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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Das große Werk in Galiläa nähert sich dem Ende

Aus der Januar 1974-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Am Tage nach der Verklärung gingen Jesus und die drei Apostel, die mit ihm auf dem Berg gewesen waren — Petrus, Jakobus und Johannes —, zu den anderen neun zurück.

Viele Menschen hatten sich um die Jünger versammelt, und die Schriftgelehrten, die sich unter der Menge befanden, stritten sich mit ihnen, wie Markus berichtet (s. 9:14). Als sich Jesus näherte, lief die Menschenmenge sofort zu ihm, und als Antwort auf die Frage: „Was streitet ihr euch mit ihnen?“ wandte sich ein Mann, dessen einziger Sohn dringend einer Heilung bedurfte, an ihn. Ob die Krankheit nun Epilepsie war oder nicht, für die die modernen Übersetzer sie halten (Matthäus' Bezeichnung „mondsüchtig“ bedeutet einfach, daß man annahm, die Krankheit werde vom Mond beeinflußt), der Knabe hatte von klein auf darunter gelitten.

Als der Meister die Zwölf berufen hatte, gab er, wie Matthäus berichtet (10:1), „ihnen Vollmacht die über die unsauberen Geister, daß sie die austrieben und heilten alle Krankheit und alle Gebrechen“ (vgl. Mark. 6:7; Luk. 9:1). Doch in diesem Fall hatten sie offenbar keinen Erfolg gehabt.

Christus Jesus richtete anscheinend seine ersten Worte an die Menge: „O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringet ihn her zu mir!“ Auf des Meisters scharfen Verweis: „Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn!“ wurde nun nach einem kurzen, letzten, starken Anfall der völlig geheilte Junge seinem Vater wiedergegeben (s. Mark. 9:14‒27; vgl. Luk. 9:37‒42; Matth. 17:14‒18).

Während sich die Menge noch über diese Kundwerdung göttlicher Macht wunderte, wandte sich Jesus seinen Jüngern zu, um sie weiter zu unterweisen. Sie waren des öfteren Zeuge gewesen, wenn der Meister bedeutende Heilungen vollbracht hatte, doch sie hatten noch viel zu lernen. Wie Markus erklärt, ist die Hauptbedingung für eine Heilung wie die soeben vollbrachte Beten und Fasten. Wie Matthäus betont, ließ Christus Jesus jedoch die Jünger nicht die Macht des Glaubens vergessen, der alle Dinge möglich macht. (S. Matth. 17:19‒21; Mark. 9:28, 29; Luk. 9:41.)

Anscheinend kehrte die kleine Gruppe kurz darauf nach Galiläa zurück, wo der Meister ein wenig Zurückgezogenheit suchte, während er seine Jünger weiterhin lehrte. Die Synoptiker weisen darauf hin, daß er es für notwendig hielt, sie noch weiter auf die bevorstehenden Ereignisse vorzubereiten — auf seinen Tod und seine Auferstehung. Wenn sie auch „sehr betrübt“ waren (Matth. 17:23), so verstanden sie doch nicht die Bedeutung dieser Unterweisung, und sie zögerten, ihn um eine Erklärung zu bitten. Mittlerweile kamen sie wieder nach Kapernaum. (S. Matth. 17:22—24; Mark. 9:31—33; Luk. 9:43—45.)

Nur Matthäus (17:24—27) berichtet über den Vorfall mit Petrus und dem „Tempelgroschen“ — einer alten Steuer in Höhe von einem halben Taler, die von jedem israelitischen Mann über 20 Jahre erhoben wurde (s. 2. Mose 30:11—16). Diese Steuer, die offenbar in Kapernaum den in diesem Gebiet Ansässigen abgefordert wurde, war für die Instandhaltung des Tempels bestimmt und anscheinend schon einige Zeit fällig gewesen. Der Bericht läßt erkennen, daß der Meister bereit war, sich an die bestehenden Vorschriften zu halten, obwohl er als Gottes Sohn berechtigt gewesen wäre, Steuerfreiheit in bezug auf den Tempel zu beanspruchen, den er seines Vaters Haus nannte.

Die Diskussion, die sich dann unter den Jüngern entwickelte — Streit, welcher unter ihnen der Größte sei —, ließe sich vielleicht darauf zurückführen, daß bereits bei zwei wichtigen Gelegenheiten drei von den Zwölfen das besondere Vorrecht gehabt hatten, mit Christus Jesus zusammen zu sein. Auf alle Fälle nutzte er die Gelegenheit, sie die Notwendigkeit der Demut zu lehren, wobei er sich eines kleinen Kindes als Beispiel bediente. Er wies den von Johannes geäußerten Gedanken zurück, daß sie ein besonderes Vorrecht hätten (Mark. 9:38): „Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus. . .; und wir verboten's ihm, weil er uns nicht nachfolgt.“ Und er unterrichtete sie weiter über die Norm christlichen Denkens und Handelns. (S. Matth. 18:1‒20; Mark. 9:33‒50; Luk. 9:46‒50.)

Petrus’ Frage: „Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal?“ brachte ein Thema zur Sprache, das die Rabbiner oft unter sich erörterten. Sie vertraten den Standpunkt, daß eigentlich nur drei Übertretungen vergeben werden sollten. „Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal.“ Danach führte er das Gleichnis vom Schalksknecht an, der, obwohl ihm von seinem König eine große Schuld erlassen worden war, von einem Mitknecht Zahlung verlangte, der ihm nur einen geringen Teil desselben Betrags schuldete (Matth. 18:21‒35).

Das Werk in Galiläa näherte sich dem Ende. Dem Johannesevangelium (7:2) entnehmen wir, daß das jährliche Laubhüttenfest nahte, das das Ende der Erntezeit kennzeichnete und im Oktober in Jerusalem stattfand.

Jesu Brüder befragten ihn über seinen nächsten Schritt und ließen ihre Zweifel durchblicken. Wie konnte der Führer eines Volkes in Galiläa berühmt werden? Vielleicht würden seine Lehren in Jerusalem Anklang finden!

Der Nazarener hatte es zuvor für notwendig gehalten, sich von menschlichen Banden zu lösen, wenn keine geistige Verwandtschaft bestand. Und deshalb ging er nicht mit seinen Angehörigen nach Jerusalem, sondern blieb in Galiläa zurück, bis er fühlte, daß die Zeit gekommen war. Dann ging auch er in die Hauptstadt, „nicht öffentlich, sondern heimlich“ (s. Joh. 7:3‒10).

Wie Lukas berichtet, zog Jesus durch Samarien. Er war dort bei anderer Gelegenheit freundlich empfangen worden, aber diesmal stieß er auf die alte Feindschaft zwischen den Samaritern und Judäern. „Sie nahmen ihn nicht auf, darum er sein Angesicht gewendt hatte, zu wandern nach Jerusalem.“ Jakobus und Johannes, die an eine alte, grausame Geschichte über Elia dachten, fragten, ob sie über das samaritische Dorf, das ihnen Gastfreundschaft verwehrt hatte, Verwüstung kommen lassen sollten. Jesus wies ihre Unwissenheit über den Christusgeist zurecht, „und sie gingen in ein andres Dorf“ (s. Luk. 9:51‒57; 2. Kön. 1:10).

Offenbar gab es noch andere, die, wie die Zwölf, gern seine engen Nachfolger geworden wären. Aus dem Bericht des Matthäus geht hervor, daß einer davon ein Schriftgelehrter war. Aber der Meister erkannte den Unterschied zwischen dem Interesse dieser Männer ― wie aufrichtig es auch gewesen sein mochte ― und den Eigenschaften geistiger Stärke, der Selbstaufopferung und Hingabe, die erforderlich waren, um den Proben echter Jüngerschaft standzuhalten (s. Luk. 9:57―62; Matth. 8:19―22).

Wer die Evangelien studiert, findet es geradezu unmöglich, eine genaue Reihenfolge der Ereignisse in Jesu Laufbahn festzulegen. Es ist deshalb nicht klar, wo der Meister war, als er „andere siebzig“ aussonderte, von denen es heißt, er „sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, da er wollte hinkommen“. Lukas gemäß, der als einziger von diesem Ereignis berichtet, folgt es an dieser Stelle (s. 10:1‒20).

Daß sich die Berichte über die Unterweisungen ähneln, die hier den Siebzig und zuvor den Zwölfen erteilt worden waren, ehe sie ausgesandt wurden, mag darauf zurückzuführen sein, daß die verschiedenen Synoptiker dasselbe Quellenmaterial unterschiedlich gebrauchten. Lukas erwähnt ebenfalls an dieser Stelle, daß die verschlossene Haltung einiger galiläscher Städte verurteilt wurde; Matthäus führt sie in einem anderen Zusammenhang an (s. 11:20‒24).

Wann auch immer die Siebzig ausgeschickt worden waren, Christus Jesus war offensichtlich bei ihrer Rückkehr ermutigt, als er von ihrem Erfolg hörte. Er sprach in überzeugenden Worten von der Autorität, die er ihnen verliehen hatte. Er erkannte die Bedeutung ihrer Siege über das Böse an, doch er wollte, daß sie sich der weit größeren Bedeutung ihres geistigen Standes bewußt würden.

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