Wohl eins der beliebtesten Bilder von Mrs. Eddy ist die Aufnahme, wo sie auf dem Balkon von Pleasant View steht, die Hände in einer gebenden Geste ausgestreckt. Ein ortsansässiger Fotograf hielt sie mit der Kamera in dieser für sie charakteristischen Stellung fest, als sie zu 10 000 Christlichen Wissenschaften sprach, die sie im Sommer 1903 besuchten. Ihre Botschaft an sie gründete sich auf den Gedanken: „Vertraut auf die Wahrheit, und vertraut auf nichts anderes.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 171;
Diese große religiöse Führerin hatte es gelernt, völlig auf Gott, Wahrheit, zu vertrauen. In ihrem langen, ereignisreichen Leben hatte sie unzählige Male bewiesen, daß solch ein Vertrauen reichlich belohnt wird. In ihrer kurzen Ansprache anläßlich dieses Besuches zitierte Mrs. Eddy aus den Psalmen: „Hoffe auf den Herrn und tu Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich. Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag.“ Ps. 37:3–6;
Die Bibel berichtet, wie viele gute Menschen auf Gott vertrauten und auf wunderbare Weise gesegnet wurden. Aber sie weist auch auf Menschen hin, deren Glaube an Ihn nicht so fest war und deren Mangel an Vertrauen verhängnisvolle Folgen hatte. Ein Beispiel war der Fuhrmann eines Ochsenwagens, auf dem zur Zeit Davids die Lade Gottes nach Jerusalem gebracht werden sollte. Die Rinder glitten aus, und da die Lade ins Wanken geriet, „griff Usa [einer der Fuhrleute] zu und hielt die Lade Gottes fest“ 2. Sam. 6:6;. Dem Bericht gemäß starb Usa auf der Stelle. Die Bibel schreibt seinen Tod dem Zorn des Herrn zu, da, wie man zu der Zeit glaubte, die Lade zu heilig war, als daß jemand sie einfach so hätte berühren können, ohne Schaden zu erleiden. Aber wir mögen in Usas Versuch, die Lade zu stützen, eine geistige Lehre für heute sehen — daß es falsch ist, nicht absolut auf Gottes Fähigkeit zu vertrauen, für das Seine zu sorgen.
Welches sind nun einige der Anzeichen eines solchen unzureichenden Vertrauens? Vorbehalte in unserem Denken hinsichtlich der Macht Gottes, alle unsere eigenen rechtmäßigen Bedürfnisse und die anderer zu befriedigen und ohne Ausnahme alles zu heilen, was in unserem eigenen Leben und in dem anderer unharmonisch ist. Übertriebene Besorgnis bis zu dem Punkt, wo wir krank werden vor Sorge, wenn wir von den Leiden unschuldiger Menschen oder Tiere oder von den Opfern von Unfällen, Naturkatastrophen oder politischen Ereignissen hören. Eine auf Furcht beruhende Tendenz, „die Lade zu stützen“, wenn die normalen Impulse unserer eigenen jungen Leute sie zu unbeaufsichtigter Unabhängigkeit führen.
Absolutes Vertrauen auf Gottes heilende Gegenwart duldet keine mentalen Vorbehalte, die sich etwa in einem Fläschchen Medizin oder einer Schachtel Tabletten im Badezimmerschrank zeigen mögen. Es gestattet auch kein überängstliches Wachen über Familie und Freunde statt der Willigkeit, an der Tatsache festzuhalten und zu beweisen, daß Gott ihr Vater, ihre Mutter, ihr Hirte, Versorger und allsehender, allwissender, immer gegenwärtiger Beschützer und Freund ist.
Auf Gott zu vertrauen heißt nicht, uns für die Menschheit weniger zu interessieren und ihr weniger zu helfen, sondern mehr. Das absolute Vertrauen, das Christus Jesus zum Ausdruck brachte, befähigte ihn, zu heilen und die Menge zu speisen. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „In der göttlichen Wissenschaft wird der Mensch von Gott, dem göttlichen Prinzip des Seins, erhalten. Die Erde bringt auf Gottes Befehl Nahrung für den Gebrauch des Menschen hervor. Da Jesus dies wußte, sagte er einst:, Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet‘ — nicht, daß er sich dadurch das Vorrecht seines Schöpfers anmaßte, sondern er erkannte, daß Gott, der Vater und die Mutter von allem, fähig ist, den Menschen zu nähren und zu kleiden, so wie Er die Lilien nährt und kleidet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 530;
Wie können wir dieses absolute Vertrauen auf Gott erlangen, das Christus Jesus so vollkommen zum Ausdruck brachte? Selbst seine Jünger waren trotz der Beweise, die sie miterlebten, als sie bei ihm waren, nicht alle völlig überzeugt von Gottes Macht, menschliche Disharmonie aufzuheben. Thomas zweifelte ernstlich daran, daß Gott den Tod überwinden konnte und Jesus bei der Auferstehung aus dem Grabe hervorgegangen war. Aber in seiner großen Barmherzigkeit erschien Jesus ihm, und ohne ihm Vorwürfe zu machen, bewies er ihm zu seiner Zufriedenheit, daß das Leben tatsächlich unzerstörbar ist.
Unser Vertrauen auf Gott nimmt zu, wenn wir ein besseres, wissenschaftlicheres Verständnis von Ihm erlangen, und unser Wunsch, Ihm mehr zu vertrauen, wird gesegnet. Das ist erhörtes Gebet. Wenn wir den Glauben, den wir haben, in die Tat umsetzen und um größeres Vertrauen bitten, spüren wir die Kraft der göttlichen Liebe und werden gestärkt. Als ein Vater seinen epileptischen Sohn zu Jesus brachte, damit er von ihm geheilt werde, sagte er: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ Mark. 9:24; Die Antwort unseres Meisters war praktisch. Er heilte den Jungen und erbrachte dadurch einen zusätzlichen Beweis, daß Vertrauen auf Gott wohlbegründet ist.
Heute gibt uns die Christliche Wissenschaft die wahre Erklärung von dem Wesen Gottes und Seinem Universum. Sie zeigt, wie die sterbliche Erfahrung durch das sterbliche Denken gestaltet wird und wie das wahre Verständnis des geistigen Seins, wie es von Gott erschaffen wurde, uns umwandelt und heilt. Wenn wir diese Wissenschaft täglich studieren und anwenden, soweit wir dazu imstande sind, nimmt nicht nur unser Verständnis Gottes zu, sondern auch unser Vertrauen auf Ihn. Wir beweisen die folgenden Worte Mrs. Eddys: „Schritt für Schritt werden diejenigen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen, finden, daß, Gott ... unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten‘ ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 444.