hatte eine Vorladung zu einer für mich wichtigen Verhandlung in meiner Landeshauptstadt erhalten. Wegen der weiten Entfernung mußte ich mit dem Frühzug fahren. Als ich zum Bahnhof kam, erfuhr ich, daß der Zug schon längst abgefahren war. Ich hatte mich beim Lesen des Fahrplans am Tage vorher geirrt. Ich war zunächst sehr niedergeschlagen, doch dann machte ich mich, wie unter einem inneren Zwange, zu Fuß zur nächsten Bahnstation auf den Weg. Vom menschlichen Standpunkt aus konnte dies nur ein Narr tun. Es war Winter, sehr früh am Tag und finster. Ich benutzte eine Art Feldweg. Kaum war ich fünf Minuten gegangen, als ich hinter mir ein Licht sah. Es war ein Motorradfahrer, der diesen ungewöhnlichen Weg benutzte. Ich hielt ihn an mit den Worten: „Ein Engel hat Sie mir gesandt!“ Ich durfte hinten aufsitzen, und fort ging es mit Windeseile. Mein Anschlußzug stand noch auf dem Bahnhof. Auch er hätte schon weg sein müssen. Ich sprang in ein Abteil, und schon fuhr der Zug an. Die ganze zweistündige Fahrt über war mein Herz von Dankbarkeit erfüllt, da mir in überwältigender Weise gezeigt worden war, daß bei Gott kein Ding unmöglich ist und Er jeden Umstand regiert.
„Und es soll geschehen: ehe sie rufen, will ich antworten“ (Jes. 65:24). Es war die göttliche Gnade und Liebe, die sich hier in so eindrucksvoller Weise offenbarte. Ich stand zu jenem Zeitpunkt auch wegen eines anderen Problems in christlich-wissenschaftlicher Behandlung. Ohne Zweifel wurden hierdurch alle anderen widrigen Umstände ebenfalls ausgeschaltet.
Die Erinnerung an diese wunderbare Erfahrung machte es mir besonders leicht, auf meinem Krankenbett Gott zu danken. So wurde ich mit einem dankbaren Herzen der Genesung entgegengeführt.
Mein tägliches Dankgebet ist das Lied „Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke“ (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 105, alte deutsche Ausgabe).
Essen/Ruhr, Deutschland