Für den Propheten Jeremia war Gott eine lebendige, wahrnehmbare Gegenwart, die ihn bei seiner reformatorischen Mission unter seinen Landsleuten inspirierte. Die innere Stimme geistiger Wahrnehmung sprach zu ihm als die Stimme Gottes und versicherte ihm, daß die göttliche Liebe unbegrenzt immer gegenwärtig ist. Die Offenbarung kam ihm mit folgenden Worten: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Meinst du, daß sich jemand so heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? spricht der Herr.“ Jer. 23:23, 24;
Jeremia hatte offenbar einen Schimmer von einer göttlichen Dimension erhascht, die weit über das hinausging, was die materiellen Sinne erklären konnten. Jeder ernsthafte Christliche Wissenschafter kann auch heute dasselbe intensive, lebendige Bewußtsein von Gottes grenzenloser Gegenwart haben, von der Dimension der Unendlichkeit, die den Propheten und andere große biblische Gestalten inspirierte und stärkte. Dieses Bewußtsein ist kein abstrakter philosophischer Begriff. Es ist die Macht und die Gegenwart, die die Kranken heilt und die Sünder umwandelt.
Wenn wir geistiges Wahrnehmungsvermögen entwickeln, können wir erkennen, wie unmöglich es ist, den unendlichen Gott und Seine universale Güte auf die herkömmlichen Dimensionen von Länge, Breite und Höhe, materiell definiert, zu begrenzen. Mary Baker Eddy erkannte, daß diese Methoden des Messens lediglich Phasen der Annahme sind, daß Materie den Menschen und seine Umwelt ausmache. Sie wies auf das große Werk Christi Jesu hin und demonstrierte selbst durch viele Heilungsbeweise, daß die Materie nichts anderes als der subjektive Zustand des sterblichen Denkens ist und daher in Wirklichkeit keine Substanz, keine Dimension hat — keine Macht, die Harmonie und geistige Entwicklung der Menschen zu begrenzen.
Mrs. Eddy sagt uns: „Die Wissenschaft ist weder ein Gesetz der Materie noch des Menschen. Sie ist die unfehlbare Kundwerdung des Gemüts, ist das Gesetz Gottes, ihres göttlichen Prinzips.“ Weiter unten fährt sie fort: „Die Christliche Wissenschaft macht Gemüt, Gott, den Sterblichen verständlich. Sie bestimmt in unendlicher Berechnung die Linie, Fläche, den Raum und die vierte Dimension des Geistes.“ Vermischte Schriften, S. 22;
Gott, unendlicher Geist oder göttliches Gemüt, ist überall. Er ist grenzenloses Sein. Nichts ist äußerlich bei Ihm. Er hat keine Außenseite oder äußere Kante, die mit materiellen Begriffen errechnet werden könnte. Da Gott nicht nur Mittelpunkt, sondern auch Umkreis allen Seins ist, ist Er an jedem Punkt in all Seiner Fülle gegenwärtig. Mit anderen Worten, Gottes Mittelpunkt ist überall, und Sein Umkreis ist unermeßlich, unbegrenzt. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Das unendliche Gemüt kann keinen Ausgangspunkt haben und kann zu keiner Grenze zurückkehren. Es kann niemals in Fesseln liegen, noch kann es völlig durch Körperlichkeit offenbar werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 284;
Diese Wahrheiten deuten auf die Dimension der Unendlichkeit hin, auf das „Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel“ 2. Kor. 5:1;, von dem Paulus spricht. In Wirklichkeit wohnen wir alle in diesem „Haus“, denn wir sind die Ideen des göttlichen Gemüts, wir leben in Ihm, setzen uns aus Seiner Substanz zusammen und spiegeln Seine unbegrenzte Intelligenz, Gesundheit und Energie wider. In unserem wirklichen Sein sind auch wir nicht von den Dimensionen der Sterblichkeit umgrenzt. Die Dimension des Geistes, das Maß der Unendlichkeit, hat aufgrund des Gesetzes der Widerspiegelung auf uns Bezug.
In dem Maße, wie wir den begrenzten, eingeengten materiellen Begriff von uns selbst, daß wir in einen physischen Körper eingeschlossen seien, aufgeben, finden wir die Wahrheit über den Menschen, daß er nämlich der unendliche Ausdruck Gottes, der alles umschließenden göttlichen Liebe, ist. Wenn wir dies verstehen, sind wir in der Lage, Krankheit zu heilen, denn unser Denken wird frei von der Vielzahl der krankheitserregenden Ängste und Annahmen, die dem falschen Begriff vom Menschen als einem begrenzten Sterblichen angehängt werden. Mrs. Eddy macht es ganz klar: „Die Sterblichen müssen zu Gott hinstreben, ihre Neigungen und Ziele müssen geistig werden — sie müssen sich den umfassenderen Auffassungen vom Sein nähern und etwas von dem eigentlichen Sinn des Unendlichen erlangen —, damit sie Sünde und Sterblichkeit ablegen können.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 265;
Ein junger Christlicher Wissenschafter, der dabei war, einen umfassenderen Begriff von dem wahren Sein des Menschen zu erlangen, trat versehentlich in einen mit kochend heißem Wasser gefüllten Bottich; das Wasser reichte ihm beinahe bis ans Knie. Er hatte große Schmerzen, aber er konnte dennoch ohne Hilfe davonhumpeln und nach bestem Vermögen sein Denken vom Körper abwenden und an der Wahrheit festhalten, daß der Mensch die Widerspiegelung des vollkommenen göttlichen Gemüts ist.
Er kann sich entsinnen, daß er sich bemühte, etwas von seinem wirklichen Selbst zu sehen, das sich aus göttlichen Eigenschaften zusammensetzte, anstatt den materiellen Organismus, der er zu sein schien. Ja, ihm dämmerte die Tatsache auf, daß er in der unendlichen Dimension des Geistes lebte, die aus der unverbrühbaren Substanz Gottes bestand. Er war die unendliche Idee und besaß keine äußere materielle Oberfläche, die mit heißer oder kalter Materie in Berührung kommen konnte.
Diese Wahrheiten sind hier klarer dargelegt, als er sie in jenem Augenblick erkannte, doch er verstand genügend davon, um die Schmerzen innerhalb von 15 Minuten zum Schweigen zu bringen. Als er an jenem Abend nach Hause kam, waren der Fuß und das Bein wieder in Ordnung, kühl, und man konnte nichts mehr sehen.
Dieses Erlebnis ist ein kleiner Beweis dafür, daß Gottes liebevolle Fürsorge immer zur Hand ist. Es läßt die unbegrenzte Macht erkennen, über die wir verfügen werden, wenn wir die Dimension des Geistes besser verstehen lernen und als Gottes vollkommener, unbegrenzter Ausdruck bewußt in Seiner Allheit leben.
Christus Jesus sagte: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Matth. 28:18. Zweifellos war er sich der unendlichen Natur seines wirklichen Seins als die subjektive Widerspiegelung Gottes, des schöpferischen Egos, völlig bewußt, und diese wissenschaftliche Auffassung machte ihn zum absoluten Meister über materielle Zustände in allen ihren Formen. Dadurch, daß er Eigenwillen, Selbstsucht und Sinnlichkeit verwarf, konnte er die unendliche Dimension des Geistes deutlich wahrnehmen und in allen, die zu ihm um Hilfe kamen, die Widerspiegelung Gottes sehen. Dies befähigte ihn, der wirksamste Heiler aller Zeiten zu sein.
Alle ernsthaften Christlichen Wissenschafter arbeiten und beten, um immer mehr einen Schimmer von der unendlichen Wahrheit zu erhaschen, die Jesus so deutlich sah und demonstrierte. Schritt für Schritt werden diese Bemühungen sie dazu führen, die herrliche Freiheit zu finden, die dem geistigen Sein des Menschen eigen ist — das unermeßliche Gute, das Gott Seinem geliebten Kind zuteil werden läßt.