Absolute Ehrlichkeit in allem, was wir denken und tun, ist für Fortschritt und Wachstum in geistigem Verständnis unerläßlich. Was versteht man unter dem Begriff „ehrlich“? Er hat viele Bedeutungen, wie z.B. rechtschaffen, zuverlässig, gerecht, wahrhaftig, aufrichtig, redlich und ohne Betrug.
Wir müssen uns bemühen, Gott gegenüber ehrlich zu sein: Ihn von ganzem Herzen zu lieben. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß alle Kraft, alle Fähigkeit und alle Freude uns von der ständig strömenden Quelle des Lebens, dem einend großen Schöpfer, Gott, der göttlichen Liebe, zufließen. Durch unsere Aufrichtigkeit gegenüber Gott öffnet sich unser Bewußtsein dem Guten und macht uns dafür empfänglich. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „... wenn aber der Mensch die Höhen der Christlichen Wissenschaft erreichen will, muß er im Gehorsam gegen ihr göttliches Prinzip leben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. viii; In dem Maße, wie wir diesem göttlichen Prinzip, Gott, aufrichtig gehorsam sind und freudig unsere zunehmende Erkenntnis vom Guten anzuwenden suchen, wachsen wir im Verständnis.
Wir müssen verstehen, daß die Größe, Majestät und Unendlichkeit unseres Vater-Mutter Gottes unermeßlich sind und nicht nach sterblichen Normen beurteilt werden können. Gleichzeitig fragen wir uns: Sind wir wirklich bereit, höher zu steigen und althergebrachte sterbliche Begriffe durch demonstrierbare geistige Wahrheiten zu ersetzen? Dies erfordert unsere ganze Integrität und unsere Willigkeit, im geistigen Verständnis — in unserem Erfassen der Allgegenwart und Allmacht Gottes — Fortschritte zu machen. Unsere Liebe zum Guten wächst in dem Verhältnis, wie wir uns unserer wahren Beziehung zu Gott bewußt werden und die Einheit, die zwischen Gott und dem Menschen besteht, in ehrlicher Hingabe anerkennen.
Wir werden uns der Verbundenheit mit Gott bewußt, wenn wir beten. Im Gebet müssen wir mit uns selbst ehrlich sein; unser Beweggrund ist maßgebend. Erinnern wir uns einmal an das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner, die beide in den Tempel gingen, um zu beten. Der Pharisäer betete in selbstherrlicher Weise, während der Zöllner aufrichtig und demütig seine Fehler bekannte. Der Zöllner wurde in seinem Gebet gerechtfertigt; dem Pharisäer aber stand der Stolz im Wege. Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch: „Um in das Herz des Gebets einzudringen, muß die Tür der irrenden Sinne verschlossen sein. Die Lippen müssen verstummen, und der Materialismus muß schweigen, auf daß der Mensch beim Geist Gehör finde, bei dem göttlichen Prinzip, Liebe, das allen Irrtum zerstört.“ ebd., S. 15;
Unser Verlangen und Ziel sollte sein, immer mehr von materiellen Begriffen loszukommen und ehrlichen Herzens nach geistigem Verständnis zu streben. Als Christus Jesus erklärte, daß Liebe zu Gott und Liebe zu unserem Nächsten die zwei großen Gebote sind, antwortete ihm der Schriftgelehrte, der ihn gefragt hatte: „Meister, du hast wahrlich recht geredet. Er ist nur einer und ist kein anderer außer ihm; und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.“ Und Jesus sprach zu ihm: „Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes.“ Mark. 12:32–34.
Der Ausgangspunkt für Wachstum in der Geistigkeit liegt in unserer Liebe zu dieser Allmacht, zu Gott, der göttlichen Liebe. Ehrlichkeit gegenüber Gott läßt uns uns selbst und anderen gegenüber ehrlich sein. Dulden wir nicht manchmal in uns selbst etwas, was wir bei anderen verurteilen? Die Ehrlichkeit verlangt jedoch auf der ganzen Linie denselben Maßstab. Prüfen wir uns einmal, ob wir bereit sind, die schädliche, materialistische Empfindlichkeit des persönlichen Sinnes zu überwinden und in erweiterten, höheren Dimensionen zu denken und zu handeln. Reines, vom Geist beherrschtes Empfinden trägt das Zeichen des Christus, der wahren Idee Gottes — erhaben, nobel, selbstlos, aufbauend, ehrlich.
Egoismus und Selbstrechtfertigung sind knechtende Fesseln. Die Freude des Gebens jedoch öffnet unser Herz den Mitmenschen gegenüber. Die Christliche Wissenschaft verlangt, daß wir diese Religion praktisch anwenden und nicht darüber theoretisieren. Es ist wichtig zu wissen, wo wir stehen und wo unser Halt ist, damit wir nicht durch die Propaganda oder die Suggestionen materieller Annahmen manipuliert werden. Wenn wir handeln, nur weil andere so handeln, sind wir im Grunde genommen uns selbst gegenüber unehrlich. Wir müssen uns selbst treu bleiben und uns so verhalten, wie die Ehrlichkeit dem göttlichen Prinzip gegenüber es uns eingibt, und nicht wie vergängliche Gepflogenheiten oder die Massenmedien es uns eingeben.
Wir müssen uns davor hüten, lediglich jemand anders zu imitieren. Wenn wir die Wirklichkeit unseres echten Selbst schauen, werden wir unsere wahre Individualität verstehen. Eine Individualität kann weder vervielfältigt noch mit einer anderen verglichen werden. Individuelles geistiges Wachstum zeigt sich, wenn wir unsere ewige Einheit mit Gott erfassen.
Wenn wir nach ihnen Ausschau halten, werden wir viele Gelegenheiten finden, unseren Mitmenschen und der Welt gegenüber Ehrlichkeit und Liebe zum Ausdruck zu bringen. Wir haben unserem Nächsten etwas Wertvolles anzubieten, z.B. unsere Gottesdienste. Diese werden durch unsere hingebungsvolle geistige Arbeit zu heilungbringenden Erlebnissen. Das reine, freudige, dankerfüllte Denken der Mitgliedschaft erzeugt die befreiende Atmosphäre, die für alle Anwesenden spürbar ist.
Wir können über unsere persönlichen Bedürfnisse hinausschauen und auch für unsere Regierungen beten. Das gelingt uns am besten, wenn wir erkennen, daß alle wahre Regierung Gott angehört und daß die menschliche Regierung in dem Verhältnis Erfolg haben wird, wie sie die göttliche Intelligenz anerkennt und widerspiegelt. Wenn wir beten, können wir daran festhalten, daß unter Gottes Regierung alle Dinge harmonisch zusammenwirken und von dem göttlichen Gesetz beherrscht werden. Liebe überwindet Haß und Materialismus und zeigt, daß in der Ordnung des göttlichen Prinzips all die Ideen Gottes ständig das Gute entfalten und Gottes Vorsatz erfüllen. Die Erkenntnis von der Allgegenwart des Guten gibt uns Herrschaft über alle Widerwärtigkeiten. Lassen Sie uns diese Herrschaft ehrlich anwenden und entgegengesetzten, irrigen Suggestionen Einhalt gebieten.
Die Christliche Wissenschaft ist eine heilende Religion und hilft vielen, das Elend des Materialismus zu überwinden. Heilungen von Krankheit, Trübsal und Mißständen sind Segnungen, die den Weg zur Erlösung von den Irrtümern der materiellen Annahme weisen. Das ist wirklicher Fortschritt, der alle segnet — den einzelnen, unsere Kirche, unsere Regierungen, die Welt.