Eines Sommernachmittags bemerkte ich, daß der Himmel schwarz von drohenden Wolken war. Ja, es sah so schlimm aus, daß ich in mein Zimmer ging. Draußen brach das verheerendste Unwetter los, das ich je erlebt hatte. Es blitzte und donnerte, der Wind toste, es regnete heftig und hagelte sogar. Der elektrische Strom fiel aus. Eineinhalb Kilometer entfernt wütete ein Wirbelsturm.
Früher hatte ich immer mit großer Spannung auf ein Unwetter gewartet. Aber dieses Mal war ich über seine Gewalt entsetzt. Ich hatte mich fast den ganzen Tag mit der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy beschäftigt — ich hatte mich an Gott gewandt, um einen klareren Begriff von Seinem Universum zu gewinnen. Ich konnte das fürchterliche Toben draußen nicht als Teil Seiner Schöpfung anerkennen. Gott richtet keine Verwüstungen an.
Auf Seite 293 von Wissenschaft und Gesundheit fand ich folgende interessante Stelle: „Elektrizität ist der scharfe Überschuß der Materialität, die das wahre Wesen der Geistigkeit oder der Wahrheit fälscht — der große Unterschied zwischen beiden ist, daß Elektrizität nicht intelligent ist, während die geistige Wahrheit Gemüt ist.“
Dieses Unwetter war „der scharfe Überschuß der Materialität“, der sich geltend machen wollte. In diesem Augenblick war die faszinierende Wirkung des Unwetters gebrochen. Ich akzeptierte nichts von dieser Heftigkeit als wirklich. Als ich meine Bücher wegräumte, stellte ich fest, daß das Unwetter sich gelegt hatte.
Durch mein Studium und Gebet konnte ich sehen, daß Gott Geist ist, und da Geist Alles ist, bleibt kein Raum für die Materialität. Die menschliche Annahme verleiht den materiellen Dingen scheinbar Substanz. Ich erkannte, daß in dem Maße, wie wir die absolute Allgegenwart Gottes besser verstehen, die materielle Annahme schwächer wird, bis sie schließlich verschwindet. Dann kommt uns die vollständige und herrliche Erkenntnis von Gottes Universum zum Bewußtsein. Wie konnte es also in Wirklichkeit einen Überschuß der Materie oder des sterblichen Gemüts geben? Vom absoluten Standpunkt aus gesehen, konnte es keinen geben. Die möglicherweise zerstörerische Wirkung des Blitzes beruhte auf der falschen menschlichen Annahme, daß Leben, Intelligenz und Kraft materiell seien.
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß man weder mentale noch geistige Mittel anwenden kann, um das Wetter zu beeinflussen. Das Wetter ist ein Zustand der materiellen Atmosphäre, und der Versuch, es zu beeinflussen, würde die Täuschung fortbestehen lassen, daß das Wetter und seine unharmonischen Bedingungen Substanz und Wirklichkeit hätten. Doch wir können die irrige menschliche Annahme von Verwüstung wissenschaftlich umkehren, und zwar durch die Wahrheit, daß das Sein in Gott, Leben, harmonisch ist. Geist ist die einzig wahre Substanz und das einzig wahre Gemüt und regiert alles Wirkliche in harmonischer Weise.
Was verursacht Unwetter und Wirbelstürme? Der Naturwissenschaft gemäß entstehen sie dadurch, daß mehr Sonnenlicht auf die Tropen als auf die Pole fällt. Infolge dieser ungleichen Sonneneinstrahlung stößt die am Äquator erhitzte Luft mit der an den Polen abgekühlten zusammen. Wo die warmen und kalten Luftmassen aufeinanderprallen, entstehen Stürme. Sie sind das Resultat der bestehenden Temperaturunterschiede.
Turbulenz ist Unausgeglichenheit. Was für Gedanken hegen die Menschen bewußt oder unbewußt? Unausgeglichene, unstete, unharmonische? Das Denken, das von solchen Disharmonien wie z. B. Habgier, Haß, Gewalttätigkeit, Vorurteil und Krankheit frei ist, ist rein und friedevoll. Es ist empfänglich für Gott, Seele. Die Winde der Verwirrung und die Blitze der Kritiksucht können den Frieden, die Freude und die inspirierte Zuversicht nicht trüben, die der Erkenntnis der vollkommenen Einheit des Menschen mit dem göttlichen Gemüt entspringen. Der wirkliche Mensch, der zu Gottes Ebenbild geschaffene Mensch, kann nicht umhin, Gottes Eigenschaften auszudrücken. Es ist unsere Aufgabe, darüber zu wachen, daß diese Eigenschaften in unserem Leben sichtbar werden. Unsere klare, mentale Atmosphäre trägt zu größerer Beständigkeit in unserer Umwelt bei.
Manche Menschen glauben, daß heftige Unwetter durch „höhere Gewalt“ verursacht würden. Aber ein liebevoller Vater fügt Seinen Kindern keinen Schaden zu. Er ist nicht der Urheber zerstörerischer Kräfte, von Furcht oder Verwirrung. Er segnet Seine Schöpfung mit Schönheit, Ordnung und liebevollem Schutz. Wir empfinden diesen Segen, wenn wir uns als Gottes Kind sehen. Der Mensch wird nicht herumgestoßen, und keine falschen Annahmen können dies wahr machen.
In der Bibel findet sich ein Beispiel dafür, wie wir zerstörerische Naturkräfte zurückweisen können. Lukas berichtet, daß sich ein gewaltiger Sturm erhob, als Jesus und seine Jünger sich in einem Schiff befanden. Die Jünger fürchteten sich; ihr Schiff füllte sich mit Wasser. Sie gingen zum Meister und fanden ihn schlafend. Sie schrien: „Meister, Meister, wir verderben! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers; und es ließ ab, und ward eine Stille. Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser? Selbst dem Wind und dem Wasser gebietet er, und sie sind ihm gehorsam.“ Luk. 8:24, 25.
Christus Jesus weigerte sich, den Sturm zu fürchten. Er war nicht einmal davon beeindruckt. Er glaubte fest, daß Gott vollkommene Herrschaft besitzt. Er bewies, daß Gott die aktive, gütige Kraft im Universum ist.
Jesus beruhigte die Atmosphäre für alle, die bei ihm waren. Auch wir können die Ruhe unserer eigenen mentalen Atmosphäre aufrechterhalten. Wenn schlechtes Wetter droht, können wir uns demütig an Gott wenden. Aber wir müssen auf Seine Regierung vertrauen. Dann sind wir nicht dem Wetter preisgegeben. Wir handeln in Gehorsam gegen das höchste Gesetz, das es gibt. Diese Klärung unseres Denkens hilft die Gefahr beseitigen. Sie gewährleistet Harmonie.
Akzeptieren Sie Gewalt als einen Teil des natürlichen Ablaufs der Dinge? Wenn der Wetterdienst schwere Unwetter vorhersagt, reagieren Sie dann mit Furcht? Apathie? Oder nehmen Sie Ihren Regenschirm und kümmern sich einfach nicht darum?
Wenn der Wetterdienst uns auf eine ernste Wetterlage aufmerksam macht, ist dies ein Aufruf an uns alle, uns zu vergewissern, daß wir uns auf Gott verlassen und uns über die materielle Annahme in das klare Bewußtsein der Wahrheit erheben.
Wer überwindet,
der wird es alles ererben,
und ich werde sein Gott sein,
und er wird mein Sohn sein.
Offenbarung 21:7