Bernd hatte schon drei Sommer lang Schwimmunterricht genommen. Zuerst hatte er geweint, wenn sein Gesicht ins Wasser kam. Aber das war schon lange her. Er war nun sechs Jahre alt, und er schwamm fast jeden Tag mit seinen Freunden. Er schwamm gern unter Wasser und tauchte nach Gegenständen am Boden des Schwimmbassins. Seinem Freund Peter und ihm machte es Spaß, auf dem Sprungbrett entlangzulaufen und so zu tun, als ob sie in ihren guten Sachen spazierengingen. Sie schrien dann und lachten, wenn sie über das Sprungbrett hinausschritten und mit den Füßen zuerst ins Wasser plumpsten.
Als Bernd eines Tages zum Schwimmunterricht ging, hörte er die Lehrerin sagen: „Stellt euch am Sprungbrett an.“ Bernd wurde plötzlich sehr ängstlich. Er stellte sich am Ende der Reihe an und ließ die anderen Kinder vorgehen, so daß er nicht drankommen würde. Aber es nützte ihm nichts. Die Lehrerin sah Bernd und forderte ihn auf, einen Kopfsprung zu machen. Es gefiel ihm gar nicht. Bernd entschloß sich danach, niemals wieder einen Kopfsprung zu machen. Als er vom Schwimmbad nach Hause fuhr, fühlte er sich miserabel, und er dachte, seine Lehrerinnen wären gemein.
Beim nächsten Schwimmunterricht wurde es noch schlimmer. Als die Lehrerin die Kinder aufforderte, sich beim Sprungbrett anzustellen, schlich Bernd zu einer Bank hinüber und saß dort sehr still. Er hoffte, daß ihn niemand bemerken würde. Aber er wurde bald entdeckt. Seine Lehrerin wußte, daß es nicht gut für ihn war, der Angst nachzugeben. Sie holte Bernd zum Sprungbrett. Er schrie: „Lassen Sie mich los!“ Es half ihm nichts. Bernd kam viermal an die Reihe, und er war mehr denn je entschlossen, niemals mehr einen Kopfsprung zu machen.
Als Bernd und seine Mutter an dem Tag im Auto nach Hause fuhren, sprachen sie über Gott. Bernd ging, seit er zwei Jahre alt war, zur christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule. Er hörte dort gern etwas über Gott und über die furchtlosen Männer in der Bibel, die auf Gott lauschten.
Als die Mutter Bernd daran erinnerte, daß die Furcht vor dem Kopfsprung falsch war, begann er schwach zu lächeln. Er dachte an eins der Lieder von Mrs. Eddy, das er besonders liebte. Ein Teil davon lautet:
Furcht unterliegt, und Wahrheit siegt,
Wenn voll erkannt.Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 161;
Er wußte, daß er die Wahrheit verstehen mußte, wenn er die Furcht überwinden wollte.
Bernd und seine Mutter fingen an, zusammen einige der Wahrheiten, die er wissen mußte, um Furcht zu überwinden, aufzuzählen. Gott ist immer bei Seinen Kindern. Das ist wahr. Er hilft ihnen jedesmal, wenn sie sich an Ihn wenden. Das ist wahr. Bernd wußte, daß er wirklich Gottes Kind war. Das ist wahr. Und Gottes Kind kann keine Furcht kennen, weil Furcht kein Teil von Gott ist. Bernd wußte, daß all das wahr war.
Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihn getröstet hatte, als er einmal mitten in der Nacht aufgewacht war und sich sehr gefürchtet hatte. Sie umarmte ihn damals und forderte ihn auf, über die Seligpreisung nachzudenken: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.“ Matth. 5:8. Bernd wußte, daß die damit gemeint waren, die reine Gedanken haben. Die Mutter hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, daß ein Gemüt, das mit reinen, guten Gedanken gefüllt ist, keinen Platz für ängstliche Gedanken hat. Bernd war in jener Nacht ganz allein in sein Bett zurückgegangen und dann mit nur guten, wahren Gedanken eingeschlafen. Damals hatte er wirklich erfaßt, daß Gott göttliche Liebe ist und daß es in der Liebe keine Furcht gibt.
Bernd erinnerte sich an diese frühere schöne Erfahrung. Jetzt würde er wieder von Furcht befreit werden. Und so, als Bernd von der Schule nach Hause kam, bat er darum, schwimmen gehen zu dürfen, um den Kopfsprung zu üben. Er machte eine Menge Kopfsprünge, ehe ihm wohl dabei war. Am nächsten Tag übte er wieder und bat sogar einen Freund, ihm zu zeigen, wie er springen mußte, um es wirklich richtig zu machen.
In der nächsten Unterrichtsstunde, als die Lehrerin die Kinder sich am Sprungbrett anstellen ließ, fühlte sich Bernd richtig glücklich. Er machte ganz allein einen Kopfsprung. Die Lehrerin freute sich auch sehr. Als später die andere Lehrerin kam, wurde Bernd aufgefordert, ihr seinen Kopfsprung vorzuführen. Er tat es, und als er zur Oberfläche hinaufschwamm, hörte er seine Klassenkameraden klatschen. Welch ein großartiger Tag!