Jochens Familie war in einen anderen Teil des Landes gezogen. Er hatte auch nicht einen einzigen Spielgefährten. An einem strahlenden, sonnigen Morgen schaute er dann zum Fenster hinaus und sah all die herrlichen Sachen, die das kleine Mädchen von nebenan zum Spielen im Freien hatte. Sie hieß Jutta, und Jochen wollte furchtbar gern mit ihr spielen. Als er jedoch zum Spielen rüberging, schickte Juttas Großmutter, die auf sie aufpaßte, Jochen nach Hause. Und als Jutta auf Jochens Hof kam, um mit ihm auf seinen Schaukeln und seiner Wippe zu spielen, holte ihre Großmutter sie sofort nach Hause zurück.
Mehrere Tage lang ging das so, und beide Kinder versuchten, dabei geduldig zu bleiben. Aber eines Tages kam Jochen nach Hause in die Küche gestürzt und rief: „Ich kann Juttas Großmutter nicht ausstehen! Sie läßt uns niemals zusammen spielen!“
Jochens Mutter antwortete ruhig, daß sie sich in ihre Frühstücksecke setzen und darüber sprechen sollten. Sie mußten dieses Problem heilen. Und sie wußten, daß Gott die Lösung dazu hatte.
Sie kamen zu dem Schluß, daß es nicht genug war, zu Juttas Großmutter rüberzugehen und nur mit ihr zu sprechen. Mehr als das war notwendig — und zwar richtiges Beten. Ihr eigenes Denken mußte zuerst geändert werden. Sie mußten die Dinge sehen, wie Gott sie sah.
Jochen lernte gerade die Zehn Gebote in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft. Deshalb sagte seine Mutter: „Laß uns mal einen Augenblick ganz still sein und über die Zehn Gebote nachdenken. Eins davon gibt uns vielleicht genau die Antwort, die wir brauchen.“
Sie waren beide eine Zeitlang still, und dann rief Jochen ganz plötzlich aus: „Ich hab's! Es ist das Gebot, das sagt:, Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.‘ 2. Mose 20:16; “ Dies ist das neunte Gebot, und Jochen erkannte, wie es ihm helfen konnte, sein eigenes Denken über Juttas Großmutter zu heilen. „Ich habe sie für eine gemeine alte Frau gehalten, aber in Wirklichkeit kann sie das nicht sein. Sie ist Gottes liebevolles Kind, weil Er sie geschaffen hat.“ Jochen lernte etwas von dem, was Christus Jesus lehrte: seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst.
Jochen und seine Mutter beschlossen, jeden Morgen eine besondere Zeit darauf zu verwenden, Juttas Großmutter als das Kind der Liebe, Gottes liebevolle Idee, zu sehen. Sie vereinbarten auch, daß sie jedesmal, wenn sie an sie dachten oder sie sahen, liebevoll versuchen würden, sie so zu sehen, wie Gott sie geschaffen hatte — als Sein eigenes vollkommenes Kind. Dies taten sie auch mehrere Tage lang. Und Jochen achtete sehr darauf, daß er Juttas Großmutter nicht dadurch verärgerte, daß er auf ihren Hof zum Spielen rüberging.
Als Jochen mehrere Tage später auf dem Rasen vorm Haus spielte, kam Juttas Großmutter vorbei. Sie führte ihren glänzend schwarzen Spaniel aus, und sie forderte Jochen auf, einen Spaziergang mit ihnen zu machen! Unterwegs unterhielten sie sich über Hunde, Bücher, Vögel, Musik, Bäume und andere interessante Dinge.
Ein paar Tage darauf klingelte es an der Haustür, und als Jochens Mutter die Tür öffnete, stand dort Juttas Großmutter!
Sie wurde herzlich gebeten hereinzukommen, und sie sagte zu Jochens Mutter: „Ich bin gekommen, um mich bei Ihnen dafür zu entschuldigen, wie ich Jochen behandelt habe. Wir haben vor ein paar Tagen einen langen Spaziergang zusammen gemacht, und ich entdeckte, daß ich den kleinen Jungen sehr gern habe. Ich habe immer geglaubt, daß alle Jungen zerstörerisch seien, und deshalb wollte ich ihn einfach nicht um mich haben. Aber“, fuhr sie fort, „jetzt möchte ich Ihnen sagen, daß Jochen jederzeit gerne zu uns kommen kann.“
Jochen und seine Mutter waren glücklich darüber. Für sie war das ein weiterer Beweis für Mrs. Eddys Worte: „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Not gestillt und wird sie immer stillen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 494.
Das Wirken der Liebe machte sogar noch mehr Kinder glücklich. In derselben Nachbarschaft wohnten drei andere Kinder, mit denen Jochen sich angefreundet hatte. Zum erstenmal wurden sie jetzt eingeladen, zum Spielen auf Juttas Hof zu kommen. Jeder war glücklich!
