Ein Alkoholiker sagte zu einem Freund: „Ich bin so voller Furcht, Schuldgefühl, Groll und Eigenwillen, daß ich trinke, um dem Ich zu entrinnen, das ich nicht ausstehen kann.“
„Du bist wenigstens ehrlich gegen dich selbst“, erwiderte der Freund. „Und nur ein ehrlicher Denker kann den Alkoholismus überwinden; denn man muß sich selbst und seine Fehler klar erkennen, wenn man dauernde Enthaltsamkeit erlangen will.“
Für den Gewohnheitstrinker ist es unbedingt erforderlich, geistig zu erwachen. Viele stellen sich dieser Tatsache, sind jedoch nicht in der Lage zu begreifen, wie sie die geistigen Wahrheiten über Gott und den Menschen zu dem Problem des Trinkens in Beziehung bringen sollen. Die Christliche Wissenschaft zeigt, wie man sich die immergegenwärtige Allmacht Gottes, des Guten, zunutze machen kann, um die Würde, den Mut und den Frieden wiederzuerlangen, die einem durch das Trinken geraubt wurden. Demütiges Gebet ist der Weg.
Mrs. Eddy erklärt: „Unausgesprochene Gedanken sind dem göttlichen Gemüt nicht unbekannt. Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 1;
Der von Herzen kommende Wunsch eines Menschen, vom Fluch des Alkoholismus geheilt zu werden, ist Gebet. Man braucht nicht mehr nach ungewohnten Ausdrücken zu suchen, um recht zu beten. Man kann sich der folgenden Verheißung aus Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, erfreuen: „Das Übel, das sich in den körperlichen Sinnen behauptet, das das Herz aber verurteilt, hat keine Grundlage.“ ebd., S. 448; Sicherlich geben diese Worte allen denen neue Hoffnung, die die Gewohnheit des Trinkens überwinden möchten. Sie zeigen ihnen, daß ihr ehrliches Verlangen belohnt wird, ganz gleich, wie hartnäckig die Gewohnheit auch sein mag.
Die Kräfte Gottes, des Guten, die einzigen Kräfte, die tatsächlich existieren, unterstützen jede Bemühung des Trinkers, sich zu ändern. Dies zeigt ihm, daß die Kraft, die es ihm ermöglicht, sein Ziel zu erreichen, nicht von der schwachen, irrenden sterblichen Auffassung vom eigenen Ich abhängig ist, die so oft versagt, sondern von der Vollkommenheit Gottes, die jeder Aufgabe gewachsen ist.
In dem Lehrbuch einer Organisation zur Rehabilitierung von Alkoholikern heißt es: „Der Alkoholismus ist ein extremes Beispiel von Eigenwillen, der sich austobt.“ Eigenwille wird überwunden, wenn man sich in Demut vor dem Vater, Gott, neigt und betet, wie Jesus betete: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Luk. 22:42.
In Christi Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn ist der Vater, der Gott darstellt, nur allzugern bereit, dem reumütigen Sohn zu vergeben und ihn wieder in seine volle Würde einzusetzen. Die Beziehung des geistigen, wirklichen Menschen zu Gott ist immer die eines vollkommenen Sohnes zu einem liebevollen Vater. Da der himmlische Vater vollkommen ist, muß Sein Gleichnis dieselbe Vollkommenheit widerspiegeln. Man kann beweisen, daß der Sohn seiner Würde nicht beraubt werden kann; denn die Würde ist eine Haupteigenschaft des Menschen, der Widerspiegelung Gottes.
Gott verleiht uns ebensogewiß Mut, wie Er Liebe verleiht. Da die göttliche Liebe unendlich und allmächtig ist, sind die Kräfte der Materialität oder des Bösen, die zum Trinken verleiten, unwirklich und der Liebe gegenüber machtlos. Das Verständnis dieser Tatsache treibt die Furcht aus und bildet einen unversiegbaren Quell der Liebe, aus dem der Alkoholiker die Kraft schöpfen kann, mit der er den Drang zum Trinken überwindet.
Ein Alkoholiker fand seine völlige Freiheit wieder, nachdem sein ganzes Leben durch den Alkohol zerstört worden war. Er hatte seine Familie, seine Arbeit und seine Selbstachtung verloren. In einer verzweifelten Anstrengung wandte er sich an eine Organisation, die sich die Rehabilitierung von Menschen zum Ziel gesetzt hatte, die unter dieser Krankheit litten. Zwölf Jahre lang ging er mit Unterbrechungen zu dieser Gruppe, aber er konnte sich des Alkohols nicht enthalten.
Schließlich machte er sich von ganzem Herzen an die schwere Aufgabe, wieder ein normales Leben zu führen. Schon nach kurzer Zeit empfand er die Notwendigkeit, geistig zu wachsen. Dies stellte ihn vor quälende Fragen, die er sich nicht beantworten konnte. Was und wo war dieser Gott, an den er sich wenden mußte? Wie konnte er den geistigen Auftrieb finden, der für die Umgestaltung seines Lehens so notwendig war?
Eines Tages stieg dieser Mann in einem Motel ab und fand dort einen Ständer mit christlich-wissenschaftlicher Literatur. Er nahm ein Exemplar des Christian Science Journals mit auf sein Zimmer und begann zu lesen. Hier fand er beschrieben, wie das vollbracht werden konnte, was sein Rehabilitierungs-Programm von ihm verlangte. Das fortgesetzte Studium der Christlichen Wissenschaft zeigte ihm, wie er sich die mit jedem Schritt vorwärts gewonnene Stellung bewahren konnte. Er ist jetzt sehr aktiv, anderen Alkoholikern dabei zu helfen, wieder ein normales Leben zu führen. Er hat seiner Zweigkirche Christi, Wissenschafter, in vielerlei Hinsicht gedient und sein Verständnis von dieser Religion durch Klassenunterricht gefestigt.
Die Gewohnheit des Trinkens läßt sich nicht durch einen Druck auf den Knopf überwinden. Bei den meisten Alkoholikern hat sich der Zustand im Laufe der Jahre verschlimmert. Wenn man ein materielles Heilmittel fände, das einen von allen Problemen befreien könnte, die der Alkohol mit sich bringt, würde man keine 24 Stunden nüchtern bleiben; denn man wüßte ja, welchen Knopf man drücken müßte, um schnell wieder aus allem heraus zu sein.
Wenn es auch möglich ist, durch die Erkenntnis der Gegenwart und Macht Gottes sofort und für immer von Trunksucht geheilt zu werden, haben doch viele, die das Problem des Alkoholismus durch die Christliche Wissenschaft gelöst haben, einen mühsamen Aufstieg aus dem tiefen Abgrund der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hinter sich. Der Gedanke daran, wieviel Anstrengung und Mut es sie gekostet hat, aus diesem Abgrund herauszukommen, hilft ihnen, in Zeiten der Versuchung nicht zurückzufallen. Und was noch wichtiger ist: Niemand, der nüchtern in einer Welt gestanden hat, die durch Gottes Schönheit, Freude und Frieden erleuchtet ist, würde jemals wirklich wünschen, in die Dunkelheit der Trunkenheit zurückzukehren.
Die Christliche Wissenschaft heilt einen nicht, damit man wieder zu trinken anfängt. Diese Religion erweckt einen vielmehr geistig zu seiner angeborenen Vollständigkeit und Zufriedenheit als das Bild, der Ausdruck des göttlichen Gemüts oder der göttlichen Liebe. Dieses Erwachen kann jedes Verlangen nach Alkohol heilen.