Als ich ein kleines Mädchen war, mochte ich gern den Schmuck der Navajo-Indianer — den Silberschmuck mit den Türkissteinen. Und ich besaß einen hübschen indianischen Armreif, den ich von meinem Vater bekommen hatte. Er hatte einen Türkis genau in der Mitte, der mit winzigen Silberperlen eingefaßt war. Ich liebte diesen Armreif sehr, und er wurde blanker und hübscher mit jedem Tag, an dem ich ihn trug. Und das war täglich. Ich liebte auch die Ringe der Navajo-Indianer, besonders wenn sie mit einem indianischen Donnervogel und einem Türkis in der Mitte verziert waren. (Der Donnervogel besteht im Volksglauben verschiedener westamerikanischer Indianerstämme als großer Vogel, der Gewitter und Regen bringt.)
Eines Tages, als ich nach der Mittagspause beinahe zu spät zurück zur Schule rannte, lag da im Gras bei den Treppenstufen genau das — ein indianischer Donnervogel-Ring. Ich hob ihn schnell auf, steckte ihn in die Tasche und ging in die Klasse. Ich mußte mich entscheiden, was ich mit ihm tun sollte. Den ganzen Nachmittag über konnte ich mich kaum auf den Unterricht konzentrieren, denn ich dachte immer über den Ring nach.
Ich konnte es kaum fassen, daß ich einen Donnervogel-Ring gefunden hatte — gerade das, was ich mir schon so lange gewünscht hatte! „Hab's gefunden, kann's behalten“, sagte ich mir immer wieder. Daß jemand über den Verlust des Ringes weinen könnte, daran mochte ich überhaupt nicht denken. Ab und zu fühlte ich in der Tasche nach, um sicher zu sein, daß der Ring noch da war.
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