Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Beurteilung der Zeichen der Zeit

Aus der Dezember 1976-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus Jesus tadelte die, nicht verstanden, was in ihrer Zeit vor sich ging. Er sagte: „Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels versteht ihr zu prüfen; wie prüfet ihr aber diese Zeit nicht?“ Luk. 12:56; Könnte es sein, daß das Problem, dem viele Kirchen heute gegenüberstehen, nicht so sehr äußere Vorgänge, Einstellungen oder Tendenzen im menschlichen Denken sind als vielmehr ein Versagen der Kirchen, die Zeichen der Zeit zu verstehen?

Fragen Sie nur eine Gruppe aktiver Kirchenmitglieder, warum immer weniger Menschen die Arbeit der Kirche unterstützen, und Sie werden gewöhnlich die Antwort erhalten, daß verstärkter Materialismus die Ursache sei. Ein geringeres Interesse an organisierter Religion wird gewöhnlich damit gleichgesetzt, daß sich die Menschheit intensiver mit materiellen Dingen beschäftigt. Die Tendenz zu neuen Auffassungen von Moral, Ehe und Familie wird als weiterer Beweis für einen zunehmenden Materialismus angegeben. Es ist, als ständen wir vor einer Hochflut — die Fluten des Materialismus steigen höher und höher, und die Kirche sucht nach einer Arche.

Ist das eine korrekte Beurteilung der Zeichen der Zeit? Ist die gesamte Welt heute wirklich materialistischer eingestellt als vor einigen Jahren? Ist der Materialismus im Denken der Menschen so durchgreifend, daß bei einer Kirche, die früher einmal in ihren Gottesdiensten Tausende von Besuchern und in ihren Sonntagsschulen Hunderte von Schülern hatte, die Besucherzahl heute nur in den Fünfzigern und die Schülerzahl in den Zehnern ist? Könnte dies nicht die Folge davon sein, daß die Zeichen der Zeit von einer anderen als der geistigen Basis aus gelesen werden? Können wir heute nicht die göttlichen Eigenschaften in vielen Menschen ausgedrückt sehen — überall, wo wir hinschauen?

Damit wollen wir uns nicht nur einreden, daß die Menschen in Gottes Wirklichkeit die Eigenschaften Gottes zum Ausdruck bringen — was sie der Christlichen Wissenschaft gemäß wahrlich tun. Sondern es ist sehr leicht möglich, daß die Menschen heutzutage in ihren täglichen Angelegenheiten mehr geistige Güte zum Ausdruck bringen als in der Vergangenheit. Umwälzungen auf politischem Gebiet, von denen wir kürzlich hörten, brachten an die Oberfläche, wie besorgt die Menschen um die Aufrechterhaltung der Moral sind, wo solch eine Besorgnis früher nur selten geäußert wurde. Kleinliche Eifersüchteleien im Berufsleben und unter Künstlern sind heute weit weniger zu finden als ehemals. Große technologische Errungenschaften veranschaulichen nicht nur den anhaltenden Fortschritt des Menschen aus materiellen Begrenzungen heraus, sondern haben auch im Laufe ihres Aufstiegs viele Menschen aus den verschiedensten akademischen Fachbereichen, aus anderen Berufen, mit unterschiedlichen Fertigkeiten und aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten in selbstlosen, vereinten Bemühungen zusammengeführt.

Niemals zuvor war die Welt Zeuge so vieler Fälle dessen, was nur dem Wirken der Macht des göttlichen Prinzips, Liebe, im menschlichen Bewußtsein zugeschrieben werden kann. Hinzu kommt, daß trotz zunehmender Kriminalität und Korruption niemals so viele Menschen so sehr den Wunsch hatten, diese Übel auszurotten.

Wenn wir die Zeichen der Zeit lesen wollen, um die Rolle der Kirche zu verstehen, von welcher Grundlage gehen wir aus? Mary Baker Eddy gibt uns einen Ausgangspunkt in Wissenschaft und Gesundheit, wenn sie ihre Definition von „Kirche“ mit den folgenden Worten beginnt: „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583.

Wenn wir die Zeichen der Zeit richtig lesen wollen, müssen wir dann nicht erst einmal unsere Kirche richtig verstehen lernen? Wenn wir feststellen, daß in der Welt viel mehr von der Güte, den Eigenschaften des Prinzips, der Wahrheit und Liebe zum Ausdruck kommt — selbst wenn mit dieser Güte gleichzeitig eine Zunahme des Bösen einherzugehen scheint —, sollten wir dann nicht das Gute in Betracht ziehen und die Rolle unserer Kirche dazu in Beziehung setzen?

Wie wir die Zeichen der Zeit lesen, macht sich in dem Kurs bemerkbar, den wir einschlagen. Wenn wir eine Mauer um uns aufrichten mit der Absicht, das Reine innerhalb dieser Mauern zu halten, und die anderen durch unser Vorbild anzuregen suchen, sich uns anzuschließen oder sich an uns um Trost zu wenden, wenn sie unter ihrem Materialismus leiden, sehen wir in der heutigen Menschheit größtenteils das, wovon wir glauben, daß Gott es verdamme. Und wenn unsere Mentalität das sieht, was für eine Art von Vorbild sind wir dann eigentlich? Wenn wir andererseits unsere Mauern in einer Weise öffnen, daß das Licht der Kirche hinausströmt und all die guten Motive und Bemühungen der Menschen in den verschiedenen Lebensbereichen unterstützt, erkennen wir, was in der Welt vor sich geht — erkennen wir im Grunde genommen an, daß die Macht Gottes im menschlichen Bewußtsein am Wirken ist. Unser Vorbild ist christusähnlich.

Was für eine Funktion übt eine Kirche in der Welt aus, die ihr Gebet und ihr Tun auf die geistige Idee gründet, den „Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“? Soll sie „alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“ als das definieren, was nur innerhalb ihrer Mauern existiert? Oder soll sie die Wünsche, Motive, Hoffnungen, Sehnsüchte, Pläne und Handlungen der Menschen überall in der Welt anerkennen und geistig unterstützen? In welcher Weise dient die Kirche Gott?

Mrs. Eddy vervollständigt ihre Definition von „Kirche“ mit Worten, die diese Frage beantworten. „Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“ Welch eine Gelegenheit bietet das der Kirche unserer Zeit, die Zeichen der Zeit zu verstehen und die Kraft in dem menschlichen Leben zu sein, die für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind die Eigenschaften erleuchtet, die vom Prinzip, von Wahrheit und Liebe ausgehen! Stellen Sie sich die Folgen vor, wenn die Menschheit durch die Kirche die göttliche Quelle ihrer Wünsche und Hoffnungen für das Gute verstehen lernt und durch das auf diese Weise gewonnene Verständnis Heilung erlebt.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Dezember 1976

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.