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Die moralische Dimension des Intellekts

Aus der November 1978-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Alle Studenten besitzen ihn. Aber wie wir diesen Intellekt anwenden, kann für das akademische Leben von höchster Bedeutung sein. Nur zu oft übersehen wir in unserer Auffassung vom menschlichen Intellekt die moralische Dimension.

Soll in der akademischen Arbeit der Nachdruck auf der Anhäufung, der Analyse, dem Aufspeichern von zahllosen Fakten liegen? Prüfungsarbeiten und Abschlußprüfungen mögen uns veranlassen, in rein menschlicher Weise Informationen zu sammeln. Diese Arbeitsmethode öffnet den Gefahren Tür und Tor, die ein Intellektualismus in sich birgt, der, nur um seiner selbst willen, auf dem Boden der bloßen Anhäufung und Bearbeitung menschlichen Wissens gedeiht. Wenn wir diese Methode anwenden, kann es geschehen, daß der menschliche Intellekt so etwas wie ein Gott für uns wird. Wir gestehen ihm Macht und Einfluß zu — wir sehen in ihm den Ursprung der Intelligenz.

Christliche Wissenschafter lernen, jene Art des Intellekts fallenzulassen, der unsere Lernmethode auf ein sogenanntes materielles Gemüt begrenzt.

Die Materie ist niemals intelligent. Gott ist Gemüt, die einzig echte und substantielle Intelligenz, die es überhaupt gibt. Der Mensch ist eine Idee des Gemüts und bringt ewiglich die wahre Intelligenz zum Ausdruck. In dem Maße, wie der Christus, die Wahrheit, diese Tatsache enthüllt, werden wir von den Beschränkungen einer materiellen Gedankeneinstellung frei. Zuzugeben, daß die Intelligenz unendlich ist und daß unser wahres Bewußtsein das Gemüt, Gott, individuell zum Ausdruck bringt, wirkt sich heilend auf den Zweifel und die Unsicherheit aus, auf die Arroganz und den Egoismus des menschlichen Gemüts. Paulus konnte die „Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes“ preisen. Und er fügte die Frage hinzu: „Wer hat des Herrn Sinn erkannt?“ Röm. 11:33, 34;

Um mehr Vertrauen auf die Fähigkeiten eines Intellekts zu erlangen, der im Geistigen wurzelt, müssen wir unser Vertrauen auf die Materialität fahrenlassen.

Nur ein Gemüt anzuerkennen und uns bewußt zu werden, daß der Mensch wahre Intelligenz widerspiegelt, führt des öfteren zu einem besseren Verständnis unseres Studienfachs, zu höheren Benotungen, besserem Erinnerungsvermögen und intelligenterer Tätigkeit. Nichtsdestoweniger ist es ein langer Schritt von dem Hinneigen zu einem materialistischen Intellektualismus zu der reinen Geistigkeit, die das göttliche Gemüt allein als die Basis der Intelligenz anerkennt. Bisweilen versuchen wir, diesen langen Schritt zu tun, eigentlich mehr wegen des Wunsches nach besserer Benotung als aus tiefer Liebe zu der inhaltsschweren Wahrheit, daß Gott unendliches, unbegrenztes Gemüt ist.

Anstatt mit einem Male den ganzen Schritt zu tun — und dabei mitunter zu Fall zu kommen —, können wir uns einer äußerst wichtigen Dimension des Intellekts als einer Brücke bedienen. Es handelt sich hier um eine moralische Dimension. Sie schließt solche Übergangseigenschaften ein wie Disziplin, Demut, Ordnungsliebe und Treue. Die Entwicklung einer moralischen Dimension des Intellekts umfaßt mehr als inbrünstiges Gebet für uns selbst, wenn Abschlußarbeiten und -prüfungen näherrücken. Diese spezielle Gedankeneinstellung verlangt von uns, unseren Gebeten beständiges Leben zu verleihen, indem wir unsere tägliche akademische Arbeit durch sie untermauern lassen. Diese Dimension ist eine Gedankeneinstellung und Tätigkeit, die sich auf unser gesamtes Studium auswirkt.

Nehmen wir z. B. irgendein Fachgebiet in unserem Lehrplan. Anstatt uns nun auf einen mechanischen Lernprozeß zu konzentrieren, stellen wir besser eine moralische Eigenschaft in den Mittelpunkt unserer Bemühungen. Vielleicht handelt es sich um ein Fach, in dem eine besondere Notwendigkeit zur Selbstdisziplin besteht. Möglicherweise bietet ein anderes Fach Gelegenheit, zu lernen, tiefere Demut zum Ausdruck zu bringen. Und in wieder einem anderen Fach mag Inspiration die fundamentalere Lektion sein, die wir lernen müssen.

Wenn man ein wenig nachdenkt, wird es einem gewöhnlich klar, welche speziellen moralischen Eigenschaften in einem Fach benötigt werden. Ist es nicht grundsätzlich so, daß es in der Hauptsache darum geht, zu dem Fach etwas beizutragen, anstatt nur zu versuchen, aus ihm etwas herauszuholen?

Ein solches Verhalten verlangt nun nicht etwa ein geringeres Maß an Arbeit. Im Gegenteil, es mag mehr Arbeit beanspruchen. Ganz bestimmt verlangt es von uns, die Akzente in unserem Studium zu verlagern. Es verlangt, daß wir die in der Bibel und den Werken Mrs. Eddys enthaltenen metaphysischen Wahrheiten gründlicher, eingehender und regelmäßiger erforschen. Die Entwicklung der moralischen Dimension des Intellekts fordert von uns, die Eigenschaften dann in die Tat umzusetzen, sie zu unserem Lebensstil zu machen, besonders in ihrer Beziehung zu bestimmten Fächern.

Wenn wir beharrlich und ehrlich in dieser Arbeit sind, wird die moralische Natur unseres Intellekts entwickelt und gestärkt, obwohl sie bisweilen aufs härteste geprüft werden mag. Mrs. Eddy schreibt: „In den mentalen Zusammenstößen der Sterblichen und in den Spannungen intellektueller Auseinandersetzungen erprobt sich die mentale Spannkraft, und wenn sie nicht nachläßt, wird sie stärker.“ Vermischte Schriften, S. 339.

Wenn wir den Nachdruck auf die moralischen Elemente legen, anstatt nur Fakten zu sammeln, bedeutet dies nun nicht etwa, daß wir aufhören, nützliche Kenntnisse zu erwerben. Es führt vielmehr zu einer Bereicherung des Lernprozesses und einer größeren Fähigkeit, das, was wir wissen müssen, zu lernen und zu behalten. Aber anstatt uns einfach an eine Ansammlung menschlichen Wissens zu erinnern, werden wir höchstwahrscheinlich auf das Studium jenes Fachs als die Zeit zurückblicken, wo wir lernten, mehr Disziplin zum Ausdruck zu bringen, oder als das Jahr, wo wir schließlich entdeckten, wie wir durchweg wachsam und aufnahmefähig sein können — aufgeschlossener, urteilsfähiger oder exakter. Faktoren dieser Art sollten in dem, was wir mitnehmen, wenn wir unser Studium vollendet haben, von großer Bedeutung sein.

Es ist höchst wichtig, die Kluft zu überqueren zwischen einem Intellekt, der auf Materialität gegründet ist, und der Erkenntnis, daß das göttliche Gemüt allwissend ist — das eine vollkommene und göttliche Bewußtsein. Die moralische Dimension des Intellekts ist die natürliche und geeignete Brücke, deren Benutzung von nachhaltiger Bedeutung ist und bleibenden Lohn mit sich bringt.

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