Die Frage: „Wer bin ich?“ oder: „Was ist der Mensch wirklich?“ beschäftigt noch immer die Theologen, Philosophen und andere Sucher nach der Wahrheit. Dit Menschheit rebelliert unwillkürlich gegen die Annahme, daß der Mensch materiell sei, das Erzeugnis der Sinnlichkeit, das Produkt der Sünde, das Kind der Sterblichkeit. Solange wir glauben, daß der Mensch ein Schöpfer sei, das Produkt einer langen Reihe menschlicher Vorfahren, suchen wir die Ursache in der Wirkung, betrachten wir die Schöpfung als ihren eigenen Schöpfer, und wir verfallen ständig den Begrenzungen, die die Annahme von Leben in der Materie dem menschlichen Denken auferlegen möchte.
Die Christliche Wissenschaft ist die Wissenschaft von Gott und dem Menschen, von dem Schöpfer und der Schöpfung. Sie berichtigt die allgemein akzeptierte Annahme, daß der Mensch der Schöpfer des Menschen sei und daß er eine von Gott getrennte Selbstheit besitze, die der Sünde, der Krankheit und dem Tod unterworfen ist. Diese Wissenschaft bringt Gottes geistigen Menschen ans Licht, das Ebenbild des vollkommenen Gemüts. Der Mensch, auf den hier Bezug gebinneb wird, ist der, der im ersten Kapitel des ersten Buches Mose beschrieben ist, der zu Gottes Gleichnis erschaffene Mensch, nicht das sündhafte, gefälschte Bild vom Menschen, das im zweiten Kapitel beschrieben ist. Die Christliche Wissenschaft zeigt weiterhin, daß der Mensch nicht ein materieller Körper ist, dem ein Gemüt innewohnt, sondern daß der materielle Körper im sterblichen Gemüt ist. Er ist einer seiner subjektiven Illusionen.
In Wirklichkeit kann der Mensch nur in seiner Beziehung zu Gott richtig verstanden werden. Diese Beziehung ist die des Menschen zu Gott — der Wirkung zur Ursache. Der Mensch ist Gottes Widerspiegelung, die zusammengesetzte Idee des Gemüts. Der Mensch stellt sein göttliches Prinzip dar; er ist das Erschaffene, nicht der Schöpfer. Der Mensch ist Wirkung, niemals die Ursache. Der Mensch ist niemals das Original; er ist das Ergebnis oder der Ausfluß Gottes. Der Mensch ist nicht der Urquell; der Urquell ist Gott selbst, das ewige Gemüt, das schöpferische göttliche Prinzip. Der Mensch ist die individualisierte Offenbarwerdung des allwissenden Gemüts, nicht die Unendlichkeit des Gemüts selbst. Der Mensch ist der von Gottes eigenem Wesen untrennbare Ausdruck. Obwohl er mit Gott zugleich besteht und gleich ewig mit Ihm ist, ist der Mensch doch stets der Ausdruck, niemals das Original. Die Grundursache ist Gott selbst, der große Ich bin, der einzige Schöpfer.
Mrs. Eddy erklärt die wissenschaftliche Beziehung zwischen Gott und dem Menschen mit folgenden Worten: „Die Beziehungen von Gott und Mensch, von dem göttlichen Prinzip und der Idee, sind in der Wissenschaft unzerstörbar; und die Wissenschaft kennt weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er schafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 470;
Christus Jesus verstand dieses untrennbare Zusammenbestehen von Gott und dem Menschen, dem göttlichen Gemüt und seinem Ausdruck. Er bezog sich oft auf Gott als auf seinen Vater und den Vater aller Menschen. Daß er sich immer des Christus bewußt war, der wahren Idee der Gottessohnschaft, die auf das kostbare Verhältnis zwischen Vater und Sohn hindeutet, ist aus den vielen Aussprüchen zu ersehen, die er in bezug auf die klar ausgeprägte Funktion des Menschen als Ausfluß Gottes machte. Er sagte: „Ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.“ Joh. 6:38; „Ich bin ausgegangen und komme von Gott; denn ich bin nicht von mir selber gekommen, sondern er hat mich gesandt.“ 8:42; „Ich und der Vater sind eins“ 10:30;, d. h. eins als Prinzip und seine Idee, doch deutlich unterschieden als Ursache und Wirkung. Jesu Verständnis von der unveränderlichen Verbundenheit des Menschen mit seinem himmlischen Vater ermöglichte es ihm, böse Geister oder falsche Annahmen auszutreiben und die Kranken zu heilen.
Die christlich-wissenschaftliche Offenbarung von dem Einssein, der Einheit, dem Zusammenbestehen von Gott und dem Menschen bedeutet nicht, daß der Mensch in irgendeiner Weise Gott ist. Die Möglichkeit eines solchen Mißverständnisses ist ausgeschlossen, wenn wir über die folgenden Worte Mrs. Eddys in Wissenschaft und Gesundheit nachdenken und sie zu ergründen suchen: „Der Mensch ist niemals Gott; der geistige Mensch aber, zu Gottes Gleichnis erschaffen, spiegelt Gott wider.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 70;
Gott ist Geist, und der Mensch ist Seine geistige Idee. Der Mensch ist der Sprößling Gottes und bringt immer seinen göttlichen Ursprung zum Ausdruck. Gott ist unendliches Gemüt, und es gibt kein anderes Gemüt. Gott ist göttliches Prinzip, und es gibt keinen anderen Schöpfer. In der Unendlichkeit göttlichen Einsseins bestehen Gott und der Mensch zugleich — Gott als Gott, und der Mensch, Seine Widerspiegelung, als der Mensch. Und da Gott, das allumfassende Gemüt, immer gegenwärtig ist, lebt, webt und besteht der Mensch als göttliche Idee innerhalb seines göttlichen Urquells, innerhalb der Unendlichkeit des schöpferischen Gemüts. Der Mensch — Ihre und meine wahre Selbstheit — entfaltet sich immerdar als geistige Idee innerhalb des allumfassenden Gemüts, sicher und geborgen in der Substanz der Wahrheit. Das Gemüt und seine Widerspiegelung, Seele und sein Sprößling, Prinzip und seine Idee, Leben und seine Verkörperung, Wahrheit und ihr Gleichnis, Liebe und ihr Ausdruck bezeichnen für immer das Einssein in dem Sinn, wie die Sonne und ihr Licht eins sind; und dieses Einssein ist allgegenwärtig.
Gott ist Alles-in-allem, und der Mensch spiegelt diesen unendlichen Einen wider; er kann nie außerhalb des Einsseins Gottes existieren. Als Ausdruck der Liebe ist die gottverliehene Natur des Menschen auf ewig mit dem göttlichen Prinzip vereint. Mrs. Eddy schreibt: „Die wissenschaftliche Einheit, die zwischen Gott und dem Menschen besteht, muß im praktischen Leben ausgearbeitet werden, und der Wille Gottes muß allüberall geschehen.“ ebd., S. 202; Die wissenschaftliche Einheit von Gott und dem Menschen als dem göttlichen Prinzip und seiner Idee gewährleistet die ununterbrochene Fortdauer der Beziehung von Schöpfer und Schöpfung. Der Mensch kann ebensowenig von seinem schöpfer getrennt sein, wie ein Lichtstrahl von seiner Quelle getrennt sein kann. Es ist diese göttliche Beziehung, die dem Menschen Identität verleiht und eine logische, erleuchtende und zutiefst befriedigende Antwort auf die Frage gibt: „Was ist der Mensch?“ Sie zeigt, daß der Mensch für immer besteht, um die herrliche Natur der Gottheit auszudrücken.
Wenn wir diese geistigen Tatsachen erkennen, die den Beziehungen zwischen Gott und dem Menschen zugrunde liegen, und sie im täglichen Leben anwenden, dann wird die Menschheit mit Sicherheit von dem sterblichen Begriff vom Selbst errettet. Die wahre Identität des Menschen ist gottverliehen und wird von Gott beschützt. Sie ist der Beweis für die Allgegenwart des Geistes, die Widerspiegelung der Seele.
Paulus verstand diese untrennbare, ewige Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer. Er sagte: „Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Röm. 8:38, 39.
