Stellen Sie sich einmal vor, wie die Eingeborenen eines noch nicht entdeckten Landes vor Hunderten von Jahren am Strand standen und versuchten, einige große weiße Gegenstände auszumachen, die am Horizont auftauchten. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Bald aber konnten sie erkennen, daß es sich um die weißen Segel großer Schiffe handelte.
Sobald etwas Unbekanntes an unserem Horizont auftaucht, versuchen wir es zu identifizieren und in unser eigenes Bezugssystem einzuordnen. Doch häufig sind wir nicht sofort in der Lage, diese neuen Erscheinungen zu identifizieren. Deshalb fürchtet sich die Menschheit oft vor dem Unbekannten oder begeistert sich vielleicht an den Möglichkeiten, die sich auftun.
Wenn unbekannte, nicht identifizierte Erscheinungen in unserem Gesichtskreis auftauchen, wie sollen wir uns dann verhalten? Hat unsere Reaktion ihre Grundlage im materiellen Sinn, dann sind wir alarmiert oder begeistert oder beides zusammen. Gründet sie sich dagegen auf den geistigen Sinn, wenden wir uns sofort der Unendlichkeit des göttlichen Gemüts zu. Der geistige Sinn erhebt sich in das unermeßliche Universum des göttlichen Gemüts, in dem die geistige Wirklichkeit und Identität aller Dinge zu finden ist. Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir: „Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen.“ Jes. 40:26;
Wenn wir den geistigen Sinn gebrauchen, werden wir uns nicht fürchten. Wenn das, was am Horizont erscheint, gut ist, werden wir es als eine Kundwerdung des göttlichen Gemüts erkennen und zu gegebener Zeit seine Identität verstehen. Sollte die Erscheinung jedoch der Güte des Gemüts unähnlich sein, kann sie uns nicht schaden und wird auf dem bestmöglichen Weg beseitigt, wenn wir die Allerhabenheit des Gemüts klar erkennen.
Immer wieder begegnet uns etwas Unbekanntes. Nehmen wir einmal eine neue und überraschende Freundschaft. Vielleicht wird dieser neue Freund unseren gewohnten Lebensstil verändern. Vielleicht werden wir gezwungen, liebgewordene alte Gewohnheiten und Gedankengänge aufzugeben. Sind wir dazu in der Lage? Können wir es uns andererseits leisten, vor der Herausforderung davonzulaufen, nur weil sie uns mit etwas Unbekanntem, Nichtidentifiziertem konfrontiert? Vielleicht ist es uns unmöglich, unsere Augen vor der Herausforderung zu verschließen. Was können wir dann tun? Wir müssen sie öffnen und das sehen, was uns der geistige Sinn zeigen will, der sich auf das vollkommene Verständnis des Gemüts gründet. Ist diese neue Erscheinung gut, wird sie nur Segen bringen. Ist sie es nicht, wird sie auf natürliche Weise verschwinden, und zwar durch das Verständnis, daß allein das Gute ein tatsächlicher Bestandteil des menschlichen Daseins ist.
Die unbekannten Erscheinungen, mit denen die Menschen heutzutage konfrontiert werden, reichen von unerklärlichen Phänomenen am Himmel bis hin zum Auftreten unerklärbarer Krankheiten. Untersuchen wir einmal erstere. Handelt es sich hier um außerirdische Erscheinungen? Sind es materielle Naturereignisse, die wir noch nicht verstehen können, oder ist es eine Art Selbsttäuschung des menschlichen Gemüts?
Wir wissen es noch nicht genau, selbst wenn wir in diesem Punkt eine ausgeprägte persönliche Meinung haben. Aber mit Hilfe der Christlichen Wissenschaft, der Wissenschaft, die Christus Jesus demonstrierte, können wir das alles im Licht des geistigen Sinnes ruhig betrachten.
Wie die weißen Segel am Horizont den Beobachtern am Strand die Kunde von einem anderen Kontinent brachten, so sind wir vielleicht im Begriff, noch mehr über unser Universum zu erfahren und diese Phänomene zu identifizieren. Mag sein, daß sie Märchen des menschlichen Gemüts sind. Wenn dem so ist, dann dienten die Theorien, die darüber verbreitet wurden, vielen Menschen zur Unterhaltung. Märchen haben ihren Platz in der Literatur gehabt, denn sie haben eine tiefere Bedeutung, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Wenn die sogenannten UFOs den Märchen ähnlich sind, dann haben sie u. a. dazu gedient, das menschliche Denken aus einigen seiner weitverbreiteten Annahmen aufzurütteln.
Was hat das alles mit dem geistigen Sinn zu tun? Ganz einfach folgendes: Neue und unvorhergesehene Dinge erscheinen immer häufiger. Wenn wir einen festen Halt im geistigen Sinn gefunden haben — d. h. im Verständnis von Gott, Geist, als Alles-in-allem —, dann werden wir uns erinnern, daß Mrs. Eddy uns versichert: „Wenn die Sterblichen richtigere Anschauungen über Gott und den Menschen erlangen, werden zahllose Dinge der Schöpfung, die bis dahin unsichtbar waren, sichtbar werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 264; „Richtigere Anschauungen über Gott und den Menschen“ können uns nur Gutes bringen. Daher brauchen wir uns nicht zu fürchten.
Auf der Unermeßlichkeit des Alls entgegengesetzten Seite der Skala befinden sich die unendlich kleinen Größen. Physiker, Chemiker und Biologen sind unermüdlich dabei, sie zu erforschen. Manche dieser Forschungsarbeiten mögen zu Entdeckungen führen, die das menschliche Dasein leistungsfähiger und bequemer gestalten werden.
Wie steht es nun aber mit der Erforschung unbekannter Mikrooganismen und Viren und der Ursachen unerklärlicher Krankheiten? Wenn eine von diesen bekannt ist und einen Namen erhalten hat, treten immer wieder neue auf. So scheint es jedenfalls. Was sagt der geistige Sinn dazu?
Sind es die Dinge der Gottesschöpfung, die da erscheinen? Nein, selbst wenn diejenigen, die sie erforschen, ehrlich bestrebt sind, der Menschheit zu helfen. Doch diese Forschung ist nicht die Tätigkeit des geistigen Sinnes. Häufig sind Krankheiten, deren Ursachen solchen Mikroorganismen zugeschrieben werden, durch das Wirken des geistigen Sinnes geheilt worden. Die Heilung wurde durch das Verständnis bewirkt, daß unendlich kleine Formen von Leben und Substanz in Gottes Schöpfung eingeschlossen sind. Sie sind völlig geistig, der Ausdruck des göttlichen Wesens und daher ein Segen für den Menschen. Auf der anderen Seite aber ist es so, daß Dinge, die materiell und schädlich sind, keine Tatsache in der Wirklichkeit darstellen. Sobald solche Annahmen vom geistigen Sinn berührt werden, haben sie keine andere Wahl, als zu verschwinden, denn sie sind dem allwissenden Gemüt und seiner Widerspiegelung, dem Menschen, unbekannt.
Solche geistigen Schlußfolgerungen werden dazu beitragen, das Auftreten neuer und unbekannter Krankheiten zu verhüten. Sie werden verhindern, daß sich im menschlichen Gemüt bewußt oder unbewußt, krankhafte Vorstellungen entwickeln. Sie werden das Denken klären, so daß nur das Gute einen Platz findet, in dem es sich entfalten kann.
Für den materiellen Sinn wird das Unbekannte immer grundlegend sein, nicht jedoch für den geistigen Sinn, der die göttliche Wirklichkeit erkennt. Das göttliche Gemüt identifiziert seine eigenen Kundwerdungen, von den unendlich kleinen bis zu den unendlich großen. Keine kann ihrer richtigen Identifizierung entgehen. Mrs. Eddy schreibt: „Die Sterblichen mögen wohl die glatten Gletscher erklimmen, über dunkle Gletscherspalten hinwegspringen, das trügerische Eis bezwingen und auf dem Gipfel des Mont Blanc stehen; aber sie können niemals das, was die Gottheit weiß, abwenden, noch können sie der Identifizierung mit dem, was dem ewigen Gemüt innewohnt, entgehen.“ Die Einheit des Guten, S. 64;
Jede Form der Wirklichkeit entfaltet sich unaufhörlich im göttlichen Gemüt. Selbst auf den entferntesten Sternensystemen herrschen Gottes Gesetze ebenso wie hier. Nichts kann uns berühren, was nicht diesen Gesetzen untersteht.
Das Gemüt, das alles erschafft, benennt und identifiziert alles. Neue Formen des Guten, die wir erkennen und an denen wir uns erfreuen können, werden immerdar erscheinen. Es gibt nichts, was für immer unbekannt, nicht identifiziert, bleiben wird. Mrs. Eddy weist uns in ihrer Definition des Begriffs „Das Unbekannte“ darauf hin. Sie beginnt folgendermaßen: „Das, was der geistige Sinn allein begreift und was den materiellen Sinnen unbekannt ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 596. Wie tröstlich ist doch dieser Satz, wenn wir mit dem geistigen Sinn die fernen Horizonte des menschlichen Daseins betrachten!