Menschen, die mit den Dingen des Geistes vertraut sind, sind niemals einsam. Sie verkehren mit Engeln. Der liebevolle himmlische Vater ist ihr Freund. Die geistige Tatsache ihres Einsseins mit Ihm ist die zentrale Wirklichkeit ihres Seins. Ein beliebtes Kirchenlied im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft lautet:
In Dir, Du milder Geist der Wahrheit,
Sein Leben findet Gottes Kind;
In Deinem Licht der mächt'gen Klarheit
Die trüben Wolken ferne sind.Liederbuch, Nr. 154;
Einsamkeit hat ihren Ursprung in der falschen Annahme von Trennung. Wenn wir einsam sind, haben wir das Gefühl, vom Guten abgeschnitten zu sein und uns selbst nicht gefunden zu haben. Wenn wir unsere Untrennbarkeit vom Geist beanspruchen, finden wir uns als „Gottes Kind“. Wir stellen fest, daß nichts in weiter Ferne ist; alles, was gut ist, gehört uns und ist in unserer Reichweite.
Wir sehnen uns nach Liebe, denn wir glauben, daß sie außerhalb unserer Reichweite sei. Wenn wir aber unser Einssein oder unsere Einheit mit Gott, der Liebe ist, behaupten und erkennen, finden wir Liebe in unserem Herzen. So kommt es auch, daß uns Liebe in einer Weise entgegengebracht wird, wie wir sie zur Zeit am besten verstehen können.
Wir sehnen uns nach einem Gefühl der Überlegenheit, um unserem Leben Ziel und Zweck zu geben. Wenn wir einen sterblichen, körperlichen Sinn vom Selbst aufgeben und beanspruchen, „Gottes Kind“ zu sein, wird der falsche Sinn bezwungen; unter Seiner zärtlichen, unbeirrbaren Führung zeigen wir uns den Umständen überlegen und erfüllen demütig den göttlichen Vorsatz.
Christus Jesus war niemals einsam. „Ich und der Vater sind eins“ Joh. 10:30; war der Grundgedanke seines Lebens, der Eckstein seines Erfolgs. Vor seiner Kreuzigung wandte sich Jesus an seinen himmlischen Vater. „Solches redete Jesus und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, auf daß dich der Sohn verherrliche ... Und nun verherrliche mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ 17:1, 5;
Als Jesus sein Einssein mit dem himmlischen Vater erklärte, schloß er auch alle, die geistig den gleichen Weg wie er nahmen, in diese Einheit ein. Dann sagte er: „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns seien, damit die Welt glaube, du habest mich gesandt.“ V. 20, 21;
Das war wahre Freundschaft, der Weg des Christus. Es muß auch unser Weg sein. Die Christliche Wissenschaft, der von Jesus verheißene Tröster, hat uns diesen Weg über jeden Zweifel hinaus enthüllt. Niemand, der ihn aufrichtig sucht, kann ihn verfehlen. Wir sollten uns aber vor der Trägheit des sterblichen Gemüts hüten, das die geistigen Bemühungen umgehen und immer einen kürzeren Weg suchen möchte.
Das sterbliche Gemüt flüstert: „Wenn du nur wahre Freundschaft erleben könntest oder verheiratet wärst, dann wärst du glücklich und könntest dein Bestes geben.“ Geist sagt: „Ehe du dich nicht als Mein eigenes Kind findest, vollkommen, vollständig, ruhevoll, zufrieden, wirst du dich überhaupt nicht gefunden haben, denn dies ist ewiglich dein einziges wahres Selbst.“ Wenn wir Fortschritte machen wollen, müssen wir das sterbliche Gemüt zum Schweigen bringen. Dies verlangt vielleicht große Wachsamkeit, doch der Lohn ist uns gewiß.
Mrs. Eddy definiert „Engel“ als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 581; Diese Engel oder von Gott ausgehenden Gedanken sprechen immerdar zu uns. Wir müssen uns darin üben, still zu lauschen. Das sterbliche Gemüt möchte uns ablenken, indem es dies oder jenes verlangt. Unser einziges Bedürfnis besteht immer darin, unsere Einheit mit dem himmlischen Vater zu erlangen und aufrechtzuerhalten. Dies wird durch den Christus erreicht.
Mrs. Eddy sagt uns, daß der Christus „die göttliche Offenbarwerdung Gottes“ ist, „die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören“ ebd., S. 583;. Es war die wunderbare Bestimmung Christi Jesu, für alle Zeiten und über allen Zweifel hinaus kundzutun, daß der Christus, die Wahrheit, nicht in weiter Ferne, sondern hier und jetzt unter uns ist, um uns zu helfen, die Versuchungen des Fleisches zu überwinden.
Es ist ratsam, daß wir uns zu Beginn eines jeden Tages durch den Christus mit Gott vereinen. Wir können es uns zur Gewohnheit machen, uns mit Engeln zu unterhalten, und vor allem, zu lauschen. Wir müssen auch eilends die heimtückischen Einflüsterungen des sterblichen Gemüts entdecken und sie abweisen; sie wirken als tierischer Magnetismus und versuchen, uns von den Dingen des Geistes abzulenken und von Lügen abhängig zu machen. Beständige Übung und standhafte Wachsamkeit werden unser Bemühen, zwischen Engelsgedanken und aggressiven mentalen Suggestionen zu unterscheiden, immer mehr erleichtern. Genauso wie wir die Augen schließen, wenn ein Fremdkörper auf uns zufliegt, so sollten wir sofort und instinktiv alle Suggestionen zurückweisen, daß der Mensch ruhelos, unentschlossen, unvollständig und unzufrieden sei, und sollten die geistigen Wahrheiten über die unveräußerliche Christusgemäßheit des Menschen als Gottes Kind willkommen heißen.
Wenn wir in dem Christus verweilen, so trennt uns dies nicht von menschlicher Kameradschaft, sondern bringt uns mit Gleichgesinnten in Gemeinschaft. Jesus tat die Freundschaft mit Lazarus, mit Maria und Martha und mit Petrus, Jakobus und vielleicht besonders mit Johannes wohl. Aber er war niemals von einer Freundschaft abhängig und begehrte oft, mit seinem himmlischen Vater allein zu sein.
Mrs. Eddy schreibt in Rückblick und Einblick: „Die Geistiggesinnten treffen sich auf den Stufen, die zur geistigen Liebe emporführen. Diese Liebe, die so gar nichts mit persönlicher Anbetung gemein hat, erfüllt das Gesetz der Liebe, das Paulus den Galatern ans Herz legte. Dies ist das Gemüt, das, auch in Christus Jesus war‘ und das keine materiellen Begrenzungen kennt. Es ist die Einheit des Guten und das Band der Vollkommenheit.“ Rückbl., S. 76.
Kein ruheloses Sehnen oder unklares Denken begleitet solch eine Zuneigung. Es ist die gegenseitige geistige Liebe derer, die sich selbst als Gottes Kind finden.