In meinem Beruf als Universitätsprofessor ist die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) stets ein unvergleichlicher Segen gewesen. Mit ihrer Hilfe konnte ich viele Annahmen abweisen, die dem Unterricht im Klassenzimmer und dem Lehren an höheren Bildungsanstalten anhaften — wie Furcht, Nervosität, Einschüchterung, Krankheit, Langeweile, Belanglosigkeit und Mangel an Inspiration. Das Ergebnis war, daß meine Klassen im allgemeinen eine wahre Freude waren. Daher erwartete ich ein Semester ohne Schwierigkeiten, als mir vor mehreren Jahren die Aufgabe übertragen wurde, eine Gruppe von College-Studenten im zweiten Jahr im Schreiben von Essays zu unterrichten. Ich hatte den Kursus bereits vorher abgehalten, und obwohl ihm als solchem kein strikter Studienplan zugrunde lag, glaubte ich, erfolgreich gewesen zu sein.
Während des besagten Semesters sah ich mich jedoch einer so teilnahmslosen Gruppe von Studenten gegenüber, wie man sie sich nur vorstellen kann. Jeden Abend, wenn ich mein Thema für den nächsten Tag vorbereitete, suchte ich interessante Themen auszuwählen. Jeden Morgen, wenn ich die wöchentliche Bibellektion im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft las, machte ich mir die gottgegebenen Eigenschaften klar, die meine Studenten und ich zum Ausdruck brachten. Und dennoch saß die Klasse stumm da, antwortete nur, wenn sie dazu gedrängt wurde, und dann nur mit höflichen Oberflächlichkeiten. Darüber hinaus zeigten ihre Essays weder einen geordneten Aufbau noch Inspiraiton.
Eines Abends, als ich mich an meinen Schreibtisch setzte, um mich für den nächsten Tag vorzubereiten, erkannte ich schließlich, daß ich die Christliche Wissenschaft verständnisvoller anwenden mußte. Ich war der Verzweiflung nahe. Die Klasse einfach wursteln zu lassen wäre für mich unerträglich und den Studenten gegenüber nicht fair gewesen. Ich schlug Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy auf und las die folgende Stelle, die ich schon viele Male gelesen hatte (S. 195): „Akademische Bildung rechter Art ist vonnöten. Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinauswächst, über alles, was sterblich ist.“ Diesmal sah ich, als ich über die vier Begriffe im zweiten Satz nachdachte, daß sie genau die Erfordernisse für gutes Schreiben waren. Ich sah, daß der Schreiber zuerst seine Umwelt beobachten und dann ein Thema durch „Erfindung“ entwickeln mußte — und das englische Wort für „Erfindung“ ist genau der Begriff, der vor Jahrhunderten in der Literatur gebraucht wurde, um den Vorgang zu beschreiben, durch den man ein Thema findet, das sich für eine Abhandlung eignet. Steht das Thema einmal fest, so erkannte ich, muß der Schreiber sich damit befassen, es studieren, um zu wissen, was er sagen kann. Und schließlich muß er schöpferisches Denken walten lassen, um seine Gedanken in Worte zu fassen.
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